Oberhausen. Im Güterverkehr sollen viele Stellen wegfallen, auch in Oberhausen. Doch es kommt Gegenwind auf. Wer sich nach dem Betriebsrat noch meldet.

An den Standorten des Unternehmens DB Cargo in Oberhausen sollen schon bald etliche Stellen wegfallen. Die Belegschaft hat davon auf einer Betriebsversammlung erfahren.

An den beiden Oberhausener Standorten arbeiten Hunderte Beschäftigte

Der Gütertransport-Konzern will bundesweit in den nächsten Jahren bis 2029 rund 4000 der insgesamt 17.600 Arbeitsplätze streichen. Zur Begründung führt eine Sprecherin an, dass sich die sinkende Produktion in der Industrie auf die Zahl der Transporte auswirke. Entsprechend passe das Unternehmen seine Personal- und Kostenstrukturen an.

Die Folgen dieser „Anpassung“ bekommen die heimischen Beschäftigten deutlich zu spüren. Die Standorte in Oberhausen (Osterfeld und Lirich) mit mehreren hundert Beschäftigten gehören gemeinsam mit den Niederlassungen Köln, Duisburg (Verwaltung an der Masurenallee) und Herne, Außenstelle von Osterfeld, zum Wahlbetrieb C3, wie der Firmenbereich konzernintern heißt. Der hat nach Angaben von Betriebsratschef Heinz Frielingsdorf derzeit noch 2114 Stellen. In rund einem Jahr soll der Betrieb nach jetzigen Plänen auf - mindestens - 1653 geschrumpft sein, also ein Minus von 400 Jobs.

DB Cargo: Die Zukunft kompletter Werke steht auf der Kippe

Betroffen sind davon in erster Linie Rangierer, Lokführer und Wagenmeister. Wahrscheinlich wird damit aber das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht sein. Denn auf den Prüfstand soll auch noch die Sparte Instandhaltung kommen, zentrale Aufgabe des Werks in Osterfeld. In welcher Größenordnung Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen, sei momentan überhaupt noch nicht absehbar, erklärt Frielingsdorf. Unter Umständen sind es nicht nur einzelne Arbeitsplätze, die das Unternehmen einspart, eventuell stehen auch komplette Werke auf der Kippe.

Momentan wird eine Sozialauswahl getroffen, welche Mitarbeiter unter den jetzigen Vorzeichen gehen sollen. Dabei sind unter anderem die Länge der Betriebszugehörigkeit, Lebensalter oder Unterhaltspflichten maßgebliche Faktoren. Kündigungen sieht das Konzept allerdings nicht vor, betont der Betriebsratschef. Die betroffenen Beschäftigten sollen Angebote auf freie Stellen im Konzern Deutsche Bahn erhalten. Beispielsweise könnten sie als Lokführer zur DB Regio wechseln oder eben auch andere Aufgaben wahrnehmen.

DB Cargo fährt schon seit langem hohe Verluste ein. Die Krise scheint sich weiter zu verschärfen.
DB Cargo fährt schon seit langem hohe Verluste ein. Die Krise scheint sich weiter zu verschärfen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Für den Umstieg vom Güter- und auf den Personenverkehr würden die Betroffenen entsprechend geschult. Die Mitarbeiter sollen möglichst nah zu ihrem Wohnort einen neuen Job bekommen, möglicherweise erhalten sie aber auch weiter entfernt liegende Angebote. Unter Umständen müssen sie - je nach Job - damit rechnen, dass sie weniger verdienen als bislang. Die Größenordnung soll bei bis zu zehn Prozent liegen.

Weiterhin will der Konzern älteren Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit unterbreiten, auch vorzeitig in den Ruhestand wechseln zu können, mit entsprechender finanzieller Unterstützung.

Für das Unternehmen dürfte es mit Beginn des nächsten Jahres noch enger werden

DB Cargo fährt schon seit längerer Zeit große Verluste ein, so auch im ersten Halbjahr 2024. Laut Medienberichten hat der Konzern rund zehn Prozent weniger Fracht befördert als noch im Vergleichszeitraum des Vormonats. Der Umsatz sei um 106 Millionen Euro gesunken. Im Ergebnis habe das Minus 261 Millionen Euro betragen und damit 66 Millionen Euro mehr als in den ersten sechs Monaten 2023.

Ab Januar dürfte es für das angeschlagene Unternehmen noch enger werden. Aufgrund von EU-Richtlinien darf die Deutsche Bahn die Verluste ihrer Güterverkehrs-Tochter nicht mehr ausgleichen. Die bisher geleisteten Hilfen in Milliardenhöhe hat die Europäische Union allerdings nur unter Vorbehalt gewährt. Unter anderem soll DB Cargo ein Umstrukturierungsprogramm auf den Weg bringen. Daraufhin hatte sich das Unternehmen im Herbst mit den Betriebsräten auf den Abbau von 2300 Stellen verständigt. Inzwischen geht das Unternehmen sogar schon von besagten 4000 Jobs aus.

Große Verunsicherung unter den Beschäftigten in Oberhausen

Darüber hinaus sollen auch neue Geschäftseinheiten entstehen, die sich stärker an den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden und den verschiedenen Gütern ausrichten. Bei den geplanten Bereichen handelt es sich um Stahl, Automotive, Chemie und Rohstoffe sowie Konsumgüter. 

Die tiefgreifenden Pläne, vom Abbau der Arbeitsplätze bis hin zum Umbau des Unternehmen, „haben in der Belegschaft bereits zu einer großen Verunsicherung geführt“, sagt Betriebsratschef Frielingsdorf. Die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) hat sich zu Wort gemeldet und kritisiert das Vorgehen von DB Cargo scharf. Vor einem Jahr sei noch von rund 2300 Stellen die Rede gewesen, die gestrichen werden sollen. Inzwischen liege die Zahl schon bei 5000 und damit noch einmal höher als noch vor wenigen Tagen verkündet. Die GdL hat große Sorge, dass DB Cargo überhaupt nicht saniert, sondern abgewickelt werden soll.

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