Oberhausen. Roland Riebeling beweist in seiner Schauspieler-Karriere staunenswerte Vielseitigkeit - auch mit dem „Abend am anderen Ufer“ in der Fabrik K 14.

Selbst schmerzhafte Erinnerungen vergoldet die Zeit: Roland Riebeling hatte sich einst im sportlichen Überschwang seines ersten festen Engagements am Theater Oberhausen prompt einen Schneidezahn angeschlagen - das Malheur ist bis heute sichtbar. Dennoch sagt der längst als Kölner „Tatort“-Assistent Norbert Jütte fernsehbekannte 46-Jährige (mit dem nur ein kleines bisschen schadhaften Lächeln): „Oberhausen war meine künstlerische Wiege.“

An der Seite des ebenfalls am Will-Quadflieg-Platz „in der Wiege geschaukelten“ Günter Alt kehrt Roland Riebeling nun für einen Abend zurück nach Alt-Oberhausen - und zwar ins älteste soziokulturelle Zentrum der Bundesrepublik. „Stößchen!“ sagen die beliebten Schauspieler und so heißt auch ihr literarisch-musikalischer „Abend am anderen Ufer“, den sie am Samstag, 16. November, um 20 Uhr mit musikalischer Top-Begleitung auf der kleinen Bühne der Fabrik K 14 an der Lothringer Straße 64 präsentieren.

Roland Riebeling am Kontrabass - allerdings nicht als Musiker, sondern hier im gleichnamigen Schauspiel-Solo von Patrick Süskind. Den Bass während des „Stößchen!“-Abends zupft der profunde Jazzer Konstantin Wienstroer.
Roland Riebeling am Kontrabass - allerdings nicht als Musiker, sondern hier im gleichnamigen Schauspiel-Solo von Patrick Süskind. Den Bass während des „Stößchen!“-Abends zupft der profunde Jazzer Konstantin Wienstroer. © Handout | Diana Küster

Erstaunliche Wandlungsfähigkeit bewies schon der junge Oberhausener Ensemble-Spieler Riebeling und zwar als „Kakerlaken-Mädchen“, wie er seinen Part in einer Kreation der bekannt boshaft-satirischen Sibylle Berg beschreibt: „Ich fand‘s ganz toll, war überhaupt sehr gerne an dieser Bühne“. Nach dem Wechsel zum noch etwas berühmteren Bochumer Schauspielhaus, dem Essener Grillo-Theater und den Bad Hersfelder Festspielen lebt der Umtriebige heute als „Freelancer“, führt selbst Regie - wie zuletzt mit Schillers „Kabale und Liebe“ in Wuppertal - und lehrt als Professor das Schauspielfach in Osnabrück. Ganz zu schweigen von seinen Einsätzen vor TV-Kameras. „Zum Glück habe ich eine hervorragende Agentin.“

„Man begegnet sich nur noch virtuell. Die Bars und Discos gehen daran kaputt.“

Roland Riebeling (46),
bedauert das „Unsichtbarwerden“ der queeren Szene

Die „Stößchen!“-Show allerdings nennt Roland Riebeling „ein Herzensprojekt mit Günter Alt“, den das treue K 14-Publikum seit 20 Jahren als vorlesenden Dauergast der „Summerwine“-Abende kennt, aber wohl noch nicht mit glamourösem Make-Up erlebt hat. Einen Anstoß zu den Texten und Liedern vom „anderen Ufer“ gab das von beiden erkannte stille Verschwinden der queeren Szene in etlichen Großstädten: „Man begegnet sich nur noch virtuell“, sagt Roland Riebeling. „Die Bars und Discos gehen daran kaputt.“ Queeres Leben werde so nach einigen Jahren der Blüte „wieder unsichtbar“.

Unglamourös, aber stimmungsvoll: Die Fabrik K 14, hier während des „Hömma“-Jazzfestivals.
Unglamourös, aber stimmungsvoll: Die Fabrik K 14, hier während des „Hömma“-Jazzfestivals. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Nein, ein larmoyanter Abgesang stehe deshalb in der Fabrik K 14 nicht zu befürchten, betont der 46-Jährige: „Wir wollen die Freude am Leben und an der Liebe feiern.“ Und zwar ausdrücklich nicht nur für ein Szene-Publikum, sondern für alle, die sich gerne gut unterhalten lassen. Ein „absolutes Geschenk“, so Roland Riebeling, sei zudem das Mitwirken zweier Jazzmusiker „aus der Bundesliga“: Akkordeonist Jörg Siebenhaar bereicherte schon etliche Theater- und Filmproduktionen als Komponist und Musiker. Der blinde Virtuose spielt sonst im Trio Spirituoso und im Sextett „Un Tango Mas“. Noch breiter ist das stilistische Spektrum des Kontrabassisten Konstantin Wienstroer, der die türkisch-deutsche Band „Tan“ ebenso gewandt begleitet wie die deutschen Jazzrock-Asse „Nighthawks“.

Bei solchem Qualitäts-Backing, versichert Roland Riebeling, „werden Günter Alt und ich uns als Sänger alle Mühe geben“. Das Repertoire des „Stößchen!“-Abends bietet dafür höchst amüsante Vorlagen - mit Texten von Heinz Erhardt bis zum Briten David Nicholls. Gesanglich schwelgt das Schauspieler-Duo in Werken von Vicky Leandros bis zu Tim Fischers „Rinnsteinprinzessin“. Denn so ein leicht frivol-literarischer Abend lässt sich kaum besser ankündigen als mit den Worten dieses wunderbaren Chansonniers: „Komm mein Herz, ich schmeiß ne Runde / Wir verjubeln den Verstand“.

Tickets für den „Abend am anderen Ufer“ gibt’s für 18 Euro per Mail an e.s.brieden@gmail.com