Oberhausen. Wie wird sich die Preiserhöhung für das Deutschland-Ticket auf die Abo-Zahlen auswirken? So schätzt die Stoag in Oberhausen die weitere Entwicklung ein.

Das Deutschlandticket wird ab 1. Januar 2025 statt 49 Euro dann 58 Euro kosten. Darauf haben sich die Verkehrsminister von Bund und Ländern jetzt in einer Sonderkonferenz geeinigt. Wie wird sich die Preiserhöhung um neun Euro in Oberhausen auswirken? Droht eine große Kündigungswelle der Abonnenten?

Das bundesweit gültige D-Ticket gibt es seit dem 1. Mai 2023. Seitdem ist der ÖPNV für die Kundschaft deutlich attraktiver geworden. D-Ticket-Inhaber können den Tarifdschungel getrost vergessen. Ihr Fahrschein gilt bundesweit in Nahverkehrs- und Regionalverbindungen. Bleibt die Anziehungskraft des D-Tickets erhalten, wenn der Preis ab 1. Januar 2025 auf 58 Euro steigt?

Das Oberhausener Nahverkehrsunternehmen Stoag blickt ziemlich gelassen auf die weitere Entwicklung, wie eine Anfrage der Redaktion dazu zeigt. „Aufgrund der Attraktivität des Deutschlandtickets und des weiterhin vertretbaren Preises gehen wir nicht von einer Kündigungswelle aus“, erklärt Pressesprecher Jens Hüsgen. Ab März 2025 werde zudem eine Tarifreform des VRR greifen. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr will sein gesamtes Fahrschein-Angebot deutlich einfacher gestalten und dabei das Deutschlandticket noch stärker in den Blickpunkt rücken. Stoag-Sprecher Jens Hüsgen: „Wir gehen deshalb von stabilen Abo-Zahlen aus.“

Im August 2024 hatte die Stoag exakt 19.994 D-Ticket-Abos in ihrem Bestand. Ende August 2023 hatte das Oberhausener Nahverkehrsunternehmen noch eine D-Ticket-Abozahl von 17.300 gemeldet. Darin enthalten sind auch jene Abonnenten, die sich durch die Umstellung ihres bestehenden Abonnements für das Deutschlandticket entschieden haben; das waren allein in Oberhausen rund 10.000 ÖPNV-Kundinnen und -Kunden.

Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn: „Das ist gerade noch an der Grenze!“

Wie sieht der bekannteste Oberhausener Fahrgast-Lobbyist die Preissteigerung? Lothar Ebbers aus Sterkrade, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Nordrhein-Westfalen, sagt mit Blick auf die recht deutliche, kommende Preiserhöhung um neun Euro: „Das ist gerade noch an der Grenze!“

Teurer hätte das Deutschlandticket nicht werden dürfen, ergänzt Ebbers. Denn mit jeder Preiserhöhung steige die Zahl jener Menschen, die aus dem Angebot aussteigen würden. Derzeit sei allerdings in den meisten Verkehrsgebieten die Nutzung herkömmlicher Fahrscheine noch deutlich kostspieliger. Insofern rechnet Ebbers damit, dass viele Kundinnen und Kunden auch nach dem nun angekündigten Preisaufschlag dem Deutschlandticket treu bleiben werden. Beim VRR habe man sich längst darauf eingestellt, dass das D-Ticket fortbestehe. Bund und Länder zahlen jeweils 1,5 Milliarden Euro für die Umsetzung des Projekts, die Mittel werden an die Verkehrsverbünde weitergereicht. Für die Zeit ab Januar 2026 muss diese Finanzierung noch gesichert werden, vor allem fehlt eine klare Zusage des Bundes.

Ab 1. Januar 2025 steigen unterdessen etwa auch die Preise für das Jobticket (künftig 40,60 Euro) und für das Studierendenticket (34,80 Euro ab dem Wintersemester 2025/26). Lothar Ebbers fordert mit Blick auf den Deutschland-Fahrschein und seine Varianten eine langfristige Kalkulierbarkeit, die sich sowohl für die ÖPNV-Kundschaft als auch für die Nahverkehrsunternehmen positiv auswirken werde. Bund und Länder seien hier in der Pflicht. Stoag-Chef Werner Overkamp hat bereits im August 2023 im Gespräch mit dieser Redaktion gefordert: „Wir brauchen dringend die Zusage von Bund und Ländern, die Finanzierung des Deutschlandtickets langfristig sicherzustellen.“

NRW-Minister Krischer sieht „maßvolle Preissteigerung“, Sozialverbände üben scharfe Kritik

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) sprach unterdessen zu Wochenbeginn als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz von einer „maßvollen Preissteigerung“. Das Deutschlandticket bleibe damit weiter günstig. 58 Euro im Monat seien immer noch attraktiv. Sozialverbände sehen das anders. Sie kritisieren den Preis-Aufschlag scharf, weil damit viele ärmere Menschen von einer nachhaltigen ÖPNV-Nutzung ausgeschlossen würden.

Mehr zum Thema