Oberhausen. Das Aus für die Hauptpost in der Oberhausener Innenstadt ist beschlossen. Wie reagieren die Kunden auf diese Nachricht? Eine Umfrage vor Ort.
Oberhausen verliert seine Hauptpost. In zwei Jahren ist Schluss mit dem Brief- und Paketservice in dem markanten Gebäude an der Paul-Reusch-Straße. Kunden zeigen sich verärgert und enttäuscht, ergab eine Umfrage vor Ort.
Weite Wege zu anderen Postfilialen in Oberhausen
Freitagmorgen gegen 11 Uhr. Die Post gleicht einem Taubenschlag, ein stetes Kommen und Gehen, drinnen bilden sich vor Schaltern und Geldautomaten kürzere, aber auch längere Schlangen. Nicole Billau hat gerade ein paar Briefmarken gekauft und auf das Aus für die Filiale angesprochen, bringt sie ihre Meinung auf den Punkt: „Das ist schlecht für Oberhausen“, sagt die 54-Jährige. „Oft ist es hier so voll, dass die Leute bis auf den Bürgersteig stehen. Das zeigt doch den Bedarf.“ Auf andere Filialen auszuweichen, „kommt aufgrund der Entfernung nur bedingt in Betracht“.
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In die ähnliche Kerbe schlägt auch Petra Fenger( 64). Das Aus für die Hauptpost findet sie „furchtbar“. Die Stadt verliere immer mehr solcher Anlaufstellen, „auf die doch gerade ältere Menschen im Alltag angewiesen sind“. Die Senioren müssten längere Wege in Kauf nehmen, „was aber mancher einer überhaupt nicht schaffen kann“. Packstationen, die die Deutsche Post zunehmend aufstellt, oder auch Paketshops sind für die Oberhausenerin nur bedingt eine Alternative.
Hauptpost schließt: Ältere Menschen schätzen den Aufzug in dem Gebäude
Kurze Zeit später verlässt ein Sozialarbeiter das Gebäude, der für einige Senioren Geld abgehoben hat. Heute ist er allein unterwegs, manchmal kommen die älteren Menschen auch mit ihm, weil sie einfach mal aus der Wohnung raus wollen. Den Geldautomaten allein zu bedienen, trauen sie sich aber nicht zu. „Die Leute schätzen an dieser Filiale vor allem den Fahrstuhl“, betont der Oberhausener. Für einige Kunden sind die Treppenstufen zu den Schaltern eine unüberwindbare Hürde. Nur dank des Aufzugs, der im Raum neben dem Eingang eingebaut ist, schaffen sie es überhaupt in den Postraum. „Diesen Service schätzen die Menschen sehr und werden ihn vermissen“, betont der Sozialhelfer.
An die Folgen für die ältere Bevölkerung denkt auch Chris Zemlin (26). „Das dürfte für viele Menschen ein kräftiger Schlag sein, wenn sie hier nicht mehr ihre Briefe und Pakete abgeben können.“ Daher könne er die Entscheidung auch nicht so recht nachvollziehen. Wünschenswert sei sicherlich, dass die Post in unmittelbarer Nähe eine Ersatzlösung findet. Das Unternehmen hatte gegenüber dieser Zeitung angekündigt, sich auf die Suche nach einem Standort machen zu wollen, wenn der Zeitpunkt der Schließung näher rückt.
Kunde fordert eine Ersatzlösung im Umfeld des Oberhausener Bahnhofs
Dass ein anderes Geschäft eine Postfiliale bei sich aufnimmt, findet wiederum ein 39-Jähriger, der seinen Namen nicht so gern in der Zeitung lesen möchte, eine „recht gute Idee“. Innenstädte drohen doch immer mehr auszusterben, betont er. „Von einer solchen Filiale könnte der Handel durchaus profitieren.“ Einschränkend gibt er aber zu verstehen, dass der Laden unter Umständen lange Warteschlangen bewältigen müsse.
Auf nervige Wartezeiten bei der Hauptpost kommen einige weitere Passanten zu sprechen. „Da steht man manchmal eine halbe Stunde an, nur um eine Briefmarke zu kaufen“, heißt es. Eine Alternative im direkten Umfeld fehle leider. „Ich versuche möglichst die Stoßzeiten zu vermeiden“, sagt Heinz Schuhmacher (63). Zu bedenken gibt er, dass man auch in anderen Geschäften oder Banken oftmals viel Geduld mitbringen müsse. Weil er mit dem Angebot der Hauptpost gut zurechtkommt, fällt ihm auch der bevorstehende Abschied schwer „und es ärgert mich auch“.
Sorge um einen weiteren Leerstand in der Oberhausener Innenstadt
Unmut und Unverständnis spricht aus den Worten von Manfred Kutzer: „Gerade im Umfeld des Bahnhofs braucht doch eine Stadt wie Oberhausen eine Post“. In Sterkrade gebe es schon seit langem keine mehr, jetzt solle auch noch die Innenstadt folgen. Der 86-Jährige hat vor allem Sorge vor einem weiteren Leerstand. Die Postbank allein werde die gesamte Fläche nicht benötigen. „Leerstehende Ladenlokale haben wir schon genug.“
Auch in den sozialen Netzwerken fragen Nutzer, wer denn demnächst in das Gebäude einziehen will. Die Postbank hatte gegenüber dieser Zeitung erklärt, dass der Vermieter gefragt sei, wenn sie die Räume wieder zurückgibt. Das Aus für die Post selbst stößt auf deutliche Kritik, zumal sich auch andere Dienstleister wie Banken zurückziehen würden, heißt es. Für manche User ist das Vorgehen schlichtweg eine Folge der wachsenden Digitalisierung. Der Briefverkehr verliere mehr und mehr an Stellenwert.
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