Oberhausen. Die Schließung des Hallenbades Oberhausen hat Schwimmlehrer sehr besorgt: Denn in den Ferien kann man nicht ausweichen, um Schwimmen zu lernen.
Das hätte auf keinen Fall passieren dürfen: Mit der plötzlichen Schließung des Hallenbades Oberhausen stand den Schwimmlehrern am Mittwoch kein einziges Hallenbad mehr zur Verfügung, um Dutzenden von Kindern das Schwimmen beizubringen. Das Hallenbad nahe der Oberhausener Innenstadt an der Lothringer Straße wurde in dieser Woche überraschend geschlossen, weil die Fachleute eine erhebliche Störung der hygienischen Wasseraufbereitung entdeckten. „So hat es in Sterkrade auch angefangen und jetzt ist dort das Bad schon Jahre geschlossen“, schildert Hartmut Weber vom Oberhausener Sportverein TC 69 Sterkrade seine Befürchtungen in einem Telefonat am Donnerstagmorgen, dass vielleicht auch noch das City-Hallenbad sehr lange ausfällt.
Weber unterrichtet mit seinem insgesamt sechsköpfigen Team bereits seit 15 Jahren kleine und größere Kinder, um ihnen beizubringen, wie man sich über Wasser hält - und auch gut schwimmt. Die Sterkrader mit ihren 65 jungen Schwimmanfängern sind schon aus dem Sterkrader Hallenbad vertrieben worden, das bereits seit Sommer 2022 geschlossen ist und noch bis Anfang des Jahres 2025 gründlich saniert wird. Untergeschlüpft ist der Sterkrader Leiter der Kinderschwimmabteilung von TC 69 mit seinen Schwimmschülern bei den Tauchern und der Rugby-Schwimmgruppe des Vereins, die seit längerem immer samstags im Hallenbad Oberhausen trainieren. Das schien am Mittwoch und Donnerstagmorgen auch vorbei zu sein. Denn eine Ausweichmöglichkeit gibt es in ganz Oberhausen nicht mehr, wenn das Hallenbad Oberhausen ausfällt: Der Aquapark, sonst auch Tummelgebiet für Vereine, macht in den Schulferien nach Aussage von Weber das Bad stets zum reinen Spaßbad - Vereine haben in den Sommerferien keinen Zutritt.
„Es gibt keine ausreichenden Schwimmzeiten in den Hallenbädern“
„Die Politik, die Stadt machen auf uns Druck, bringt mehr Kindern das Schwimmen bei, doch ich habe dafür keine ausreichenden Schwimmzeiten in den Hallenbädern“, sagt Weber. Das Gedränge angesichts von 65 zu unterrichtenden Kindern in den Becken ist regelmäßig groß: „Wir haben zwei Bahnen am Samstag und das geht nahtlos ineinander über: Die einen warten schon ungeduldig am Beckenrand darauf, dass die anderen herauskommen.“
Zum Glück bewahrheiteten sich die Befürchtungen der Kinder-Schwimmlehrer nicht: Die Techniker der Servicebetriebe Oberhausener (SBO) konnten den Schaden erstaunlich schnell noch am Donnerstag beheben. Am frühen Nachmittag meldete die für alle Bäder zuständige Stadttochter fröhlich und auch ein wenig stolz, dass das Hallenbad wieder für alle offensteht: „Die Probleme wurden vollständig behoben und das Schwimmbad ist wieder in einem einwandfreien Zustand.“ SBO-Betriebsleiterin Anke Tannert lobte ihre Teams: „Die technischen Schwierigkeiten konnten sehr schnell behoben und somit die Richtwerte für Wasserhygiene wieder eingehalten werden. Wir danken allen unseren Gästen für ihre Geduld.“
Anderthalb Jahre Wartezeit auf eine Schwimmanfänger-Schulung
Trotz alledem zeigt das nun nur kurzzeitige Aus des Hallenbades, wie zerbrechlich das Schwimmer-System von Oberhausen ist. Grundsätzlichen fehlen Schwimmzeiten für Oberhausener Kinder - und das schon seit Jahren: Die Wartelisten von Kindern, deren Eltern zurecht darauf drängen, dass sie sicher schwimmen lernen sollen, sind lang. Den Engpass beim TC 69 schildert Weber so: „Wir haben 35 Kinder auf der Warteliste, von denen einige schon anderthalb Jahre warten, um Schwimmen lernen zu können. Aber ich kann die doch nur nach Reihenfolge drannehmen, unsere Kapazitäten sind viel zu klein.“
Der TC 69 legt grundsätzlich Wert darauf, dass die Kinder so lange die Schwimmzeiten in den Hallenbädern besuchen können, bis sie richtig schwimmen können, so wie die Eltern das wünschen. „Mit dem Seepferdchen erreicht man nur, dass sich die Kinder über Wasser halten können, bis sie gerettet werden. Richtig schwimmen kann man dann aber noch nicht. Erst mit dem Bronze-Abzeichen können die das zufriedenstellend“, erläutert Weber.
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Seit vielen Jahren klagen die weiterführenden Schulen darüber, dass viele Oberhausener Grundschüler nicht schwimmen können, wenn sie in die fünfte Klasse aufgenommen werden. Rund ein Drittel bis 50 Prozent haben noch nicht einmal die Seepferdchen-Schwimmfähigkeiten erreicht - ergeben Zahlen und Erfahrungen aus dem Jahr 2018. Die Corona-Pandemie hat die Situation verschärft.
Dabei besteht für Nichtschwimmern an Gewässern schnell Lebensgefahr. Die Zahl der Menschen, die in Seen, Schwimmbecken oder Meer in Deutschland in Not geraten - und gar ertrinken, ist in den heißen Sommerjahren drastisch gestiegen: 2022 ertranken bundesweit nach der Statistik der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG 355 Menschen, darunter etliche Nichtschwimmer oder unsichere Schwimmer.