Oberhausen. Die am zweitstärksten versiegelte Stadt Deutschlands muss beim Klimaschutz aufholen: „Klimahausen“-Infos sollen Oberhausener motivieren.
Oberhausen ist die am drittstärksten besiedelte Stadt im Ruhrgebiet nach Herne und Essen, zudem ist ihr Versiegelungsgrad unter den 50 einwohnerstärksten Städten in Deutschland am zweithöchsten. Unter diesen Bedingungen ist der Klimaschutz schwierig zu bewältigen.
„Oberhausen muss mehr für den Klimaschutz tun, aber es ist unfair, die Klimaschutz-Fortschritte der Städte untereinander zu vergleichen, da die Städte alle sehr unterschiedliche Voraussetzungen haben“, sagt Boris Dresen, Senior Scientist „Urbane Transformation“ des Fraunhofer Umsicht-Instituts, bei der Vorstellung des neuen Infoprogramms „Klimahausen“ im Oberhausener Dachgewächshaus über dem Jobcenter. „Oberhausen kann wohl kaum seine Energie selbstständig aus regenerativer Energie erzeugen, da hier beispielsweise der Platz für Windräder fehlt.“
BUND: „In Oberhausen ist beim Klimaschutz noch viel Luft nach oben“
Dennoch ist Oberhausen nicht nur nach Ansicht der BUND-Vorsitzenden Cornelia Schiemanowski in der Lage und verpflichtet, viel mehr für den Klimaschutz zu machen als bisher. „Da ist noch viel Luft nach oben. Nur wenige öffentliche Dächer haben Solaranlagen, sind begrünt oder haben grüne Fassaden. Und wir haben ja noch nicht einmal eine Fahrradstraße im Stadtgebiet.“
Wissenschaftler Dresen hält einen städtischen Mobilitäts-Umbau zugunsten von Fußgängern und Radfahrern für notwendig, auch wenn das in einer finanzschwachen Stadt wie Oberhausen schwierig sei. „Man muss die Menschen motivieren, mit dem Bus, zu Fuß oder mit dem Rad die Wege zu erledigen. Dafür muss aber auch die Nutzung des öffentlichen Raums für parkende Autos teurer werden, um Parkhäuser attraktiver zu machen.“ So könnte als ein Baustein Platz an den Straßenrändern geschaffen werden - für einen angenehmeren Aufenthalt zugunsten von Fußgängern und Radlern.
Martina Zbick, Energieberaterin der hiesigen Verbraucherzentrale, hat aber beobachtet, wie schwer ein solcher Umbau durchsetzbar ist. „Bei den neuen Fahrradboxen im Bismarckviertel haben sich die Gegner dieser Maßnahme viel stärker und lauter geäußert, als die zahlreichen Befürworter im Stadtviertel.“
Was kann jeder Bürger selbst für den Klimaschutz tun? Wie wirken sich großstädtische Projekte auf den Alltag der Menschen aus? Um diese Fragen geht es bei der Neuauflage der erstmals im vergangenen Jahr gestarteten Inforeihe „Klimahausen“. Mit sechs Vorträgen und Diskussionen will man die Oberhausener im VHS-Jahr 2024/25 motivieren, nachhaltiger zu leben. An jedem zweiten Mittwoch im Monat, vom 4. September 2024 bis 9. Juli 2025, immer von 18 bis 19.30 Uhr, bieten die Veranstalter VHS, BUND, Verbraucherzentrale und Umsicht praktische und grundsätzliche Informationen für den Klimaschutz an.
Das sind alle Vorträge und Diskussionen zur Reihe „Klimahausen“ in Oberhausen
So spielt am 4. September das Klimaanpassungskonzept der Stadt Oberhausen zu Überschwemmungsgebieten und Hitzeinseln die Hauptrolle, am 13. November geht es um die Chancen des Heizungstausches hin zur Wärmepumpe und Fernwärme, am 15. Januar redet die Naturschutzbehörde über die Gefahren für die Artenvielfalt in Oberhausen und am 12. März diskutiert der Oberhausener Baum-Manager darüber, ob man mehr Stadtbäume als bisher retten kann und andere Arten pflanzen muss. Wie man als Hauseigentümer sein Gebäude Klima-robust macht, darüber spricht man am 14. Mai und über den Stand der Fernwärmeplanung in der Stadt informiert die Energieversorgung Oberhausen am 9. Juli.
Alle Veranstaltungen sind kostenfrei und finden in der 3. Etage im Bert-Brecht-Haus statt. Um Anmeldungen wird unter 0208 - 82 52 385 oder 82 52 061 oder per Mail an vhs@oberhausen.de gebeten.