Oberhausen. Zwei sehr unterschiedliche Meister der deutschen Sprache füllen mit ihrem Witz das Schloss Oberhausen. Dafür darf‘s 2025 etwas teurer werden.

Als durchschnittlicher Lindenberg-Verehrer könnte man meinen, die „westfälische Nachtigall“ sei seit Jahren und Jahrzehnten museal vollversorgt: Das Rock’n’Popmuseum in Gronau, keine hundert Kilometer über die A 31 von Oberhausen entfernt, entstand schließlich zum Ruhme des größten Sohnes des 50.000-Einwohner-Städtchens und eröffnete entsprechend 2004 mit der ersten Sonderausstellung „Udo Lindenbergs Likörelle“. 2018 folgte schließlich am Hamburger Spielbudenplatz „Panik City“ als interaktive Dauerausstellung für Lindenbergianer jeden Alters. Was sollte es also noch mehr geben? Zumal der lässige Herrscher des Udoversums zuletzt im zarten Rockeralter von 73 Jahren 2019 Oberhausens Arena ausverkaufte - und den Fans auch noch seinen alten WG-Kumpel Otto Waalkes mitgebracht hatte.

Das ganze Udoversum kommt nach Oberhausen

Damals baute „uns Udo“, der Wahl-Hamburger, eigens eine „Oberhausen“-Zeile in seinen Langzeit-Hit „Cello“ ein. Doch fürs Schloss Oberhausen war noch keine Zeit. Das gilt es gründlich nachzuholen. Schließlich münzt die Ludwiggalerie für ihren Ausstellungs-Coup des kommenden Jahres bereits den Slogan: „Das ganze Udoversum kommt ins Ruhrgebiet.“ Denn da ist noch einiges mehr als die mit flinkem Pinsel aufs Papier geworfenen „Likörelle“, deren reichliche Produktion ja längst in Galerien jedes besseren norddeutschen Badeorts erhältlich ist. Schließlich hat die Ludwiggalerie nicht erst seit dem Ausstellungs-Hit „Breathe. Hipgnosis“ ihre Erfahrung mit der Kunst gediegener Plattencover. Auch damit war Udo Lindenberg, der sich als Glam-Rocker in den 1970ern durchaus mit David Bowie maß, in Sachen LP-Surrealismus ganz weit vorne. Man denke nur an die außerirdische „Galaxo Gang“, die dem Kometenstrahl des britischen „Starman“ hinterher eilte.

Poster und Plattencover dürfen bei einer Udo-Lindenberg-Retrospektive nicht fehlen. Die „bislang größte Ausstellung“ zu Leben und Werk des Panik-Rockers eröffnete 2023 in Rostock - und kommt bald ins Schloss Oberhausen.
Poster und Plattencover dürfen bei einer Udo-Lindenberg-Retrospektive nicht fehlen. Die „bislang größte Ausstellung“ zu Leben und Werk des Panik-Rockers eröffnete 2023 in Rostock - und kommt bald ins Schloss Oberhausen. © dpa | Jens Büttner

Wen wundert‘s? „Kometenhaft panisch“ ist nun der Haupttitel der kommenden Lindenberg-Schau, vielversprechend untertitelt mit „Likörelle, Udogramme, nackte Akte & vieles mehr“. Die allumfassende Udo-Schau eröffnet am 29. Juni 2025 und zwar sowohl im Großen Haus als auch im Kleinen Schloss mit seiner Panoramagalerie. Der Museumsshop nebenan dürfte dann zu einem wahren Fan-Fachgeschäft mutieren. Allerdings kann dessen Chefin Ruth Ngampolo schon vorher hübsche Umsätze erwarten, denn auch die Ausstellung vom 26. Januar bis 18. Mai 2025 hat Knaller-Qualitäten - und widmet sich einem weiteren Meister der deutschen Sprache.

Was sonst käme als Titel infrage als „Ach was“?

Der wäre heute nochmal 23 Jahre älter als der 78-jährige Dauerbewohner des Hotel Atlantic an der Außenalster. Und wem der Name Vicco von Bülow (1923 bis 2011) aus altem Brandenburgischem Adel nichts sagen sollte, der dürfte schon bei den beiden banalen Silben „Ach was“ aufmerken. Ausgesprochen mit der richtigen Intonation, weiß dann wirklich jeder: Hier ist von Loriot die Rede. „Ach was“ heißt denn auch die Loriot-Schau im Großen Schloss, mit der die Ludwigalerie das Ausstellungsjahr 2025 eröffnet. Hier und da hat sie den zündenden Slogan auch schon in Inseraten platziert. Vom 26. Januar bis 18. Mai kommenden Jahres feiert das längst Cartoon- und Comic-erfahrene Haus den Loriot‘schen Dreiklang von „Künstler, Kritiker und Karikaturist“.

Nobler Dreiklang: Komödiant Vicco von Bülow alias Loriot und seine Sketch-Kollegin Evelyn Hamann 2002 auf dem standesgemäßen Sofa - dem unverzichtbaren Requisit ihrer beider TV-Auftritte.
Nobler Dreiklang: Komödiant Vicco von Bülow alias Loriot und seine Sketch-Kollegin Evelyn Hamann 2002 auf dem standesgemäßen Sofa - dem unverzichtbaren Requisit ihrer beider TV-Auftritte. © picture alliance / dpa | Ulrich Perrey

Denn wer nur den älteren Herrn auf barockem Sofa vor Augen hat - und seine kongeniale Sketch-Partnerin Evelyn Hamann - der sollte auch mal die durchaus giftigen Anfänge als Zeichner für die Illustrierte „Stern“ kennenlernen, zwei Jahrzehnte bevor Loriot zur TV-Institution avanciert war: Damals amüsierten sich noch nicht Millionen über liebevoll karikierte Spießer und ihre verqueren Alltagsnöte. Vielmehr schrieben wutschnaubende Spießer wäschekörbeweise empörte Leserbriefe an „Stern“-Herausgeber Henri Nannen. Wer seinen Lesern in der Rezepte-Ecke einen gesottenen „Jäger im Schlafrock“ vorsetzt, muss mit dem Volkszorn leben. Derlei Köstlichkeiten haben längst in immer wieder neuen Auflagen aus dem Diogenes-Verlag eine eigene Art Unsterblichkeit erlangt. Allerdings hat der doppelte Genuss dieses Ausstellungs-Jahres seinen (Eintritts-)Preis.

Mit Loriot und Lindenberg steigen die Eintrittspreise

„Mit Loriot gibt‘s neue Eintrittspreise“, sagt Christine Vogt, die Direktorin der Ludwiggalerie. Bisher zahlen Besucher fürs Große Haus 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, fürs Familienticket 12 Euro - und zwar seit über zehn Jahren. Andere Museen nehmen längst mehr als 10 Euro.

„Wir können und müssen anziehen“, so die Chefin im Schloss Oberhausen. Die Entscheidung über die künftige Höhe der Eintrittsgelder liegt allerdings bei der Politik, also beim Kulturausschuss, der das Thema noch nicht auf seiner Tagesordnung hat.