Oberhausen. Jedes sechstes Kind in Oberhausen trägt bei der Einschulung einen gespendeten Tornister. Nicht jeder hat Verständnis für teure Taschen.

Wenn Ende August die Erstklässler in Oberhausen ihre Schulzeit beginnen, werden viele von ihnen einen gespendeten Tornister tragen. Der Oberhausener Verein „runnig4charity“ hat mehr als 320 Schulranzen gesponsort und sie an Eltern übergeben. Damit will der Verein die Ungleichbehandlung bekämpfen. Denn viele Familien können sich teure Taschen nicht leisten.

Der Bericht dieser Zeitung hat ein großes Echo in den sozialen Netzwerken hervorgerufen. Viele äußern Unverständnis über die hohen Preise für Schultornister. „Wie gut, dass man damals mit 20-Mark-Woolworth-Rucksack einfach zufrieden war“, schreibt Lisa-Marie unter unseren Beitrag. In dieses Horn blasen viele Kommentatoren: „Muss man unbedingt jeden Mist mitmachen? Wir hatten auch einen ganz einfachen Ranzen und haben es überlebt!“, schreibt Heike Theis. „Ich weiß nicht, wie wir das früher mit ’nem billigen Schulranzen geschafft haben. Und den Schulweg noch allein und zu Fuß bewältigt. Irgendwie wird heute alles übertrieben“, findet Birgit Schmitz.

Schultornister: Gebraucht im Internet sind sie günstiger

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Allerdings weisen einige Nutzer auch auf die positiven Effekte eines rückenschonenden Tornisters hin: „Ein vernünftiger Tornister ist leider teuer. Aber ein gesunder Rücken bei Kindern sollte auch schon wichtig sein“, schreibt eine Nutzerin. Jennifer Bison erklärt, dass die Tornister verstellbar sind und mit den Kindern mitwachsen. So können die Taschen länger genutzt werden. Außerdem könne man Kosten sparen, wenn man auf Vorjahresmodelle oder auf Kleinanzeigenportalen schaut. Eltern müssten sich aber auch darauf einstellen, dass nicht nur die Einschulung Geld kostet, sondern auch die Schule selbst.

Der Tipp mit den gebrauchten Taschen wird häufig in den Kommentaren gegeben. Reinhard Messing ruft indes zu einem wertschätzenden Umgang auf. Denn viele Kommentare haben einen herablassenden Ton und fordern Menschen dazu auf, mehr zu arbeiten. „Pauschalurteile auf Basis von Einzelbeispielen verurteilen und stigmatisieren in Armut lebende Familien und Kinder“, schreibt Messing daher. „Kinder- und Altersarmut nehmen seit Jahren stetig zu. Wer das negiert und glaubt, da seien ja die Betroffenen selbst die Schuldigen, verkennt eine gesellschaftliche Situation, die jede Menge sozialen Sprengstoff birgt. Besser wäre, wenn wir uns insgesamt solidarischer verhalten würden. Füreinander statt Gegeneinander.“

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Für Wut sorgt jedoch auch ein Kommentar, der Eltern vorwirft, nicht rechtzeitig Geld zurückzulegen: „Sorry, eine Einschulung kommt nicht unverhofft!! Man kann sparen, so ist es durchaus möglich, etwas zu bewältigen!“ Eine andere Nutzerin stimmt dem zu und schreibt sarkastisch, eine Einschulung käme genauso wenig überraschend wie Weihnachten. Eine weitere Nutzerin erhält viel Zuspruch, weil sie Eltern vorwirft, sich in einen „regelrechten Zirkus reinzusteigern“. Es brauche keine Hüpfburg und keine Feier mit 150 Personen zur Einschulung.

Auf der sachlichen Seite bleibt zu sagen, dass Land und Kommunen bedürftigen Familien mit Fördermitteln unter die Arme greifen. So können Familien über das Paket Bildung und Teilhabe (BuT) halbjährlich 154,40 Euro für Schulbedarf bekommen. Auch Mittagessen und Ausflüge werden vollständig übernommen. Kinder, die Bürgergeld über das Jobcenter beziehen, erhalten den Schulbedarf automatisch im August und Februar.