Oberhausen. Die Bäckerei Kühnen ist ein wichtiger Teil von Oberhausen-Alstaden. Ein echtes Traditionsgeschäft. Nun hat die Familie das Aus angekündigt.

Die Traditionsbäckerei Kühnen an der Bebelstraße 259 in Oberhausen-Alstaden schließt. Diese Nachricht hat sich im Stadtteil rasend schnell verbreitet und zahlreiche Alstadener, darunter auch der Bürgerring, haben in dieser Woche ihr tiefes Bedauern geäußert, dass es schon bald so ein wichtiges Fachgeschäft in ihrem Viertel nicht mehr geben soll.

Bereits am nächsten Sonntag, 29. Oktober 2023, ist der letzte Öffnungstag. So hat es Birgit Kühnen auf Facebook angekündigt. Die Bäckerei kann auf eine lange Familientradition bis in das Gründungsjahr 1885 zurückblicken. Wieso gibt ein alteingesessenes Familienunternehmen so plötzlich auf?

Birgit Kühnen hat die Gründe auf Facebook im Detail formuliert und diesen Text auch an der Eingangstür zum Geschäft für die Kundschaft ausgehängt: „Die wirtschaftliche Lage zwingt uns dazu, diese Traditionsbäckerei zu schließen“, heißt es dort. Und weiter: „Fehlendes Personal sowie Energie-und Rohstoffpreise, die völlig überzogen sind, lassen uns keine andere Möglichkeit.“

„Die vielen Baustellen lassen keine Planungssicherheit mehr zu!“

Zudem spiele noch ein weiterer wichtiger Frust-Faktor eine Rolle. „Die vorhandenen und die bevorstehenden Baustellen lassen keine Planungssicherheit in den nächsten Jahren zu!“ Damit meint Familie Kühnen die gerade erst absolvierte Erneuerung der Bahnbrücke Kewerstraße (mit entsprechend langer Straßensperrung) und den noch kommenden Ausbau der Kewerstraße/Behrensstraße, der zwölf bis 14 Monate in Anspruch nehmen soll. Die dafür notwendigen Straßensperrungen verhindern, dass die große Stammkundschaft der Bäckerei das Geschäft so häufig anfahren kann wie früher.

Stolze Firmengeschichte: Johann Kühnen in den 1930er Jahren vor einem Firmenfahrzeug.
Stolze Firmengeschichte: Johann Kühnen in den 1930er Jahren vor einem Firmenfahrzeug. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich, Repro

Die autofahrenden Kundinnen und Kunden kommen zum Beispiel nicht mehr auf ihrem Weg zur Arbeit an der Bäckerei für den Morgen-Einkauf vorbei. Oft würden bei dieser Gelegenheit auch größere Bestellungen, etwa für besondere Torten, aufgegeben, erläutert Birgit Kühnen. All diese Einkäufe und Bestellungen würden nun seit vielen Wochen fehlen. Das sei wirtschaftlich nicht mehr länger tragbar.

Im Jahr 2018 ist ihr Ehemann, Bäckermeister Hans-Wilhelm Kühnen, verstorben. Seitdem hat die heute 58 Jahre alte Birgit Kühnen das Geschäft mit ihrem Sohn Kjell Kühnen (27), ebenfalls Bäckermeister, weitergeführt. Feine Torten auf Bestellung gehören zu den besonderen Angeboten des Familienunternehmens – individuell gestaltete Konditorei-Produkte etwa für Kindergeburtstage und andere Familienfeiern.

„Die Konditorei war uns stets sehr wichtig“

Anlaufstelle für treue Stammkunden - wenn die vielen Baustellen nicht wären: die Traditionsbäckerei Kühnen in Oberhausen-Alstaden.
Anlaufstelle für treue Stammkunden - wenn die vielen Baustellen nicht wären: die Traditionsbäckerei Kühnen in Oberhausen-Alstaden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Bei uns kann man nicht nur Brot und Brötchen kaufen“, sagt Birgit Kühnen. „Die Konditorei war uns immer sehr wichtig.“ Das Mitarbeiterteam habe das Unternehmen durch Tatkraft und Loyalität stets unterstützt, so dass die Familie bis zum jetzigen Zeitpunkt habe weitermachen können. Doch solche verlässlichen Mitarbeiter, die etwa auch an Wochenenden einsatzbereit seien, seien immer schwerer zu finden. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise und die Baustellen-Auswirkungen hätten das Fass zum Überlaufen gebracht und die Entscheidung zur Schließung unausweichlich gemacht.

Birgit Kühnen und ihr Team bedanken sich bei allen treuen Stammkundinnen und -kunden. Einen kleinen Hoffnungsschimmer hält sie dann aber doch noch bereit. Eventuell nehme ihr Sohn Kjell ja irgendwann einen neuen Anlauf für eine Bäckerei in Alstaden. Der gesamte Stadtteil würde sich bestimmt darüber freuen.