Oberhausen. Oberhausener Taxi-Unternehmer sind sauer. 1000 Unterschrift haben sie gesammelt, um gegen den Konkurrenten Uber vorzugehen. Doch der wehrt sich.

Uber, ein amerikanischer Online-Anbieter, der via App Fahrgäste an Fahrdienste vermittelt, ist bereits seit vier Jahren auf den Oberhausener Straßen unterwegs, doch nun scheint den örtlichen Taxifahrern der Kragen zu platzen. Immer häufiger bemerken sie Uber-Wagen, die, obwohl sie angeblich keine Konzession in Oberhausen haben, an markanten Stellen in der Stadt auf neue Fahrgäste warten. Dabei gibt es für sie eine „Rückkehrpflicht“, laut der sie direkt nach der Beförderung ihres Fahrgastes zu ihrer Betriebsstätte zurückkehren müssen – in den meisten Fällen nach Düsseldorf oder Köln.

Diesen mutmaßlichen Regelverstoß und weitere Ungerechtigkeiten prangern die Oberhausener Taxi-Unternehmer an. Ein fairer Wettbewerb sei mit Uber nicht möglich. Fahrgäste, die sich über die günstigen Preise des Anbieters freuen, warnen sie: „Die ahnen nicht, welche negativen Folgen sie in Zukunft erwarten.“

„Gleiches Recht für alle!“, fordert der Oberhausener Taxi-Unternehmer Mehmet Ulusoy. Die anderen Herren in der Gesprächsrunde am Hauptbahnhof nicken zustimmend. „Von uns wird verlangt, dass wir ein Führungszeugnis haben“, beginnt einer die Aufzählung. „Wir halten uns an die gesetzlichen Arbeitszeiten“, führt ein anderer fort. „Wir zahlen unseren Fahrern den Mindestlohn“, sagt Mehmet Ulusoy, der drei Personen beschäftigt. IHK-Prüfungen, regelmäßige Reaktionstests – nichts davon sei verpflichtend für Uber-Taxis. „Die fahren zu Dumping-Preisen und können tun und lassen, was sie wollen“, bemängelt Taxifahrer Bülent Yörüer.

Taxi-Protest in Oberhausen: Fahrer verlangen gleiche Spielregeln

Und was sagt Uber zu den harten Vorwürfen aus Oberhausen? Uber-Fahrer „besitzen ausnahmslos einen Personenbeförderungsschein und erfüllen sämtliche Voraussetzungen für die gewerbliche Personenbeförderung“, teilt ein Sprecher nach der Veröffentlichung der Vorwürfe mit. „Um den Personenbeförderungsschein zu bekommen, müssen ebenfalls ein Führungszeugnis vorgelegt, Reaktionstests und medizinische Untersuchungen durchgeführt werden. Da unterscheiden sich Taxi und Mietwagen in Wahrheit gar nicht.“

Das US-amerikanische Unternehmen Uber organisiert Fahrten über Vermittlungsplattformen, in Deutschland nur für lizenzierte Mietwagenunternehmen. Seinen Sitz hat es in San Francisco, wo es 2009 gegründet wurde.
Das US-amerikanische Unternehmen Uber organisiert Fahrten über Vermittlungsplattformen, in Deutschland nur für lizenzierte Mietwagenunternehmen. Seinen Sitz hat es in San Francisco, wo es 2009 gegründet wurde. © Uber

Uber arbeite ausschließlich mit lizenzierten Mietwagen- und Taxiunternehmen, heißt es weiter. Und diese Partner müssten sich selbstverständlich an alle gesetzlichen Vorgaben halten. Dazu seien sie vertraglich verpflichtet. Hielten sich Partner nicht an die Regeln, drohe im ärgsten Fall sogar die lebenslange Sperre auf der Plattform. Für die Einhaltung der Rückkehrpflicht habe Uber eine „technische Lösung“, wie es heißt, in die App eingebaut.

Uber: „Steigt die Nachfrage, steigt auch der Preis“

Und was sagt der Anbieter zur Preispolitik? „Die Preise in der Uber-App werden von unserem Generalunternehmer gesetzt, an den wir die Fahrten vermitteln.“ Der Uber-Sprecher verweist auf einen „dynamischen Preismechanismus“, wie es ihn auch bei Hotels, der Bahn oder Fluggesellschaften gebe: „Steigt die Nachfrage, steigt der Preis, sinkt die Nachfrage, sinkt auch der Preis.“

Der Uber-Sprecher argumentiert: „Flexible Preise bei Mietwagen, die sich an Angebot und Nachfrage orientieren, sorgen für deutlich höhere Auslastung, bei bezahlbaren Preisen für die Verbraucher. Diese hohe Auslastung schafft bessere Verdienstmöglichkeiten der Unternehmen.“ Entgegen vieler Mythen sehe Uber hohe Umsätze der Mietwagen-Partner, die neben der Vermittlung über die Uber-App oft auch durch zusätzliche Vertriebskanäle wie beispielsweise Flughafenshuttle oder Hotelshuttle weitere Umsätze generieren könnten.

Taxifahrer aus Oberhausen ärgern sich über Uber-Fahrer, die ihnen Kunden wegschnappen. Um gegen die aus ihrer Sicht unfaire Konkurrenz zu protestieren, haben sie 1000 Unterschriften gesammelt. Von links: Yücel Özmen, Bülent Yörüer, Ismet Imak, Ali Ulusoy, Şendoğan Onur, Yakup Sunar, Mehmet Ulusoy, Serhat Gökdemir.
Taxifahrer aus Oberhausen ärgern sich über Uber-Fahrer, die ihnen Kunden wegschnappen. Um gegen die aus ihrer Sicht unfaire Konkurrenz zu protestieren, haben sie 1000 Unterschriften gesammelt. Von links: Yücel Özmen, Bülent Yörüer, Ismet Imak, Ali Ulusoy, Şendoğan Onur, Yakup Sunar, Mehmet Ulusoy, Serhat Gökdemir. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Die Oberhausener Taxi-Fahrer bleiben skeptisch. Sie können ihre Preise nicht anpassen, wie die Uber-Partner. Wie kann es sein, fragen sie, dass der deutsche Taxi-Markt so streng geregelt ist, Uber-Fahrer jedoch scheinbar Narrenfreiheit haben. Wer fährt da wie viele Stunden am Tag und verdient wie viel? Dies sei kaum nachzuvollziehen. Weshalb sie überzeugt sind und den schweren Vorwurf erheben: Uber unterstützt Schwarzarbeit und hält sich nicht ans deutsche Steuergesetz. „Deshalb verlangen wir von der Stadt, dass diese Fahrzeuge genau so streng kontrolliert werden wie wir“, verlangt Sezgin Onur, der zusammen mit seinem Bruder das Taxi-Unternehmen „Taxi Team Oberhausen“ leitet.

Dabei möchte Onur nicht falsch verstanden werden: Mit den für Taxis zuständigen Behörden bei der Stadt Oberhausen seien sie sehr zufrieden, fühlten sich bisher stets verstanden. Dennoch wollen sie nun ihrem Ärger Ausdruck verleihen, mit 1000 Unterschriften, die sie bei Taxi-Unternehmern und Fahrgästen gesammelt haben, vor allem bei älteren. „Wie sollen diese Leute, die auf Taxifahrten zum Arzt oder zur Dialyse angewiesen sind, per Smartphone einen Wagen bestellen?“ Diese Spezialfahrten, die häufig mit ein und demselben Fahrer gemacht werden, zu dem ein Vertrauensverhältnis besteht, machen einen großen Teil des Geschäfts aus. Sezgin Onur und seine Kollegen fühlen sich ihren kranken und gebrechlichen Gästen gegenüber verantwortlich.

Taxifahrer warnen davor, dass Uber-Preise bald steigen

Doch auch die jungen Leute, die technikaffin sind und wenig Geld haben, wollen die alteingesessenen Taxifahrer auf ihre Seite holen. Die von Uber aufgerufenen Preise seien so nicht haltbar und würden sich bei steigender Nachfrage schon bald deutlich erhöhen, meint Unternehmer Mehmet Ulusoy. Angebot und Nachfrage – so funktioniert in der Tat das Uber-Geschäftsprinzip. Der Preis pro Fahrt wird individuell vereinbart. Dabei kommen phantastische Angebote heraus wie: 35 Euro von Oberhausen bis zum Flughafen Düsseldorf. Oder: 56,95 Euro zum Airport in Köln. „Wie soll das gehen?“, fragt Ulusoy und rechnet vor: „Spritkosten von mindestens 35 Euro, Mindestlohn von 12,41 Euro pro Stunde, der Fahrzeug-Verschleiß, das Öl, Krankenversicherung, Steuern.“ Für eine solche Fahrt müsse er um die 200 Euro nehmen.

Konkurrenz, sagen die Männer, sei okay. Aber nur zu den gleichen Bedingungen. Gegen das, was zurzeit läuft, wollen sie jedoch ihren Protest kundtun. Im Scherz fügen sie hinzu: „Wir machen es ja nicht so wie die Taxifahrer in Istanbul.“ Diese hätten Uber-Fahrer immer wieder körperlich angegriffen und auf diese aggressive Weise aus der Stadt vertrieben. Sie wünschen sich statt eines Kampfes die volle Rückendeckung durch die Stadt.

Dort werde Hinweisen der Oberhausener Taxifahrer über mögliche Verstöße von Uber-Fahrern nachgegangen, erklärt ein Sprecher auf unsere Nachfrage. Regelmäßig würden Nachbarstädte über Fahrten von Uber-Fahrzeugen informiert, „wenn hier in Oberhausen der Verdacht entstanden ist, dass Kunden in Oberhausen aufgenommen wurden.“ Insgesamt seien jedoch bisher nur wenige Beschwerden eingegangen. Die 1000 Unterschriften, die dem Ordnungsamt demnächst überreicht werden, dürften diese Zahl dann in die Höhe schnellen lassen.