Oberhausen. Ein veränderter Virenstamm lehrt Züchter und Besitzer der Tiere das Fürchten. In Deutschland gibt es leider offiziell noch keinen Impfstoff dagegen.

Ein veränderter Virenstamm der bekannten Kaninchenseuche versetzt Liebhaber der kleinen Langohren gerade in Angst und Schrecken, stellt sie aber auch häufig vor ein Rätsel.

Christina Budzynski vom Verein „Notmeerschweinchen-Deutschland“ etwa, kümmert sich auch um Kaninchen und nimmt Urlaubstiere auf. Als zwei Kaninchen, deren Besitzer verreist waren, plötzlich starben, war das Christina Budzynski mehr als unangenehm. Unbegreiflich war, dass beide Tiere Symptome der Kaninchenseuche zeigten. „Aber ich nehme nur geimpfte Tiere auf“, sagt die Oberhausenerin. Beide Tiere ließ sie deshalb untersuchen. Das Ergebnis: RHDV2, die neue Variante des bekannten RHDV, eines Calicivirus, hatte die Tiere getötet. „Sie waren an einem Tag topfit, am nächsten tot“, schildert Christina Budzynski das bedrohliche Szenario.

Züchter behalten Tiere in Ställen

„Das Virus grassiert in Oberhausen und Umgebung heftig“, bestätigt Wilfried Schmitz, Vorsitzender des R 403 Oberhausen Styrum. Er habe schon von Züchtern gehört, denen alle Tiere weggestorben seien. Viele Züchter behielten ihre Tiere jetzt in den Ställen, gingen nicht auf Ausstellungen. Wirklich geschützt seien die Kaninchen dennoch nicht.

Das große Problem: In Deutschland gibt es offiziell noch keinen Impfstoff gegen die neue Seuche, sagt Tierärztin Kerstin Büttner. Von zwei bislang in Kombination Seuche/Myxomatose im Handel befindlichen Impfstoffen habe nur einer, Cunivak, auch Auswirkungen auf das neue Virus. Dieser Impfstoff sei vergriffen. „Tierärzte können aber mit einer Sondergenehmigung einen Impfstoff gegen die neue Seuche im Ausland besorgen und Tiere damit impfen“, sagt Kerstin Büttner. Sie selbst hat das so gemacht und eine große Impfaktion gestartet. Bei ihr stehen die Besitzer von Langohren jetzt Schlange, um ihre Lieblinge schützen zu lassen.

Auch für Feldhasen gefährlich

Dennoch sähen sie als Tierärzte nur einen Bruchteil der Kaninchen, die es gebe, schildert die Ärztin ein Problem. Die älteren Züchter würden fast alle nicht impfen. „Ich habe Anrufe von zwei Züchtern bekommen, denen alle Tiere gestorben sind“, sagt sie.

Betroffen sind von der Seuche natürlich auch die Wildkaninchen, die sich genauso anstecken können. Und nicht nur die. „Dieses Virus ist auch für Feldhasen gefährlich“, warnt die Tierärztin. Die alte Form des Virus war für die eh schon bedrohte Tierart nicht tödlich. Die Seuche wird durch direkten Kontakt, aber auch durch Personen, Futter oder Transportkörbe übertragen.