Oberhausen. Die Vorwürfe der Flüchtlingsinitiative gegen das Rathaus waren heftig. Doch jetzt reagiert die Spitze der Stadtverwaltung – und wirbt um Verständnis.
Die Kritik der Flüchtlingshelfer an die Stadtspitze kann man nicht so einfach vom Tisch wischen: Sie fühlen sich nur lückenhaft informiert, schlecht behandelt und mit ihren Wünschen nicht genug respektiert.
Die Rathaus-Führung hat nun auf die Vorwürfe ausführlich reagiert – mit Verständnis für Enttäuschungen der Ehrenamtler; mit dem Eingeständnis, im Stress der Flüchtlingsproblematik auch mal Fehler zu machen – und mit Unverständnis für die Kritik, nicht genug Infos zu geben..
„Wir stehen im regelmäßigen Kontakt, wir haben eigentlich ein gutes Verhältnis, wir kommunizieren viel, zeigen hohe Transparenz“, versichern Sozialdezernentin Elke Münich, Flüchtlingsbeauftragte Annette Gleibs, Immobiliendezernent Jürgen Schmidt und Sozialamtsleiter Frank Bohnes. Man stehe bereit, Konflikte zügig auszuräumen und nach möglichen Lösungen zu suchen.
Helfer müssen hohe Flexibilität zeigen
„Ohne diese Helfer hätten wir das alles nicht bewältigen können, sie sind über die Maßen engagiert, wir sind auf sie angewiesen“, sagt Schmidt. „Wir erleben bei den ehrenamtlichen Helfern aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung eine hohe Professionalität“, lobt Gleibs. „Gerade jetzt bei der Integration der Flüchtlinge sind Ehrenamtler enorm wichtig“, betont Münich.
1800 von 2700 Flüchtlingen leben bereits in Privatwohnungen, neue zentrale Unterkünfte wurden gebaut, Notstandorte wie die Tackenbergschule werden aufgegeben, weil kaum noch Flüchtlinge kommen. Das verändert Aufgaben und Arbeit von allen – und enttäuscht nach Beobachtung der städtischen Experten manche Freiwillige, die meist in ihrer näheren Umgebung helfen wollen. „Die Dinge kehren sich um, von uns erwartet man eine hohe Flexibilität, das müssen auch die Helfer zeigen“, schildert Bohnes Notwendiges. Das sei natürlich nicht immer einfach und führe zu gewissen Enttäuschungen.
"Gute Räume für Begegnungen"
Mühselig haben Anwohner auf dem Tackenberg Schulräume für Fahrradwerkstatt, Kleiderkammer und Begegnungsstätte hergerichtet – jetzt sollen sie in recht kurzer Zeit die Schule verlassen. Denn die Stadt hat einen Investor, der auf dem Areal 70 Wohnungen, auch geförderte Sozialwohnungen, errichten will – spätestens 2017 soll die Baustelle eingerichtet sein.
„Wir haben nun gute Räume für Begegnungen an den neuen Standorten, wo Flüchtlinge untergebracht sind. Dort kann die Initiative auch Hausaufgabenhilfe und Spielabende anbieten“, meint Schmidt. Wenn man einen Teil der Tackenbergschule bis zum Baustart für die Helfer noch offen halten würde, dann wäre dies durch Hausmeister- und Sicherheitsdienste recht teuer. „Es würde nur wenig genutzt, aber es entsteht ein großer Aufwand.“ Die Initiative „Wir in Oberhausen“ (WiO), die enttäuscht einen Offenen Brief geschrieben hat, sei rechtzeitig über mögliches Engagement an anderen Standorten informiert worden.
Die Frage von Ehrenamtlern, warum nur das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Flüchtlingsheime betreut, sei in vielen Runden bereits beantwortet worden. „2015 hat sich kein anderer Träger beworben, 2016 nur das Diakonische Werk. Die Gründe, warum die Wahl aufs DRK fiel, haben wir ausführlich erläutert“, sagt Münich.
"Alpha-Tiere prallen aufeinander"
Dass Bürger kritisieren, dass sie etwa bei Umzügen von Flüchtlingen zu wenig unterstützt werden, erklärt sich Frank Bohnes so: „Wir organisieren in Kooperation mit ZAQ von der Arbeiterwohlfahrt und unserer Stadttochter OGM die Umzüge. Doch die finden so zahlreich statt, dass es zu Wartezeiten kommt. Da sind die Helfer oft ungeduldig und packen schon einmal selbst an – und machen den Umzug mit ihren Privatautos.“
Querelen zwischen Freiwilligen Helfern und hauptamtlichen Kräften im Rathaus findet Münich insgesamt nicht ungewöhnlich, weil beide Seiten unterschiedliche Aufgaben und Rollen hätten. „In ihrem verständlichen Eifer zu helfen, haben sich die Ehrenamtler auch schon mal übernommen und wollten Aufgaben machen, die zwingend die hauptamtlichen Kräfte erledigen müssen.“
Flüchtlingsbeauftragte Annette Gleibs ist hauptsächlich für den Kontakt mit den Ehrenamtlichen verantwortlich. Ihre Erfahrung: „Die etwa hundert stetigen Flüchtlingshelfer setzen sich aus sehr verschiedenen Bürgern zusammen. Dort gibt es Alpha-Tiere und im Rathaus ebenso – die prallen dann aufeinander.“