Oberhausen.. Oberhausener Flüchtlingsinitiativen beklagen sich über zu wenig Infos, Hilfe und Verlässlichkeit von Seiten der Stadt. Ehrenamtler wollen hinwerfen.

Sie organisieren Deutschkurse, sortieren Spenden, vermitteln Wohnungen, bieten Hausaufgabenhilfe, spielen mit Kindern – ohne eifrige Bürger könnte die Stadt Flüchtlingen nicht genug helfen. Doch jetzt ist es zwischen Flüchtlingsinitiativen und Stadtspitze zum heftigen Streit gekommen.

Auch interessant

Die Vorwürfe der Helfer sind deutlich: zu wenig Infos durch die Rathaus-Chefs, mangelnde Beachtung von Vereinbarungen, eine ignorante Haltung – und jetzt will die Stadt die Helfer auch noch aus der Tackenbergschule werfen.

Folge: Das im Februar gegründete Netzwerk Oberhausener Flüchtlingsinitiativen (Nofi) hat seine Gesprächsbereitschaft mit der Stadt zeitweise aufgekündigt. Die Tackenberg-Initiative „Willkommen in Oberhausen“ (WiO) beschreibt in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) ihren Frust und Ärger.

„Wir haben den Eindruck, wir sind der Stadt lästig“

Viele Helfer seien so sauer, dass sie alles hinwerfen wollen. „Wir haben nicht das Gefühl, dass man uns ernst nimmt in unserem Bemühen, uns für das Zusammenleben zu engagieren“, schreibt WiO-Vorsitzender Klaus Roll enttäuscht.

Sigrid Culemann von der Initiative „Bunter Oberhausener Norden“ stellt fest: „Wir haben den Eindruck, wir sind der Stadt lästig.“ Und Flüchtlingsrat-Vorstand Juliane Dietze bemängelt: „Die Stadt fordert von uns Transparenz. Doch umgekehrt fehlt diese leider.“ So habe man etwa den Ehrenamtlern nie erklärt, warum das Deutsche Rote Kreuz in den meisten Flüchtlingsunterkünften tätig wurde, „obwohl sich auch andere Initiativen darum beworben haben“.

Gabriele Leying-Mayer von der Initiative „Lirich ist bunt“ lobt zwar das Engagement der städtischen Mitarbeiter vor Ort, glaubt aber: „In den oberen Rathaus-Etagen knirscht es. Wir wünschen uns mehr Kooperation.“ Und sei es auch nur, dass die Stadt mal einen großen Laster für Umzüge zur Verfügung stellen würde.

Container-Unterkünfte nur für Familien? Jetzt ziehen dort allein stehende Männer ein

Culemann von der Nord-Initiative wäre schon froh, wenn die Stadt die Wünsche der vor Ort kundigen Helfer beachten und Ankündigungen einhalten würde. „Die Containerunterkünfte in Schmachtendorf waren für Familien vorgesehen. Wir haben dafür ein Betreuungskonzept ausgearbeitet. Jetzt schickt die Stadt vor allem allein stehende Männer. Die Familien werden in die neuen Unterkünfte geschickt. Unser Betreuungskonzept ist damit hinfällig.“ Juliane Dietze vom Flüchtlingsrat bittet nur: „Wir wollen, dass unsere Fragen beantwortet werden. Letztlich sind wir aufeinander angewiesen.“

Sozialdezernentin Elke Münich bedankt sich für das Engagement der Helfer – und betrachtet vor allem das Erreichte: „Mehr als 70 Prozent der Flüchtlinge sind mittlerweile in Wohnungen untergebracht. Damit liegt Oberhausen deutlich über dem Standard, den der Rat beschlossen hat. Oberhausen hat es geschafft, die Unterbringungssituation aller Beteiligten erheblich zu verbessern.“ Demnächst soll es nun ein ausführliches Gespräch zwischen Stadt und Initiativen geben.