Oberhausen. Die Europäische Union möchte Waschbären und Nutrias aus Zoos verbannen. Die Tiere würden das heimische Ökosystem gefährden, heißt es.
„Vielleicht sagen wir einfach, es sind Erdmännchen. Dann dürften sie bleiben“, sagt Anette Perrey mit Blick auf die Waschbären, die sich erdmännchengleich auf die Hinterbeine stellen, um sich ein Stück Melone zu krallen. Aber als Waschbären haben die putzigen Tiere wohl langfristig keine Chance in Oberhausen. Grund ist eine Verordnung der Europäischen Union (EU), die unter anderem Waschbären und Nutrias aus Zoos verbannen will. Bei Perrey, Leiterin des Oberhausener Tiergeheges, stößt die Verordnung auf wenig Verständnis.
„Zoos haben die Aufgabe, Menschen aufzuklären, ihnen Wissen über Tiere zu vermitteln. Auch über Tiere, die es in unseren Gefilden nicht gibt“, sagt Anette Perrey. Doch wenn die Zoos diese Tiere nicht halten dürften, könnten sie auch ihrem Lehrauftrag nicht mehr nachkommen.
Größere Gefahr durch private Halter
Die fünf Oberhausener Waschbären Amy, Carry, Ebby, Holly und Tammy gehören zu den Anziehungspunkten im Kaisergarten. Auch an diesem sonnigen Tag stehen viele Menschen vor dem Gehege. Kinder staunen mit offenen Mündern, eine Großmutter liest ihrem Enkel die Info-Tafel vor. „Wir brauchen Lieblinge wie die Waschbären, um Besucher zu locken“, sagt Anette Perrey. Wenn die Leute dann erst einmal da seien, können sie und ihr Team dann auch Wissenswertes über die anderen Tiere an den Mann bringen. „In einem Abwasch“, sagt Perrey und lacht.
Grund für die EU, unter anderem Waschbären und Nutrias aus den Zoos zu verbannen, ist laut Verordnung der Naturschutz. Die Arten seien invasiv, also nicht heimisch, und würden das europäische Ökosystem schädigen, wenn sie aus ihren Gehegen ausbrechen. Waschbären stammen ursprünglich aus Nordamerika. Es waren wohl private Tierhalter, die sie irgendwann nach Europa brachten.
Waschbär besetzt Nischen
Und von genau diesen privaten Tierhaltern ginge auch heute noch die größere Gefahr aus, sagt Perrey. „Zoos passen in der Regel ganz gut auf ihre Tiere auf.“ Privatleuten gingen die cleveren Ausbrecher dagegen häufiger stiften. „Man sollte die Haltungsvorschriften verschärfen.“ Ein noch effektiverer Schutz sei, die Tiere an der Fortpflanzung zu hindern, sagt die Expertin. Die fünf Waschbär-Damen in Oberhausen sind alle kastriert.
Die Leiterin des Tiergeheges ist der Meinung, die EU setze an der falschen Stelle an. „Wir Menschen tragen am meisten dazu bei, dass sich die Natur verändert.“ Der Waschbär nehme Nischen ein. „Nischen, die der Mensch geschaffen hat.“ Andere Tierarten seien aus Deutschland verschwunden: Wolf, Bär und Luchs zum Beispiel. Wenn der Waschbär neu hinzukäme, verändere das zwar das Ökosystem, sei aber nicht so schlimm wie die EU glauben machen will.
Veterinäramt sieht noch keinen Handlungsbedarf
Trotz aller Skepsis will sich Anette Perrey natürlich an die Verordnungen des Veterinäramtes halten. Doch noch gibt es keine konkreten Anweisungen.
Im Oberhausener Veterinäramt heißt es, noch müsse man sich mit dem Problem nicht beschäftigen. Der jetzige Bestand dürfe vorerst bleiben, Neuanschaffungen sind nicht geplant.