Oberhausen..
Aus dem bleiernen Grau des Himmels rieselt es ohne Unterlass. Die weißen Flocken, die die Straßen im nuh in Eisbahnen verwandeln, sind für Klaus Krüger (42) vor allem eines: eine Herausforderung.
Als der Kraftfahrer der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) am Donnerstag um 15 Uhr zur Mittagsschicht antritt, weiß er: „Es könnte sein, dass wir jetzt zwölf Stunden im Einsatz sind.“ Krüger steuert einen der Streuwagen, einen Mercedes Axor.
Der 42-Jährige, der sonst die Kehrmaschine fährt, im Winter im Streudienst arbeitet, ist ein erfahrener WBO-Mitarbeiter, seit 21 Jahren dabei. Sein Fahrzeug steht auf dem WBO-Betriebsgelände parat. Beladen mit rund fünf Tonnen Salz und 1500 Litern Sole, die im Verhältnis 3:1 gemischt auf der Straße landen.
Im Wagen bedient der Fahrer kurz einen Computer. Gibt die Streubreite und die Grammzahl pro Quadratmeter ein. Möglich sind fünf bis 40 Gramm oder eine ordentliche Dröhnung an besonders gefährlichen Stellen. „Dafür gibt es den Maximalknopf“, sagt Krüger.
Los geht die Fahrt. An der Duisburger Straße testet Krüger an, ob die Fahrbahn vereist ist. Bremst kurz. „Oh ja.“ Schon auf seinem Weg zum ersten Einsatzort, streut er die Straßen. Das erste Ziel ist die Trasse ab Hauptbahnhof — eine Schneeschlitterstrecke für Busse. Krügers Mercedes schiebt mit einem Schild den Schnee zur Seite. Die Salz-Sole-Mischung landet auf der Straße. Eine Kurbelei ist die Fahrt für Krüger, eine Ackerei. Stoppen, wenden, das Streufahrzeug vorsichtig die super-steile Abfahrt für die Feuerwehr am Lipperfeld hinunter und wieder hinauf lenken. Den Maximalknopf drücken. Aufpassen, dass der wegspritzende Schnee keine Passanten erwischt: „Wenn ich den Streuwagen fahre, werde ich nicht müde, da ist die Konzentration so hoch“, sagt er. Drei- bis fünfmal muss Krüger pro Schicht nachladen, und dann gibt es für ihn und die anderen Fahrer auch Kaffee. „Der ist nachts besonders wichtig.“ Die Flocken rieseln. Große Straßen der Stadt, wie Mülheimer oder Essener Straße liegen noch vor dem Fahrer. Alle hin, wieder zurück. Die Trasse wartet sicher noch einige Male.
Die Flocken rieseln. Legen sich erbarmungslos erneut auf die frisch gepflügten, gestreuten Straßen. Kein Wunder, dass sich Fahrer der WBO manchmal wie Don Quijote im Kampf gegen die Windmühlenflügel fühlen, wie Wilhelm Baumann, WBO-Betriebsleiter Entsorgung, sagt. Aber: Krüger sieht in den Flocken ja eine Herausforderung. Wenn dann Ergebnisse zu sehen sind, „ist es umso schöner“, sagt er und freut sich über Straßenstücke, die wieder herrlich schneefrei schwarz leuchten.
Das Straßennetz in Oberhausen umfasst 550 km. Allein 250 km fallen unter die Dringlichkeitsstufe 1, werden vom ÖPNV befahren und müssen zuerst gestreut werden. In beide Richtungen: Macht schon 500 Kilometer. Bei der WBO gibt es u.a. sieben große Streufahrzeuge. Gestreut wurden bislang 1400 Tonnen Salz und 125 Tonnen Sole.