Oberhausen. Schon früh im Jahr werden deutliche Klimaschäden beim Stadtgrün sichtbar. Naturschützer warnen eindringlich vor Waldbrandgefahr.
Der April war so trocken wie schon lange nicht mehr. Wer durch Wälder und Parks spaziert, sieht bei Böden und Bäumen bereits deutlich, wie sehr das Stadtgrün in Oberhausen mit der Trockenheit zu kämpfen hat. Da konnten auch die zeitweise starken Regenergüsse der letzten Woche wenig dran ändern – so leer sind die natürlichen Wasserspeicher. Die für Wald- und Grünflächen zuständige Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) sorgt sich mit Blick auf kommende Dürreperioden um den hiesigen Baumbestand. Auch Naturschützer warnen bereits vor Waldbrandgefahren. Bereits im April hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) den Waldbrandgefahren-Index für die Region auf die Stufe drei von fünf heraufsetzen müssen, derzeit liegt er auf Stufe zwei.
Sogar die Oberhausener Feuerwehr ist in Alarmbereitschaft. Deren Einsatzkräfte haben erst kürzlich einen kräftezehrenden Hilfseinsatz beim Waldbrand an der niederländischen Grenze hinter sich gebracht. Eine derartige Ausnahmesituation befürchtet Feuerwehr-Sprecher Jörg Preußner in Oberhausen zwar nicht: „Wir haben überschaubare Waldbestände im Stadtnorden.“ Bis auf ein paar kleinere Böschungsbrände sei der April eher ruhig gewesen. Allerdings ist er erstaunt, wie früh in diesem Jahr diese Wetter-Folgen auftauchen: „Normalerweise bekommen wir erst ab Mai oder Juni Probleme mit der Trockenheit.“
Die Naturschützer vom BUND Oberhausen appellieren derweil an die Bevölkerung, Waldbrände durch einen vorsichtigen Umgang mit der Natur zu vermeiden. „Erschreckend ist, dass nahezu alle Waldbrände durch menschliche Unachtsamkeit verursacht werden“, meint der BUND. In den Oberhausener Wäldern könne man an den Wegrändern viele achtlos weggeworfene Zigarettenreste sehen, die zur akuten Waldbrandgefahr werden könnten. Der BUND fordert die Stadtverwaltung auf, Spaziergänger auf mehr Schildern hinzuweisen, wie man sich im Wald korrekt verhält.
Trockenheit hat Baumbestand nachhaltig geschwächt
Nach Einschätzung der OGM ist der Baumbestand durch die Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre bereits so nachhaltig geschwächt, dass die Auswirkungen noch mehrere Jahre spürbar sind. „Die Schädigungen und Ausfälle sind bereits jetzt eklatant hoch. Weitere Trockenperioden verschlimmern die Situation exponentiell, da die Böden tiefgründig ausgetrocknet sind“, erklärt OGM-Agrarbetriebswirt Jens Koschnick.
Viele Bäume zeigten auffallend früh schon Anzeichen eines deutlichen Wassermangels: welke und fallende Blätter, eingetrocknete Triebspitzen, trockene Äste, lichte Kronen. „Bisher sind häufig nur solche Primärschäden in Erscheinung getreten. Die Sekundärschäden werden sich erst noch zeigen. Das kann die Bildung von übermäßigem Totholz oder Pilzbefall sein“, beschreibt Koschnick die Lage.
Stadtförster Jürgen Halm weist auf den Borkenkäfer als Schädling hin, der in den geschwächten Bäumen eine optimale Brutstätte findet – besonders in Fichten. „Das Problem haben wir in Oberhausen aber zum Glück nicht, da unser Wald zu 98 Prozent aus Laubholz besteht.“ Das seien vorwiegend Eichen, Buchen, Ahorne, Birken und Kirschen.
OGM will 6000 Straßenbäume austauschen
Große Schwierigkeiten bereiten die veränderten Klimabedingungen den Bäumen an „Extremstandorten“ wie Straßenrändern. „Dort ist der Wurzelraum stark eingeschränkt, die Oberflächen sind oft versiegelt und auch die Böden sind jetzt schon tiefgründig ausgetrocknet“, erklärt Koschnick. Daneben sei die Hitzeentwicklung in beengten Straßenschluchten ein weiterer Stressfaktor.
Mit der Nachpflanzung hitzetoleranter Baumarten versucht die OGM Oberhausens Baumbestand fit fürs wärmere Klima mit weniger Regen zu machen. Das erweist sich als Mammutprojekt: So müssten in den nächsten Jahren altersbedingt etwa rund 6000 Straßenbäume ausgetauscht werden, erklärte jüngst OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt. Ein erster kleiner Schritt ist getan; Seit Februar wurden mehr als 200 neue Bäume an Straßen und Friedhöfen gepflanzt.