Oberhausen. Erstmals wagten sich die Vertreter der Kampfsportart Mixed Martial Arts mit einer Veranstaltung aus Berlin – und setzten ihren Kampf-Ring mitten in die Oberhausener Arena. 2000 Zuschauer wollten sehen, wie die Sportler mit Techniken aus Judo, Karate, Ringen oder Kickboxen gegeneinander antraten.

Der Typ, dem alle „Bratsche“ hinterher rufen, hat es eilig. Auf den Fluren der König-Pilsener-Arena hat er zwei XXL-Popcorn-Eimer in den Händen, die beim Zwei-Meter-Hünen so aussehen, als würde er kleine Cola-Dosen spazieren tragen.

Beim ersten Kampfabend der Serie „We love MMA“ am Samstag in der Arena gehören Klischee-Bilder von muskelbepackten Kolossen trotzdem eher zur Ausnahme. Das Publikum ist gemischt: Leute in Sportklamotten, Anzugträger und Normalos. Mixed Martials Arts (MMA) ist eine Mischung aus Judo, Karate, Ringen oder Kickboxen. Sie gilt als eine der härtesten Kampfsportarten und muss wegen martialischer Bilder Kritik einstecken.

Lichtkegel wie beim Auto-Scooter

In der Luft der Halle liegt eine feine Mischung aus Bier, Nachos und Schweiß, obwohl die Bedienungen an der Bierbude schon anstrengendere Tage hatten. „Das sind Sportler, die ernähren sich gesund“, murmelt eine. Und so verwundert es auch nicht, dass einer gerade nach „Wasser“ fragt. Schon auf den Fluren wird in den Warteschlangen gefachsimpelt, gehebelt, abgeklopft – zumindest verbal.

In der Mitte der verkleinerten Arena steht der Kampfkäfig „Oktagon“. Die Halle ist verdunkelt, die Kampffläche wird von Scheinwerfern grell ausgeleuchtet, je nach Kampfverlauf flackern Lichtkegel wie beim Kirmes-Autoscooter und tauchen den Ort in den Kampfpausen in ein feuriges Rot.

Kämpfe laufen live im Internet

Ein Ring-Girl gibt es auch, ein bisschen Show muss sein, die Kämpfe laufen zeitgleich live im Internet. Aus den Boxen schallt Rock-Musik – die „Bloodhound Gang“ mit „Sweet as a punch“. Ein wenig Selbstironie gehört dazu.

Es wird laut. Ein Tritt hat sein Ziel voll getroffen, ist krachend am Kinn eingeschlagen. Der Gegner wankt, schnappt sich aber prompt sein Gegenüber mit einem Griff an den Beinen und zieht ihn auf den Boden. Nun geht der Clinch liegend weiter. Für Laien ein Knäuel. Profis erkennen die hektische Suche nach dem kampfentscheidenden Griff.

Serie „We love MMA“

In den USA hat „Mixed Martial Arts“ dem Boxsport bereits den Rang abgelaufen. In Deutschland ist es noch ein weiter Weg. 2000 Fans sitzen in der Halle, das ist ausbaufähig, aber für die Macher bei der Premiere „in Ordnung“. Die Serie „We love MMA“ ist seit 2010 in Berlin unterwegs, wagte nun zum ersten Mal den Schritt aus der Hauptstadt - und kommt wieder.

Pausen zwischen den Kämpfen

Gewöhnen muss man sich an die Pausen zwischen den Kämpfen. Denn es gibt feste Startzeiten. Dauert eine Begegnung nur wenige Sekunden, ist bis zum nächsten Kampf Leerlauf. „Die Kämpfer sollen punktgenau wissen, wann sie dran sind und können sich so mental besser darauf einstellen“, heißt es.

Gerade befinden sich zwei Athleten auf der Matte. Ruslan Mamadov aus Bochum hat es mit Nepomuk Minarik aus Wuppertal zu tun. Der Kampf ist intensiv. Minarik muss harte Treffer einstecken. Und entscheidet nach einer guten Minute mit einer Würgetechnik, die sich „Triangle“ nennt, die Begegnung für sich. Applaus bekommen nach dem Kampf beide.

Richtig laut wird es bei spektakulären Kicks und Würfen, sonst ist es so leise in der Halle, dass man das Klicken der Kameras hören kann. Konzentration wie beim Schach und Jubel über ein abruptes Ende wechseln sich ab. Schachmatt.