Mülheim. In einem Mülheimer Wohnpark rinnt bei Starkregen an mehreren Häusern Wasser in die Keller. Ein Verdacht: Schuld sei ein städtischer Parkplatz.

Rund 500 Quadratmeter groß ist der Parkplatz der städtischen Kleingartenanlage Klotzdelle in Heißen. Nimmt man die asphaltierte Straße Am Flöz hinzu, die daran vorbeiführt, kommt man allerdings schnell auf 2200. Und die haben es in sich. Bei Starkregen können hier schnell 100 Liter Wasser pro Quadratmeter in der Stunde auf der Straße und dem verdichteten Parkplatz zusammenkommen. Dann landen 220.000 Liter wo? Schlimmstenfalls in den Kellern der anliegenden Häuser.

Denn die gesamte Fläche ist sehr abschüssig und führt in einem Winkel auf die Häuser 90 bis 100 der Siedlung „Wohnpark Klotzdelle“ zu. „Dann ist es wie in einem Aquarium“, schildert ein Anwohner im halben Scherz. Denn über die Gärten rinnen Wassermassen in die Lichtschächte der Häuser und diese laufen voll.

Betroffener Mülheimer schildert: „Wie ein tropischer Wasserfall“

Dort bleibt es allerdings nicht lange und rinnt „wie ein tropischer Wasserfall unter dem Rahmen durch“, zeigt er auf die satten Schlieren unterhalb des Kellerfensters. Mancher hat dort schon eine Wasserpumpe für solche Notfälle stehen, andere haben wasserdichte Fenster eingebaut. Der Schaden ist aber jedes Mal hoch, wenn das Wasser knöcheltief und höher im Keller steht. Auch von unten drückt es noch Tage später durch die Fugen der Kellerfliesen. Dann muss man Löcher durch die Fliesen bohren und die Feuchtigkeit wochenlang mit speziellen Trocknern aus dem Boden ziehen.

Denn Wasser fließt in diesem Gebiet ohnehin schlecht ab, was an der Bodenart liegen soll. Zuletzt beim Unwetter im Juli 2023 hatten die Mieter der SWB-Häuser am Frohnhauser Weg zu spüren bekommen, was Starkregen bedeuten kann. Dort rauschte das Wasser den Wiesenabhang in die Senke runter, ein See entstand schnell und ebenso fix ergossen sich die Massen in die Keller.

Einen regelrechten See hatte das Unwetter im Juli 2023 auf den Wiesen der Mülheimer Mietshäuser am Frohnhauser Weg verursacht.
Einen regelrechten See hatte das Unwetter im Juli 2023 auf den Wiesen der Mülheimer Mietshäuser am Frohnhauser Weg verursacht.

Mülheimer Siedlung: Schon rund sechs Mal „Jahrhundertereignisse“ erlebt

Nur einen Steinwurf davon liegt der Wohnpark Klotzdelle entfernt. Dennoch weist die Starkregenkarte der Stadt Mülheim die Überflutungsgefahr des Kleingarten-Parkplatzes und umliegenden Flächen nur als „mäßig“ aus. Das bedeutet, es sammeln sich bei einem Jahrhundertereignis zehn bis 30 Zentimeter Wasser pro Quadratmeter an.

Solche „Jahrhundertereignisse“ haben die Anwohner allerdings schon rund sechs Mal hinter sich in den vergangenen 20 Jahren. Die Siedlung selbst wurde um 2005 gebaut. Anfangs war Starkregen noch kein Thema in der Siedlung.

Der damals neue Mülheimer Wohnpark Klotzdelle in Heißen (Archivbild 2007).
Der damals neue Mülheimer Wohnpark Klotzdelle in Heißen (Archivbild 2007). © Hans Blossey | Hans Blossey

Betroffene in der Mülheimer Siedlung hegen einen Verdacht

Daher hegen die Betroffenen einen Verdacht: Der nachträglich errichtete Parkplatz der Kleingartenanlage - die selbst deutlich älter ist - könne ursächlich für die Problematik sein. Denn auf der abschüssigen, verdichteten Schotterfläche gibt es gar keine Vorkehrung, um große Regenwassermengen etwa in die Kanalisation zu entsorgen.

„Da läuft gar nichts ab“, sagt ein Betroffener mit Blick auf den Parkplatz. Die Problematik sei den städtischen Stellen auch seit Jahren bekannt, heißt es in einem Schreiben im Namen der Hauseigentümer 90 bis 100 an die Stadt. Erst im Juli 2024 habe man sich mit Vertretern der Stadt und der Medl auf dem Parkplatz getroffen. Nur gab es bislang keine grundlegende Lösung. Dabei soll ein Vorschlag der Medl zur Entwässerung des Parkplatzes dem Amt für Umweltschutz und dem Tiefbauamt vorliegen.

Stehen die Kosten einer Lösung im Weg?

Es sei aber „noch keine finale Entscheidung getroffen“, zitieren die betroffenen Hauseigentümer ein Antwortschreiben der Medl. Mancher hegt Zweifel, ob es überhaupt dazu kommt - „das sind vermutlich riesige Kosten, den Platz an die Kanalisation anzuschließen“, meint ein Eigentümer.

Und mancher plant deshalb längst eine eigene Lösung, durch Baumaßnahmen das heranströmende Wasser in die hiesige Kanalisation abzuleiten. Das sei geprüft, möglich und wohl auch genehmigt. Nur sorgt das wiederum für Zwist im Quartier. Denn diejenigen, die mit an der Kanalisation hängen, sorgen sich, dass solche Wassermengen in den Kanal drängen und dann bei ihnen in die Keller hochdrücken könnten.

„Es ist ein nicht unerheblicher Nachbarschaftskonflikt entstanden“

„Es ist ein nicht unerheblicher Nachbarschaftskonflikt entstanden, obwohl niemand der sechs betroffenen Hauseigentümer für die Ursachen verantwortlich ist“, heißt es im Schreiben der Gemeinschaft, adressiert an die Stadt.

Die versichert auf Anfrage der Redaktion: „Der Sachverhalt wird ganzheitlich geprüft, das heißt Siedlungsstruktur, Topografie, Versiegelung, Bodenverhältnisse und Starkregengefahren müssen betrachtet werden. Aufgrund der vielfältigen Aspekte sind mehrere Zuständigkeiten betroffen und dementsprechend Stellen zu beteiligen.“ Am 21. Januar will die Verwaltung eine Stellungnahme dazu in der Bezirksvertretung 1 vorlegen.

Für die Anwohner hingegen sind die Ursachen weniger kompliziert und ist die Lösung sogar einfach. Sie schauen indes besorgt, was das Wetter ihnen bringen wird.

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