Mülheim. Die Zahl der Einbrüche in Mülheim steigt deutlich mit dem Start der dunklen Jahreszeit. Was die Statistik zu Tätern und Aufklärungsquoten verrät.
Alle Jahre wieder treiben in der dunklen Jahreszeit auch wieder mehr Wohnungseinbrecher ihr Unwesen. Ab Oktober geht die Kurve deutlich nach oben. Während das Düsseldorfer Innenministerium 2017 noch einen Rückgang vermelden konnte, hat sich die Situation seit 2021 wieder verschlechtert. Die Zahl der Fälle, in denen Kriminelle gewaltsam in die Wohnungen eingedrungen sind und Beute gemacht haben, ist vom vorletzten auf das letzte Jahr landesweit um 15 Prozent auf mehr als 27.000 Fälle gestiegen. Dieser Trend greift nicht nur landes- und bundesweit, sondern betrifft auch Mülheim.
Knapp 500 Mal mussten Mülheimer und Mülheimerinnen laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) im vergangenen Jahr die böse Überraschung erleben, beim Heimkommen aufgehebelte Türen oder Fenster vorzufinden. Und im schlechtesten Fall war die Wohnung auch durchwühlt. Auf der Beliebtheitsliste der Einbrecher standen Bargeld und Schmuck schon immer an oberster Stelle, aber auch Elektronikartikel werden gerne mitgenommen.
Im letzten Jahr: 45 Prozent der Einbrecher in Mülheim scheiterten
In knapp 45 Prozent aller Fälle waren die Täter allerdings beim Aufbrechen der Fenster oder Türen gescheitert und nicht in die Räume gelangt. Weniger tröstlich ist die Tatsache, dass die Kriminalisten im Essener Fachkommissariat laut PKS gerade einmal in 5,5 Prozent aller Wohnungseinbrüche einen Tatverdächtigen ermitteln konnten. Nicht alle der 34 ermittelten Tatverdächtigen landeten auch vor Gericht, da die Beweise gegen sie oft nicht ausreichten.
Ältere Studien aus Niedersachsen und NRW, aber auch die Strafverfolgungsstatistik der Gerichte belegen, dass über viele Jahre hinweg gerade einmal zwei bis drei Prozent aller Einbrecher gerichtsfest überführt wurden. Das ist kein spezifisches Mülheimer Problem, sondern gilt bundesweit. Hintergrund dieses schmalen Ergebnisses ist, dass Wohnungseinbrüche zu den besonders schwer aufklärbaren Straftaten zählen. Tatzeugen gibt es in den meisten Fällen nicht und Tatortspuren sind entweder gar nicht vorhanden oder unbrauchbar. Und selbst bei auswertbaren Finger-, DNA- oder sonstigen Spuren fehlt oft ein Tatverdächtiger, mit dem man die Spuren vergleichen könnte.
Wohnungseinbrüche: Nicht viele Täter werden überführt
Ermittler sind keine Zauberer: Ohne jeglichen Ermittlungsansatz lässt sich keine Straftat aufklären. Da nicht viele Täter überführt werden, ist die Wissensbasis über persönliche und soziale Hintergründe vage. Immerhin konnte festgestellt werden, dass laut Statistik rund 70 Prozent aller ermittelten Mülheimer Tatverdächtigen keinen deutschen Pass besaßen. Es handelte sich in der Regel um zielgerichtet einreisende Einbrecher oder Einbrechergruppen und auch um ortsansässige Personen. 80 Prozent der Tatverdächtigen waren Erwachsene und fünf Prozent unter 14 Jahren alt.
Über die diesjährige Einbruchssituation sind im Essener Polizeipräsidium (noch) keine Informationen zu bekommen, da man „unterjährig keine Zahlen herausgeben“ möchte. Ein Blick in den so genannten „Einbruchsradar“ der Polizei NRW, den man im Internet für alle NRW-Städte aufrufen kann, lässt aber zumindest nichts Gutes ahnen. So kam Mülheim etwa in der letzten Augustwoche zwar mit gerade einmal sechs Fällen noch gut weg, aber alleine in der letzten Septemberwoche schlugen Einbrecher zwölf Mal zu, mit besonderen Schwerpunkten in Eppinghofen und der Stadtmitte. Aber auch Speldorf, Styrum, Heißen, Holthausen und Broich kamen nicht ungeschoren davon. In der ersten Oktoberhälfte mussten Streifenwagen und Spurensicherung bereits 23 Mal zu Einbruchstatorten ausrücken. Hauptsächlich in der Stadtmitte und in Eppinghofen.
Mülheimer entdeckte seine gestohlene Gitarren auf Internetplattform
Dass sich die Folgen für die Einbruchsopfer nicht auf den Verlust von Wertsachen beschränken, beweist übrigens die kriminologische Forschung. Viele Betroffene büßen in hohem Maße ihr Sicherheitsgefühl in ihrer Wohnung ein, spielen teils nicht nur mit dem Gedanken auszuziehen, sondern setzten ihn auch um. Viele andere leiden nach den Taten unter gesundheitlichen Folgen wie Angstzuständen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Nächtlichen Geräuschen wird plötzlich eine andere, bedrohliche Bedeutung beigemessen. Dabei kommt der Wohnungseinbrecher typischerweise nicht nachts, sondern am Tag.
Trotz der Vielzahl unaufgeklärter Fälle tappen die Ermittler nicht immer im Dunkeln. Die Pressestelle der Polizei berichtet von einem Fall aus dem letzten Jahr, bei dem der Täter durch geschickte Ermittlungen überführt werden konnte. Ein geschädigter Mülheimer hatte mehrere Gitarren, die bei ihm entwendet worden waren, auf einer Onlineplattform wiedererkannt und die Polizei informiert. Der Kripo gelang es, die Verkaufswege der Instrumente zurückzuverfolgen, sie gelangte so zu demjenigen, der den Einbruch begangen hatte. Der 34-jährige Mann saß mittlerweile schon wegen anderer Straftaten im Gefängnis. Pressesprecher Matthias Werk: „Die Gitarren konnten dem Eigentümer inzwischen wieder ausgehändigt werden.“
Wie man sich schützen kann
Damit es gar nicht erst zu einem Einbruch kommt, hält die NRW-Polizei auf ihrer Homepage zahlreiche Tipps bereit: polizei.nrw
So wird nicht nur empfohlen, sich in den Kommissariaten für Prävention kostenlos über verbesserten Einbruchsschutz an Türen und Fenstern zu informieren. Auch verhaltensbezogene Tipps werden gegeben:
Längere Abwesenheiten von zu Hause sollten nicht in den sozialen Medien bekannt gemacht werden, Nachbarn sollten gebeten werden, bei Abwesenheiten den Briefkasten leer zu machen.
Bei früh einsetzender Dunkelheit sollten schon beim Verlassen der Wohnung Lichter angelassen werden, damit von außen der Anschein entsteht, dass sich jemand zu Hause befindet.
Wenn Einbrecher nämlich eins nicht mögen, ist es, die Wohnungsinhaber kennenzulernen.
Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle erreicht man unter 0201 829-4444. Weitere Informationen zum Thema: polizei.nrw.
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