Mülheim/Essen. Kaputte Rolltreppen begleiteten den Sommer bei Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum. Kommt nach Ende der Galeria-Insolvenz wieder Bewegung ins Haus?

Bei Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ) gibt es sommerliche Bademode im „Sale“, gleichzeitig hängen schon Dirndl und Krachlederne für das Oktoberfest auf der Fläche. Zwischen Sport- und Modeabteilung, 2. und 1. OG, liegt eine Etage, die sich leicht per Rolltreppe überwinden lässt - wenn die Rolltreppe läuft. Doch das tut sie momentan nur in eine Richtung, von oben nach unten. Wer aufwärts möchte, muss Treppe oder Lift benutzen.

Ähnlich sieht es in Richtung Erdgeschoss aus. Dort führen die Rolltreppen nur nach oben, die andere Seite ist mit gelben Platten abgesperrt. „Verehrte Kunden“, steht auf rot-weißen Schildern, „bitte benutzen Sie den Aufzug oder unser Treppenhaus.“ Seit mehreren Wochen liegt das zentrale Transportmittel im geräumigen Warenhaus lahm.

Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum: Rolltreppen seit Wochen defekt

Kundinnen und Kunden motzen: „Na toll!“ Verkaufspersonal wirkt ebenfalls leicht genervt, denn sie bekommen den Ärger ab, müssen die Menschen durch das Treppenhaus schicken oder zum Fahrstuhl. „Die Leute meinen, wir machen das extra“, sagt eine Mitarbeiterin.

Techniker seien schon mehr als ein Mal da gewesen, berichtet Andrea Grisail, Betriebsratsvorsitzende bei Karstadt in Mülheim. Ersatzteile seien, nach ihren Informationen, für alle Rolltreppen bestellt, aber wochenlang nicht angekommen. Aktueller Stand sei nun, dass die Rolltreppen in der kommenden Woche endlich repariert werden sollen. „Wir drücken uns die Daumen.“ Der Unmut in der Kundschaft sei spürbar.

Bausubstanz aus dem Jahr 1973 - Umbau lässt weiter auf sich warten

Die Treppen seien von 1973, wie das Warenhaus, das gesamte Center, und hätten einiges hinter sich. „Schon vor drei Jahren sollte umgebaut werden“, so die Betriebsratschefin, „dann hätten wir jetzt neue Rolltreppen.“ Für Menschen, die nicht mehr so mobil sind, mache der Ausfall der Rolltreppen den Einkauf schwerer.

Das Mutterunternehmen Galeria hat Ende Juli das Insolvenzverfahren verlassen, das dritte innerhalb von vier Jahren. Der Konzern gehört künftig dem Privatunternehmer Bernd Beetz und der Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners. Das Mülheimer Warenhaus hat auch diese Krise überlebt, wartet auf Modernisierung und Verkleinerung der Verkaufsfläche. Wann das Ganze losgehen kann, ist immer noch offen - es hängt mit dem grundlegenden Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums zusammen.

Die „Karstadt Arkaden“ im Rhein-Ruhr-Zentrum warten auf einen grundlegenden Umbau. Momentan sind dort mehrere Rolltreppen defekt und außer Betrieb.
Die „Karstadt Arkaden“ im Rhein-Ruhr-Zentrum warten auf einen grundlegenden Umbau. Momentan sind dort mehrere Rolltreppen defekt und außer Betrieb. © Annette Lehmann

Galeria äußert sich derzeit nicht zur Umgestaltung des Warenhauses

Eine Anfrage dieser Redaktion an die Galeria-Zentrale bezüglich der Rolltreppen-Reparatur und des geplanten, grundlegenden Umbaus blieb unbeantwortet.

Der Sanierungsstau im Haus sei offensichtlich, meint die Betriebsratsvorsitzende: „An allen Ecken ist etwas kaputt, denn die Bausubstanz stammt auch von 1973.“ Auf den Verkaufsflächen sei man optisch noch gut unterwegs, doch technische Einrichtungen im Hintergrund würden vernachlässigt. „Ein Rattenschwanz.“

Mülheimer Galeria-Filiale wird offiziell einen neuen Namen bekommen

Noch trägt das Warenhaus im RRZ seine blauen Schilder und den Namen „Karstadt Arkaden“. Doch die neuen Eigentümer trennen sich von den altbekannten Markennamen: Für sie sind Karstadt und Kaufhof ab sofort Vergangenheit. Im Zuge des Umbaus wird auch die Mülheimer Galeria-Filiale einen neuen Namen und eine neue Optik bekommen.

Die Betreiber des Rhein-Ruhr-Zentrums werden dem nicht vorgreifen und auch die aktuellen technischen Probleme nicht beheben: „Sowohl die Rolltreppen als auch der Schriftzug liegen in der alleinigen Verantwortung des Unternehmens“, heißt es dort auf Anfrage.

Betriebsrätin: Langjährig Beschäftigte werden bei „Karstadt“ bleiben

Die Mülheimer Belegschaft wird nicht drängen. „Wir sind und bleiben eine Karstadt-Filiale“, sagt Andrea Grisail. „Unsere Kultur ist blaulastig. Alle, die schon 20, 30 Jahre bei uns sind, werden den alten Namen nicht aus dem Kopf kriegen. Wir identifizieren uns damit, auch wenn auf unseren Lohnabrechnungen ,Galeria‘ steht.“

Etwa 190 Mitarbeitende sind nach Auskunft der Betriebsratsvorsitzenden noch am Standort im RRZ tätig. Momentan sei es schwierig, frei werdende Stellen adäqat zu besetzen. Aushilfen gebe es, doch Fachkräfte würden gebraucht. Auch das sei Folge der Insolvenzen, meint Andrea Grisail: „Einige sind in Rente gegangen oder haben sich etwas Besseres gesucht.“ Unbefristete Verträge seien zuletzt nicht mehr angeboten worden. „So entstehen Lücken, die man so schnell nicht schließen kann.“

Schwierige Tarifverhandlungen

Die Mülheimer Betriebsratsvorsitzende gehört auch der Bundestarifkommission von Verdi an, die mit der Galeria-Führung derzeit um einen neuen Abschluss ringt. Nach der ersten Verhandlungsrunde Mitte Juli lagen die Vorstellungen weit auseinander. Die Gewerkschaft wehrt sich gegen den Vorschlag eines eigenständigen „Warenhaustarifvertrags“. Die Verhandlungspartner auf Seiten der Galeria-Geschäftsführung seien dieselben geblieben, auch während des Insolvenzverfahrens. Ein neues Gesprächsangebot gebe es für den 9. September, sagt Grisail.

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