Mülheim.. Weil ihre Klassenfahrt wegen einer Gesetzesänderung abgesagt wurde, muss die 8b eines Mülheimer Gymnasiums auf ihre Fahrt nach Wales verzichten. Nun organisieren die Jugendlichen Protest. Und schreiben an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bildungsministerin Sylvia Löhrmann. Die Argumente sind stichhaltig.

Jeder Tag war geplant, die Jugendherberge vorgemerkt und die Vorgabe klar: Es wird eine Woche nur Englisch gesprochen. Nur die Klassenfahrt an sich, die war noch nicht genehmigt – und deshalb wird die 8d des Gymnasiums Broich im April nun nicht nach Wales reisen. Nachdem ein Gericht urteilte, dass Lehrer die Kosten für Fahrten nicht mehr selbst tragen dürfen, darf Schulleiter Ralf Metzing keine Reise genehmigen, deren Kosten nicht aus dem vorhandenen Etat gesichert sind. Für die 8d war das „eine große Enttäuschung“. Die wollen die Jugendlichen nicht einfach hinnehmen.

Corinna Lüneburg spricht nicht nur von Finanzen, wenn sie sagt: „Es wird überall gekürzt.“ Die 14-Jährige spielt auf das Abitur nach zwölf Schuljahren an. „G8“, sagt ihre Klassenkameradin Clara Bleckmann, „ist sowieso stressig und jetzt nehmen die uns auch noch die Klassenfahrten weg.“ Das finden die fünf Mädchen, die den Protest der 8d organisieren, „total unfair“. Ungerecht finden sie auch, sagt Corinna, „dass die, die jetzt so an uns sparen, früher alle Möglichkeiten hatten. Die haben viele Klassenfahren gemacht.“

Bilinguale Klasse

Die Mädchen haben sich ihre Argumente gut zurechtgelegt: Sie besuchen eine bilinguale Klasse. Seit der Fünf lernen sie Englisch, seit der Sieben wird Erdkunde und seit der Acht Geschichte auf Englisch unterrichtet, in der Neun kommt Politik hinzu. Für viele Schüler wäre die Fahrt nach Wales die erste Möglichkeit gewesen, Englisch im Vereinigten Königreich zu sprechen. Es wäre der erste Feldversuch. „Wir wollten auch eine Schule besuchen und am Unterricht teilnehmen“, sagt Linda Roßmann. Klassenfahrten findet auch Mara Bender lehrreich. Zudem stärkten sie den Klassenzusammenhalt.

Ältere, berichtet Carmen Pathe, hätten gesagt, „die Fahrt nach Wales sei die coolste überhaupt“. Auf die will die 8d nicht verzichten. Die Schüler schrieben an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (selbst Abiturientin des Broicher Gymnasiums) und an Bildungsministerin Sylvia Löhrmann und sammeln Unterschriften.

Ein Schüleraustausch soll stattfinden

Schulleiter Ralf Metzing unterstützt sie bei ihrem Engagement. Er ist froh, dass die Abschlussfahrten der Neuner und die Studienfahrten der Abiturienten bereits genehmigt waren. Auch ein Schüleraustausch soll stattfinden – diesmal reisen die Franzosen an. Die Mädchen hoffen, dass ihre Wales-Fahrt nachgeholt wird.

Dafür würden sie auf die eigentlich 2014 anstehende Skifreizeit verzichten. Doch was das nächste Schuljahr bringt, bleibt abzuwarten. Denn auch wenn das Land den Etat nun um 2 Mio. € auf knapp 8 Mio. € erhöhte, sprechen Fachleute von 12 Mio., die benötigt würden.

Gegen das Streichen von Klassenfahrten sammelt die 8d Unterschriften, die an Hannelore Kraft geschickt werden sollen. Falls sich andere Schulklassen anschließen möchten, können sie ausgefüllte Unterschriftenlisten (bitte keine einzelnen Unterschriften) an die 8d schicken: Gymnasium Broich, Klasse 8d, Ritterstr.21, 45479 Mülheim.