Mülheim-Selbeck.. Als eine von nur zwei deutschen Teilnehmerinnen fuhr die 18-jährige Abiturientin Yara Deeb zur Jugend-WM der Westernreiter in Texas. Sie ließ Abiball und Zeugnisübergabe sausen – und brachte den Vizeweltmeistertitel nach Mülheim.

„Hopp, hopp, hopp – Pferdchen lauf Galopp.“ Für viele nur ein niedliches Kinderlied, für Yara Deeb das Motto ihrer Kindheit. „Schon immer“ sei sie geritten, sagt die 18-Jährige, die gerade als Vizeweltmeisterin im Westernreiten aus Texas zurückgekehrt ist. Schon immer? Jedenfalls hatte Yara mit drei ihr erstes eigenes Pony und bereits genug Erfahrung, um es selbst zu reiten.

Heute ist Yara groß, ihre Pferde sind es auch – ebenso die Turniere, an denen sie teilnimmt. Und auch, was die frisch gebackene Abiturientin erzählt, klingt erwachsen, und abgeklärt.

Nur zwei deutsche Teilnehmerinnen

Die Vermarktungsmaschinerie, die in den USA rund um das Westernreiten betrieben wird, die Selbstverständlichkeit, mit der schon Kinder als kleine Westernstars ausstaffiert werden, noch bevor sie in der Lage sind, richtig zu reiten, die Professionalität, mit der sich Züchter und Trainer präsentieren – all das hat sie zwar beeindruckt, doch wie sie ihren Sport betreibt, beeinflusst es nicht. „Man muss für sich selbst gucken, was man davon annimmt“, sagt sie. Angenommen hat sie zwar das Show-Kostüm, das die Texaner ihr zur Verfügung stellten. Die Trainerin fand, es sei besser geeignet als ihres, „weil es mehr Bling-Bling hatte“ – doch hier zu Hause favorisiert Yara für ihr Turnieroutfit eher ein gewisses Understatement: schlichte Hose, schlichte Bluse.

Zur Meisterschaft nach Texas sind nur zwei deutsche Teilnehmerinnen eingeladen worden, eine 16-Jährige aus Burscheid und eben Yara. Sie hat auf dieses Ereignis hingefiebert, hat dafür auf die Zeugnisübergabe und den Abiball verzichtet. Schließlich war es ihre letzte Chance, in der Jugendklasse an diesem Wettbewerb teilzunehmen – am kommenden Wochenende wird sie 19.

Erfolgreich auch auf fremden Pferden

Die kleine bronzefarbene Pferdetrophäe und die große knallpinke Schleife zeigen, dass es sich gelohnt hat. Sämtliche Shampoos, Cremes und alles, was sie sonst nicht unbedingt brauchte, hat Yara in Texas zurückgelassen, damit das Bronzepferd ihren Koffer nicht zu schwer macht.

Dass eine Deutsche den Vizeweltmeistertitel mit nach Hause nehmen würde, war nicht abzusehen: Während die Konkurrenz größtenteils auf den eigenen Pferden antrat, wurden Yara für die einzelnen Disziplinen fremde Pferde gestellt, die sie teilweise erst einen Tag vor dem entsprechenden Wettkampf zum ersten Mal reiten durfte. Doch was andere als schweren Nachteil empfunden hätten, nahm Yara als sportliche Herausforderung. Für ihre Mutter, Maja Deeb, gibt es eine einfache Erklärung: „Yara hat eben ein großes Talent, sich in fremde Pferde einzufühlen.“