Mülheim. Viele Mülheimer haben ihre Hochzeit von diesem auf nächstes Jahr verschoben. Im Standesamt gibt es aber noch keinen großen Run auf Termine 2021.

Der Tag aller Tage – für viele Heiratswillige fiel er in diesem Frühjahr aus. Manche sagten ihre Hochzeit ganz ab, andere heirateten standesamtlich und verlegten die große Feier ins nächste Jahr. Für Paare, die sich 2021 das Ja-Wort geben wollen, wird es aufgrund dieser „Altfälle“ schwierig, noch eine passende Location zu finden.

Traukalender 2021 noch längst nicht voll

Aber zunächst zurück zu 2020. Das Mülheimer Standesamt hat gar nicht so viele Absagen verzeichnet, wie man annehmen könnte. Rund 40 Paare ließen das Aufgebot streichen. „Bei durchschnittlich über 1000 Eheschließungen im Jahr ist diese Zahl nicht so groß“, findet Standesbeamtin Manuela Lademacher. Da die Außentrauorte von März bis Juni nicht genutzt werden konnten, musste man alle Trauungen ins Rathaus umleiten. „Die meisten Paare haben das mitgemacht. Verlegt haben vor allem diejenigen, die im Schloß Broich heiraten wollten“, so Lademacher.

Der Traukalender für 2021 stehe seit Mai online, den großen Run auf die Termine erkenne man aber noch nicht. „Sicherlich sind vor allem einige Samstage im Frühjahr und Sommer schon ausgebucht, es sind aber auch noch viele Termine frei“, heißt es im Standesamt.

Feierorte für Frühjahr und Sommer fast ausgebucht

Das sieht bei den Locations für die Hochzeitsfeiern etwas anders aus. „Unendlich viele Feiern sind in den letzten Monaten ja abgesagt worden. Relativ viele Paare haben den Termin verschoben auf 2021“, berichtet eine Mitarbeiterin bei Franky’s.

Zwar ist der Wasserbahnhof im nächsten Sommer wegen Sanierung geschlossen, im Güterbahnhof, in Franky’s Bar im Ruhrkristall und – ganz neu – im Mintarder Wasserbahnhof kann aber gefeiert werden. Die Freitags- und Samstagstermine im Frühjahr und Sommer sind schon fast alle weg. „Sein Wunschdatum zu bekommen, wird schwer.“ In der Woche oder an Sonntagen oder zu kühleren Jahreszeiten gibt es jedoch noch Kapazitäten.

„Eine Hochzeit ist eine Riesenausgabe“

Dass es bei den Feierorten haken wird, glaubt auch Hochzeitsrednerin Regina Bollinger. „Ich kenne Paare, die schon verzweifelt suchen, um eine Location für 2021 zu finden“, sagt sie. In puncto Festsaal müsse man sich schwer beeilen. Auch sie selbst verzeichne eine verstärkte Nachfrage fürs kommende Jahr, sei aber noch nicht ausgebucht.

Seit Mitte März sind auch der Fachfrau für freie Zeremonien alle Aufträge weggebrochen. Mit dem Argument „Lieber im nächsten Jahr mit allen unbeschwert feiern“, haben die meisten Paare umgebucht oder aber komplett abgesagt. „Eine Hochzeit ist eine Riesenausgabe, und viele Menschen hat Corona auch finanziell getroffen.“ Die Folge: „Hochzeitsplaner, Locations, Caterer, Fotografen DJs, Brautmodegeschäfte hängen durch – auch jetzt noch.“

„Die Menschen sind verunsichert und total vorsichtig“

Noch keinen großen Schub nach vorne spürt Hochzeitsplanerin Julia Czarnotta. „Überrannt werden wir nicht“, sagt sie. Viele Paare wollten erstmal abwarten und sehen, wie sich die Corona-Situation weiter entwickele. Einen Engpass sieht auch sie für 2021 hauptsächlich bei den größeren Lokalitäten. „Da könnte es problematisch werden.“

Keine überdurchschnittliche Nachfrage gibt es auch bei Star-Wedding, wo man den Rundum-Service für Hochzeiten anbietet. „Vielen ist das alles noch zu unsicher, sie sind total vorsichtig, buchen auch noch nicht für 2021“, hat Geschäftsführer Dennis Weiler festgestellt. Keiner wisse eben, wie es weitergehe nach Herbst und Winter.

Den zweiten Hochzeitstag groß feiern

Auch die Gastwirte seien verunsichert – angesichts der sich häufig ändernden Verordnungen. „Die fragen uns zum Beispiel: Ist es überhaupt erlaubt, zu tanzen?“. Andere erkundigen sich „Gibt’s euch noch?“. Über 45 Hochzeiten sind bei der Agentur abgesagt worden. Mini-Jobber mussten entlassen werden, die festen Mitarbeiter machen Kurzarbeit. „Wir werden unser Lager und das Büro erstmal aufgeben, die Firma einfrieren. Und neu starten, wenn es wieder geht“, so Weiler. Allerdings: „Selbst wenn 2021 gut läuft, kriegen wir die Verluste nicht mehr rein. Wir können einen Termin ja nicht zwei Mal vergeben.“

Gehört hat der Star-Wedding-Chef von einigen Paaren übrigens auch schon: „Dann feiern wir eben unseren zweiten Hochzeitstag so richtig!“. Also frühestens 2022.