Mülheim.. Nach Familienzeit zieht es Michael Koulas zurück ins Berufsleben. Der 56-Jährige hat eine Ausbildung zum Altenpfleger begonnen

Michael Koulas, ein Mann von 56 Jahren, ist seit einigen Wochen Azubi: ein angehender Altenpfleger. Mit 59, wenn alles gut geht, wird er im Beruf stehen. Andere rüsten sich da schon für den Ruhestand, Michael Koulas sagt: „Ich habe noch etwas zu leisten.“

Sein Lebensweg verläuft untypisch, erst recht für einen Mann, denn er widmete sich 17 Jahre lang Haushalt und Kind, kehrt erst jetzt ins Arbeitsleben zurück.

Koulas, der sich als „Deutscher mit zypriotisch-griechischer Abstammung“ bezeichnet, wuchs in Limassol auf und verließ Zypern als junger Mann. In Deutschland studierte er unter anderem Germanistik und Soziologie, arbeitete als Gymnasiallehrer. Mit seiner Partnerin, die als Personalverantwortliche in einem Handelskonzern arbeitet, zog er mehrfach um.

Er hörte oft, er sei zu alt

Als 1998 ihre gemeinsame Tochter zur Welt kam, waren die Eltern sich einig, „dass einer von uns das Kind betreuen sollte“. Da die Mutter mehr verdiente, blieb der Vater zu Hause. Koulas hat diese Entscheidung nie bereut, engagierte sich ehrenamtlich unter anderem in der Schulpflegschaft, öffnete aber in jüngster Zeit seinen Blick auch wieder für andere Aufgaben. Die Tochter steht jetzt vor dem Abitur, verlässt bald die Schule und möglicherweise auch das Elternhaus.

Koulas konzentrierte sich auf die neue Idee und begann als Praktikant in einem Seniorenheim der Caritas in Duisburg. Er fühlte sich sofort am richtigen Platz: „Das Vertrauen der Kollegen war von Anfang an da. Viele Bewohner sind dement, aber es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, wenn ich sie für einige Minuten glücklich machen kann.“ Doch auch die Schattenseiten spürte er schon, vier Todesfälle erlebte er mit: „Das schmerzt. Denn man gewinnt den einen oder anderen Menschen lieb.“ Seine Entscheidung zum Neustart steht dennoch fest. Ende Juli war alles unter Dach und Fach.

Michael Koulas verfügt nun über einen Bildungsgutschein der Arbeitsagentur, die seine dreijährige Qualifizierung zum examinierten Altenpfleger finanziert. Seit Oktober sitzt er in einem Kurs im Bildungszentrum der Kaiserwerther Diakonie, die jüngst eine Niederlassung in Mülheim eröffnet hat. Michael Koulas ist dort einer von 19 Altenpflegeschülern, die teils seine Kinder sein könnten. Er freut sich, dass er gleich zu Beginn eine der besten Klausuren geschrieben habe, und zeigt sich hochmotiviert: „Auch mit über 50 ist man in der Lage, zu lernen.“ Natürlich gibt der Fachkräftemangel in der Pflege Quereinsteigern wie ihm Rückenwind. „Es ist ein Beruf, der auch eine Karriere möglich macht“, betont Stephanie Kamp, Leiterin des Bildungszentrums, „über die Stations- bis hin zur Einrichtungsleitung.“

Michael Koulas ist derweil froh, sein „Minimalziel“ erreicht zu haben: Einen Ausbildungsplatz in einem Beruf, wo derzeit jede Hand gebraucht wird.