Wortakrobat Sebastian 23 ist Mülheimern als Moderator des Poetry-Slams im Ringlokschuppen geläufig. Jetzt taucht er mit seinem Solo-Programm auf
„Hömma!“ – wer seine ratternde Hommage an den Ruhrgebiets-Slang einmal im Ohr hatte, kann dem hiesigen Straßenleben nicht mehr ohne ein leises Kichern folgen. Urheber und Wortakrobat Sebastian 23 ist den Mülheimern als bemützter Moderator des Poetry-Slams im Ringlokschuppen geläufig. Am heutigen Freitag taucht er dort mit seinem Solo-Programm auf. Journalist Dennis Vollmer spricht mit dem ehemaligen Philosophie-Studenten darüber, was zuerst da war: das Wort oder das Nachdenken darüber? Und warum das Scheitern glücklicher machen kann als das Gewinnen.
Sebastian, Du bist seit 2002 auf der Comedy- und Poetry-Slam-Bühne – wie ging das los bei Dir?
Sebastian 23: Ich habe sehr früh angefangen Gedichte und Geschichten zu schreiben, und auch gerne erzählt. Irgendwann sagte jemand zu mir: „Geh doch mal zum Poetry Slam. Vielleicht will das da jemand hören.“ Überraschenderweise stimmte das.
Du hast Philosophie in Freiburg studiert, da denkt man nach, bevor man redet. Beim Poetry-Slam scheint das aber oft umgekehrt zu sein.
Die meisten Leute würden sagen, dass man bereits vorm Studium der Philosophie zu wenig nachdenkt. Zumindest nicht über Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. So muss man sich dann selbst einen Beruf ausdenken und kommt auf absurde Ideen wie Poetry-Slammer, Nudelsieb oder Außenminister.
Was ist der größte Fehler, den man beim Slammen machen kann?
Besonders schade finde ich immer, wenn Leute denken, dass man beim Poetry Slam lustig sein muss. Umgekehrt ist es allerdings auch kein gutes Zeichen, wenn jemand sich überlegen fühlt, nur weil er ernste Texte schreibt. Ich schätze eben genau diese Möglichkeit, beides auf die Bühne zu bringen.
Was steckt hinter der 23: Geburtstag, Beginn deiner Karriere oder Chat-Pseudonym?
Das ist alles richtig und bei weitem nicht alles. Ich mag ja, dass es so viele Deutungsmöglichkeiten gibt. Meine Exfreundin sagt, die 23 sei eine Anspielung auf meinen Intelligenzquotienten.
Dein aktuelles Programm heißt „Endlich erfolglos“: Was ist denn so gut am Scheitern?
Die Prämisse des Optimierungswahns und der Leistungsgesellschaft ist ja, dass wir so nicht in Ordnung sind, wie wir eben sind. Und das man immer alles noch ein bisschen besser machen kann. Das führt bei vielen Leuten zu Unzufriedenheit, andere werden sogar krank davon. Ich glaube, dass es hilft, diesem Druck auch mal ins Gesicht zu lachen und die eigene Unvollkommenheit anzunehmen. Es lebt sich besser im Scheitern.