Mülheim.. Die Künstlergruppe AnDer stellt in der Luftschiffhalle von WDL aus. Die Künstler lassen sich von da Vinci und der Natur inspirieren.


Es ist der wunderbare Dreiklang aus Raumerlebnis, Technik und Kunst, der die Austellung AnDer Luft in der WDL-Halle am Flughafen so faszinierend macht. Bei der Ausstellungseröffnung am Wochenende war der Andrang teilweise so groß, dass der Zugang zur Halle gestoppt werden musste und Besucher nur reinkamen, wenn andere rausgingen. Heiner Schmitz ist von diesem einmaligen Erlebnis noch immer begeistert.

Er dankt im Namen der achtköpfigen Künstlergruppe AnDer auch der WDL für die weitgehende Unterstützung. Mitarbeiter hatten nicht nur beim Aufbau der Kunstwerke in der 27 Meter hohen Halle geholfen, sondern die Kunstwerke auch ins rechte Licht gerückt. Für die Ausstellung hatte der Fotograf sieben „Hexen der Lüfte“ porträtiert, wie er mit einem Augenzwinkern die Pionierinnen der Luftfahrt nennt, die noch alle aktiv sind, aber die 70 schon überschritten haben.

Installation als Mahnung gegen den Krieg

Wie Helmut Koch rückt auch Vanessa Hötger in ihrer Arbeit den Krieg in den Mittelpunkt – allerdings aus sehr persönlicher Perspektive: Es ist ein riesiger, mehrere Meter langer Papierflieger aus Aluminium, der sich über einem Stapel verstreuter Papiere im Sturzflug befindet. Ihr Schwiegervater habe in einem Bunker in Oberhausen die Luftangriffe im zweiten Weltkrieg erlebt. „Spielzeug“ nennt die 48-Jährige diese Installation. „Eine starke Erschütterung riss mich von den Beinen. Ich fiel überraschender Weise weich. Ich begriff, dass auf dem Boden schon eine Schicht Menschen liegen mussten. Auf die fiel ich einfach langsam drauf“, erzählte der Schwiegervater später, nachdem er durch die Traumatisierung sein Jahrzehnte währendes Schweigen gebrochen hatte.

Mit diesen Erinnerung sind die auf dem Boden liegenden Blätter beschrieben. Wenige Tage vor seinem Tod hatte er noch mit ihren Kindern ein Papierflugzeug gefaltet, das sie nicht weggeworfen hat. Ihre Installation versteht sie als Mahnung gegen den Krieg, der immer nur den Interessen einige weniger dient und die breite Masse der Bevölkerung zum Spielball hat.

Unzählige Flugstudien

Für Ursula Vehar ist der Traum vom Fliegen auch mit einem neuen Zeitalter verbunden, in dem dieser Wunsch zunehmend konkrete Formen angenommen hat. Den abergläubischen Hokupokus löst die Renaissance ab. „Keiner verkörpert dieses Zeitalter so brillant wie Leonardo da Vinci, dessen Todestag sich am 2. Mai zum 500. Mal jährt“, sagt Vehar. Unzählige Zeichnungen und Notizen hat er über den Flügelschlag, das Gleichgewicht, die Stabilität und die Einhaltung der Flugrichtung angefertigt. Sein Codex über den Flug der Vögel ist die Grundlage ihrer Malerei, die sie auf langen Stoffbahnen im Schatten des Luftschiffes mit langen Pinseln und Schrubbern anfertigte. „So was kann man nicht fein machen. Theo hat mich inspiriert.“

Inspiriert vom Flug der Libellen

Uwe Dieter Bleil ließ sich dagegen von der Natur inspirieren. Er hat einen Garten mit einem Tümpel, wo er sich immer wieder von Libellen faszinieren lässt. „Sie sind kleine Wunderwerke der Schöpfung, denn sie sind die einzigen Insekten, die ihre vier Flügel unabhängig von einander bewegen können. Dies erlaubt ihnen zu allen Seiten zu fliegen, selbst rückwärts, sowie in der Luft zu stehen“, stellt er erfreut fest und ist immer wieder von der Geschwindigkeit ihres Wachstums beeindruckt, das sich innerhalb weniger Stunden vollzieht. 24 Libellenflügel hat er aus zehn Meter langen Stangen geschaffen, die er mit hauchdünner, schillernder Folie bespannt hat. Besucher der Ausstellung dürfen die Flügel ruhig in Schwingung versetzen und an den Strippen ziehen.

>>> ORT, ZEIT UND KATALOG


Die Ausstellung „AnDer Luft“ ist in der WDL-Halle (Lilientalstraße 9-11) noch bis Samstag, 2. März, zu sehen: jeweils freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 14 Uhr. Rundgänge mit Künstlergesprächen sind am 2. und 16. Februar um 14 Uhr möglich. Der Eintritt ist frei.

Es ist ein Katalog erschienen. 5 Euro. Er ist vor Ort erhältlich.