Mülheim.. In Holthausen hatte Orkan Friederike eine riesige Zeder auf das Haus von Cornelia Toussaint-Hardt gestürzt. Stundenlang durfte sie nicht ins Haus.


Unablässig dröhnen die Kreissägen am Donnerstagabend durch die Danziger Straße in Holthausen, Scheinwerfer tauchen ein Einfamilienhaus in gleißendes Licht. Da ist es schon fast zehn Stunden her, dass Cornelia Toussaint-Hardt und ihre Kinder einen „dumpfen Aufprall“ gehört haben, wie die 48-Jährige beschreibt. Jetzt steht sie auf dem Bürgersteig gegenüber ihres Hauses und beobachtet, wie professionelle Baumkletterer ihr Zuhause von einer riesigen Zeder befreien, die Orkan Friederike am Vormittag umgerissen hat.

Am Donnerstagvormittag stürzte der Baum aufs Dach.
Am Donnerstagvormittag stürzte der Baum aufs Dach. © Michael Dahlke | FUNKE Foto Services






Sie war mit ihren beiden Kindern, 15 und 16 Jahre alt, gerade wieder zu Hause – die Schule war ja wegen des Sturms früher zu Ende –, als sie das Geräusch von draußen hörte. „Ich habe aus dem Fenster in der Dachgaube geguckt und dann nur noch zu den Kindern gesagt: Runter!“ Draußen vor der Haustür wird dann das ganze Ausmaß deutlich. Die riesige Zeder, die seit Jahrzehnten in ihrem Vorgarten stand, liegt auf der rechten Seite des Hauses, das Dach ist eingedrückt. „Darunter liegt unser Schlafzimmer, der Baum ist in dem Bereich gelandet, in dem der Schrank steht“, berichtet Cornelia Toussaint-Hardt.

Dachdecker arbeitete im Licht der Scheinwerfer

„Wir müssen erst abwarten, bis die Baumkletterer das Dach vom Holz befreit haben, um zu sehen, wie groß die Schäden sind und ob die Statik es erlaubt, überhaupt aufs Dach zu gehen“, sagt Dachdecker Kevin Kegelmann am Donnerstagabend im Licht der Scheinwerfer. Doch der Statiker, den die Feuerwehr eingeschaltet hat, gibt grünes Licht. Noch in der Nacht zu Freitag haben die Dachdecker das Dach mit Planen wetterfest gemacht.

So konnten Cornelia Toussaint-Hardt und ihre Kinder zu Hause schlafen. Zwar spät und an ungewohnter Stelle, aber zu Hause. „Wir haben vom Statiker die Freigabe für Teile des Hauses bekommen. Es ist glücklicherweise nicht einsturzgefährdet. Wir haben uns ein Schlaflager im Wohnzimmer eingerichtet. Die Feuerwehrleute haben uns noch geholfen, die Matratzen runterzutragen. Bis wir dann im Bett waren, war es fast 2 Uhr“, erzählt die Hauseigentümerin. Die Erleichterung ist ihr am Tag danach anzumerken: „Es war ein schönes Gefühl, wieder ins Haus zu dürfen.“

Die Aufräumarbeiten dauerten bis spät in den Abend hinein.
Die Aufräumarbeiten dauerten bis spät in den Abend hinein. © Bauer | Unbekannt

Etwa zwölf Stunden hat der Einsatz gedauert

Etwa zwölf Stunden hat der Einsatz von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk am Donnerstag am Haus von Toussaint-Hardts gedauert. Damit sei er „auf jeden Fall der längste, aber auch der umfangreichste Einsatz während Friederike“ gewesen, sagt Burkhard Klein, Leiter der Mülheimer Feuerwehr, und erklärt warum: „Die Lage des Baumes war kompliziert.“ Etwa 15 Feuerwehrleute seien dort die ganze Zeit beschäftigt gewesen, zum großen Teil Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, berichtet Feuerwehrchef Klein.

Einen Tag nach dem Sturm – Friederike ist inzwischen die Puste ausgegangen – atmet Cornelia Toussaint-Hardt erst mal durch. Die Holthausenerin ist dabei, alles zu regeln, damit der Schaden möglichst schnell behoben ist. Die Dachdecker sind schon am Werk, die Versicherung ist informiert.

„Wir haben viel Glück im Unglück gehabt“

„Wir haben viel Glück im Unglück gehabt“, sagt Cornelia Toussaint-Hardt rückblickend. „Die Zeder ist wohl nicht mit sehr viel Schwung aufs Dach gefallen, sondern vom Astwerk abgefedert worden.“ Nach dem ersten Schrecken ist die Holthausenerin gemeinsam mit ihren Kindern zunächst bei Nachbarn untergekommen, die Kinder seien später zu Schulfreunden gegangen. Dort hätten sie auch übernachten können, haben aber entschieden, lieber zu Hause zu schlafen. „Die Kinder sind jetzt nicht ängstlich, sondern gehen super damit um“, sagt die Mutter.

„Wir haben von vielen Seiten jede Menge Hilfe erfahren. Von Nachbarn, der Feuerwehr, den Handwerkern, dem THW, den Baumkletterern – allen möchte ich ein ganz großes Lob aussprechen“, freut sich die 48-Jährige. „Was bei uns passiert ist, ging ja schnell über Facebook rum. Ich habe viele liebe Nachrichten bekommen.“ Doch nicht nur nette Worte und Unterstützung waren das Resultat daraus. Auch einige Sensationstouristen habe das Ereignis schon angelockt: „So viele Autos fahren sonst nicht durch unsere Straße.“