Mülheim. Die Polizei musste ein gefährliches Gedränge am Mülheimer Nightstyle Club auflösen: Abiturienten verschiedener Gymnasien wählten die Disko als Ort für ihre Vorabi-Party. Am Eingang zu dem Club drängten sich mehrere hundert Menschen. Das Sicherheitskonzept der Disko steht nun in der Kritik.
Das gefährliche Gedränge am Freitagabend vor der Diskothek Nightstyle am Förderturm stellt aus Sicht der Polizei das Sicherheitskonzept und die Genehmigungslage des Nachtclubs in Frage. Mit einem Großaufgebot mussten Beamte aus Essen und Mülheim eine Situation auflösen, die Polizeisprecher Peter Elke als „absolut bedrohlich“ beschrieb.
Abiturienten der Mülheimer Gymnasien Broich, Otto Pankok, Luisenschule und Heißen hatten am Freitag das Nightstyle als Ort einer Vor-Abi-Party gewählt. Die Teilnehmerzahl lag deutlich über 1000. Die Feierlaune kippte gegen 22.30 Uhr. Vor dem einzigen Eingang in das Tanzlokal drängten sich mehrere hundert Menschen. Der Weg führte nur über eine schmale Treppe. Durch den Eingang kamen weniger Jugendliche hinein als von hinten nachrückten. Der Druck wurde so unerträglich, dass Jugendliche aus der Menge heraus die 110 anriefen; Anrufe, bei denen mitunter für die Leitstelle nicht mehr als „Hilfe, ich werde erdrückt“ zu hören war und wildes Geschrei.
Beamte riefen Verstärkung
Wie Polizeisprecher Elke sagte, erkannte die erste herbeigeeilte Streifenwagenbesatzung den Ernst der Lage und rief sofort Verstärkung. Elke: „Wir haben alles mobilisiert, was aus Essen und Mülheim verfügbar war“. Gemeinsam gingen die Beamten dann mit massivem Körpereinsatz in die Menge hinein. Die Strategie: Den Druck von innen heraus sofort aufzulösen. Das geht schneller, als von außen einzugreifen, und Eile war in der Tat geboten. Nach Berichten beteiligter Polizisten mussten „halb bewusstlose und kollabierte Personen“ über die Köpfe anderer hinweg geborgen werden. Nach wenigen Minuten war die Drucksituation aufgelöst, die unmittelbare Gefahr gebannt. Polizisten regelten noch für einige Zeit den Zugang in die Diskothek.
Auch wenn es nach bisherigem Stand der Dinge keine größeren Verletzungen gegeben hat, kann das für die Polizei nicht der Maßstab für die Beurteilung der Vorgänge sein. Elke: „Der Betreiber war offensichtlich nicht in der Lage, die Situation vor Ort zu bewältigen.“ Wie auch Augenzeugen berichten, fehlte es an einem ausreichenden Ordnungsdienst für die große Zahl der Besucher. Ob die Knappheit an Ordnern der Grund dafür war, dass nur ein Eingang aufgemacht wurde, ließ sich nicht klären. Der Betriebsleiter des Nightstyle, Jürgen Grunst, war für die Redaktion bislang nicht zu erreichen.
Keinen Vergleich mit Loveparade-Katastrophe
Zwar vermied es die Polizei, Vergleiche zur tödlichen Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg zu ziehen. In Duisburg wie am Förderturm aber war ein Nadelöhr die Ursache für die entstandenen Probleme. Die Polizei will daher schleunigst mit der Stadt Mülheim klären, auf welcher Basis und unter welchen Auflagen die Genehmigung für den Club erteilt worden ist. „So was wie am Freitag darf sich auf keinen Fall wiederholen“, sagte Elke.
Das Nightsytle war schon vor einer Woche Schauplatz eines Großeinsatzes der Polizei, als sich 1000 Mitglieder des Rockerclubs Bandidos aus ganz Deutschland dort zu einer Feier versammelten. Dabei kontrollierten Polizisten über Stunden hinweg jedes einzelne ankommende Fahrzeug. Sowohl die Kontrollen als auch die Feier im Club verliefen friedlich.