Mülheim-Saarn..
Mülheim war einst Leder- und Gerberstadt, und eine der alten Produktionsstätten (für Lederhandschuhe) stand bis vor kurzem noch zwischen Nachbarsweg und Langenfeldstraße. Versteckt zwischen Wohnbebauung auf dem rund 2500 qm großen Betriebsgelände und von der Straße kaum zu sehen. Verfallen und zugewuchert, weil der Betrieb seit 1994 ruhte. Der Bühlsbach floss durch ein rostiges Rohr.
Durch ein ausgeschlagenes Erbe geriet letztlich die Stadt über das Land an den Besitz und hatte die Sanierung zu stemmen. Es ging nicht nur um Abriss und Entsorgung der ehemaligen Lederfabrik. Vor allem die Altlastensanierung war aufwendig: Durch den Gerbprozess hatten sich über Jahre hohe Belastungen in Boden und Bachgrund angesammelt, vor allem Chrom und andere Schwermetalle. Am Ende stand die politische Entscheidung, das Gelände samt Bachlauf nach den Vorgaben des Landschaftsschutzes zu renaturieren. Im Dezember 2012 rollten die Bagger an.
Sanierung kostete weniger als erwartet
Das Ergebnis der sanierten und renaturierten Bachaue präsentierten Verantwortliche der Stadtverwaltung in dieser Woche, stolz darauf, unter den kalkulierten Sanierungskosten von 350.000 € geblieben zu sein. Von den tatsächlichen Kosten von 265.000 € hat das Land 80% übernommen.
Das Ergebnis gefällt aber nicht jedem. Anwohner Jürgen Lübeck nutzte die Gelegenheit, bei den Verantwortlichen seinen Unmut zu äußern. Dabei war unstrittig, dass keiner den alten Zustand wiederhaben wollte. Aber einige Anwohner, so betonte Lübeck, hätten nach den aufwendigen Baggerarbeiten mehr erwartet. Etwa eine Wiese, die sich an die bereits vorhandene Grünanlage an der Straße „Am Bühlsbach“ angliedert, verbunden mit einem Wanderweg, der durch das Gelände führt, Bänke vielleicht. Diese Entscheidung, erklärte Planungsdezernent Peter Vermeulen, sei auch der Haushaltslage geschuldet, die eine kostenintensive Pflege eines Parks nicht zulasse. Der gewünschte Weg werde aber kommen, kündigte Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf an.
Die Umweltschutzverbände, die ein Wort mitzusprechen hatten, sind laut Stadt jedenfalls zufrieden. Man braucht Fantasie, um sich vorzustellen, wie es hier in einigen Jahren aussehen wird, wenn die Natur sich die Aue zurückerobert hat. Die Fläche, auf der die Lederfabrik stand, sieht für den Laien wie eine Brache aus. Der Bühlsbach, der erst wieder bei mehr Niederschlag Wasser führen wird, liegt zwar wieder in seinem natürlichen Bett, aber es gibt noch keine Uferpflanzen. Sträucher und Bäume sind noch jung und klein. Doch das kommt alles noch, beruhigen die Umweltexperten. Mit den Pflanzen kämen auch die Tiere. Natur braucht eben ihre Zeit.
Fachgerechte Entsorgung
Wie viel Arbeit in der übersichtlichen Fläche steckt, sieht man heute nicht mehr. 800 Tonnen Bauschutt und 1260 Tonnen Boden wurden entfernt und ebenso wie die Sonderabfälle aus der Lederfabrik fachgerecht entsorgt. Der Bühlsbach wurde aus dem Rohr befreit und die schwermetallhaltigen Ablagerungen im Bach entfernt. Sein Bett liegt nun wieder an der tiefsten Stelle des Geländes, wie auch ein natürlicher Verlauf wäre. Das Bachbett wird mit den Jahren zuwachsen, und sein Lauf sich verändern, wenn das Wasser in der regenreichen Jahreszeit wieder fließt. In 20, 30 Jahren wird der Bach durch ein Erlen- und Eschenwäldchen fließen, wenn man der Natur ihren Lauf lässt, prognostiziert Landschaftsgärtner Gerald Angstmann, der die Bachrenaturierung geplant hat. Doch das braucht eben Zeit. Rasen und Rosen wachsen dagegen schneller.
Spaziergänger sind hier willkommen, auch ohne den angekündigten Weg. Für das Gelände gelte nicht „Betreten verboten“ betont Gabi Wegner. Die stellvertretende Leiterin des Umweltamtes ist der Ansicht: „Spielende Kinder und Naturschutz vertragen sich gut.“