Mülheim.. Im Interview spricht Uwe Lyko alias Herbert Knebel über seine Anfänge mit Helge Schneider, das neue Musik-Programm, erste Gebrechen und Fußball.
Boh glaubse. . . Wenn die Rentner-Gang um Herbert Knebel in ihren Kabarett-Programmen schon immer mit eingestreuten Rock-Coversongs das Publikum von den Sitzen holte, dann kommt das Affentheater jetzt mit einem Musikprogramm am 1. und 2. September in die Stadthalle. Samt Verstärkung und Familienanschluss von Henjek und Stenjek, der ehemaligen Bläsersektion der Popolskis.
Kehren Sie mit dem Musikprogramm zu den Anfängen zurück, als sie damals gemeinsam mit Helge Schneider auftraten?
Oh ja, das Musiktheater mit Helge Schneider. Wir haben nur vier oder fünf Auftritte zusammen gemacht. Und dann haben wir ganz schnell gemerkt, dass wir uns zwar beide sehr schätzen, aber dass das mit uns beiden überhaupt nicht funktioniert (lacht).
Projekte mit vielen individuellen Persönlichkeiten
Da treffen zwei sehr spezielle Persönlichkeiten aufeinander.
Ja, aber es gibt ja auch Projekte mit vielen individuellen Persönlichkeiten. Auch mit der geschätzten Frau Jahnke, mit der ich schon öfter etwas gemacht habe, was auch nicht immer so einfach war, aber wo es dann wunderbar funktioniert hat. Es ist ja jetzt nicht so, sag ich mal, dass ich die einzige Persönlichkeit im Affentheater bin. Es ist ja jetzt nicht so, dass die anderen Drei die Vasallen von mir sind und sagen, Knebel befiehl – wir folgen. Die können auch ihren eigenen Kopf haben und da kann’s auch schon mal zu Diskussionen und Streitereien kommen.
Nach dem Intermezzo mit Helge Schneider hat jeder von Ihnen seine eigene Bühne gefunden.
Das war ja auch nicht weiter tragisch. Ganz im Gegenteil. Helge hat ja danach eine Riesen-Karriere gemacht. Und wir haben danach eine Karriere gemacht, zwar keine Riesen-Karriere, aber immerhin auch eine Karriere. Helge spielt schon in einer anderen Liga, das muss man mal ganz klar sehen. Wenn der Helge in Österreich und in der Schweiz spielt – egal, der kann im Norden, Süden, Osten oder Westen spielen. Also, bei uns ist es schon so, wenn man mal ehrlich ist – außerhalb von NRW, na ja, Niedersachsen läuft bei uns noch ganz gut und Berlin und Bremen und Hamburg, aber danach bröckelt die Popularität doch schon merklich ab.
Der fängt jetzt an, über seine Gebrechen zu erzählen
Als Sie den Rentner Herbert Knebel ins Leben riefen, waren Sie Anfang 30. Jetzt sind Sie 62. Haben Sie sich dem Knebel angenähert – so mit Zipperlein und Rücken?
Hat der Knebel überhaupt mal Rücken gehabt? Der war doch immer fit. Der fängt jetzt erst an, über seine Gebrechen zu erzählen. Das hängt aber damit zusammen, dass der Uwe Lyko jetzt langsam seine Gebrechen kriegt. Und da kann der Knebel das auch wunderbar erzählen. Aber das hat sich bislang bei ihm nur auf Bluthochdruck beschränkt.
Bluthochdruck ist auch bei einem reinen Musikprogramm nicht auszuschließen.
Aber es ist ja nicht nur so, dass wir auf der Bühne stehen und nur Musik machen. Es gibt natürlich auch ein paar Anmoderationen, die ein bisschen länger sind, wo der Knebel dann nicht nur sagt, so, jetzt kommt das Lied eins, zwei drei und vier. Da sind dann auch schon ein paar ganz witzige Moderationen dabei. Im Laufe der Jahre haben wir so eine Unmenge von Songs gecovert, es war überhaupt schwierig, eine Auswahl zu treffen.
Texte schreiben alle zusammen
Wer schreibt die Texte auf Ruhrdeutsch für die Songs?
Wir haben ein Autorenteam, bestehend aus meiner Person, aus dem Sigi Domke und dem Martin Breuer (Ernst Pichl). Wir drei schreiben jetzt schon seit 25 Jahren zusammen. Wir schreiben die ganzen Song-Texte, die ganzen Knebel-Nummern immer zusammen. Es wird fälschlicherweise immer gesagt, Sigi Domke ist der Knebel-Autor, das ist nur die halbe Wahrheit. Der Martin Breuer und auch der Uwe Lyko steuern zu den Texten schon einen gehörigen Anteil mit dazu.
Es ist ganz schön sportlich, ein Abend-Programm zu wuppen.
Tja, da sprechen Sie was an. Ich finde es auch immer schwerer, wenn ich ehrlich sein soll. Gerade jetzt bei diesen Temperaturen – auch in den letzten Jahren – das geht mittlerweile echt an die Substanz. Und ich freue mich eigentlich jetzt schon wieder, wenn der Herbst und Winter kommen, weil das Spielen da nicht so anstrengend ist.
Seit fast zwei Jahren regelmäßig Kieser-Training
Wie halten Sie sich fit?
Ich fahr’ nach wie vor mit dem Rad, jetzt nicht mehr so exzessiv wie früher, da bin ich ja viel Rennrad gefahren, auch Marathon-Strecken. Das mache ich nicht mehr. Und meine exzessive Jogging-Phase ist auch abgeschlossen, seitdem ich zunehmend leichte Knie- und Rückenprobleme bekommen habe. Ich gehe jetzt viel spazieren, aber flott, dann tue ich ein bisschen was für meine innere Muskulatur. Also ich mache jetzt seit fast zwei Jahren regelmäßig Kieser-Training. Ansonsten gucke ich natürlich, dass ich nicht völlig auseinander gehe.
Kommen Sie gerne nach Mülheim?
Ja natürlich, die Mülheimer Stadthalle ist einer unserer absoluten Lieblingsspielorte. Deswegen machen wir ja da immer Premieren. Die Stadthalle hat eine super Akustik, und die Stimmung ist immer richtig klasse. Auch so das ganze Umfeld. Die Techniker, die kennen wir alle schon. Damit spielen wir vorher Tischtennis im Sozialraum, da gibt’s immer heiße Matche.
Sie sind Fußball-Fan. Wie lief die letzte Saison?
Ach, mit dem Fußball, das ist bei mir mittlerweile so eine Sache. Ich merke, wie meine Gefühle doch immer mehr abkühlen. Das hängt aber mit dem ganzen Business zusammen. Da ist nur noch Geld im Spiel. Die Spieltage werden immer mehr auseinander gezogen. Und bei der Weltmeisterschaft demnächst – da spielt ja die halbe Welt mit, jeder Verband, der irgendwie zwei Fußbälle hat. Es gibt auch kaum noch Spieler, die sich mit den Vereinen identifizieren.
Ihr Lieblings-Verein?
Meine große Liebe in Anführungsstrichen ist ja schon seit meiner Kindheit der BVB. Aber wenn ich das Theater mitkriege mit dem Watzke (BVB-Chef) und dem Tuchel (scheidender Trainer) – dieses Gockel-Gehabe, das sind doch verletzte Eitelkeiten. Ich habe in dieser Saison mehr mit dem MSV Duisburg mitgefiebert, obwohl die grottenschlechten Fußball spielen, einfach unfassbar, was da abgeht. Aber mal ehrlich, da war ich mehr dabei als beim BVB.