Ein Jahr geht Herbert Knebels Affentheater mit „Rocken bis qualmt“ auf Tour. Im Gespräch erzählen die Künstler, warum sie zur Klampfe greifen.

Man nannte sie schon die Beatles von Borbeck; die Stones von Stoppenberg; die Who von Huttrop; und die Kinks von Kray. Dennoch galten die fabulösen Vier von Herbert Knebels Affentheater lange nur als Komikertruppe, bei der man die Musik als Beiwerk hinnahm. Doch vor zwei Jahren änderte sich das, denn da spielten die Knebels wenige Termine „Rocken bis qualmt“, ihr erstes Musikprogramm. Nun gehen sie damit ein Jahr lang auf Tour. Anlass für uns, die Rock’n’Rentner zu befragen, was sie einst zur Klampfe greifen ließ. Wir trafen uns also mit Uwe Lyko alias Herbert Knebel, Georg Göbel-Jakobi alias Ozzy Ostermann, Martin „Alfie“ Breuer alias Ernst Pichl und Detlev Hinze, besser bekannt als „Der Trainer“.

Haben Sie eigentlich selbst daran geglaubt, dass ein Musikprogramm funktionieren könnte?

Lyko: Bei allen Auftritten kam „Rocken bis qualmt“ supergut an, da haben wir uns gesagt: Das kann man noch mal gut wiederholen!

Und dabei sind Sie ja alle doch gestandene Musiker...

Lyko: Ich bin ja eigentlich eher Schauspieler, Kabarettist und Sologitarrist gewesen. Also vor allem habe ich viel solo gespielt, wenn ich mit den anderen im Takt hätte sein sollen. (lacht)

Und wie hat es bei ihnen mit der Musik angefangen?

Lyko: Ich hab früh die Beatles gehört, weil ich die Melodien immer so schön fand. Und auf die Kinks habe ich früh gestanden. Bei mir hat sich mit 17 aber auch schon eine Liebe zum Jazz eingestellt.

Jazz?

Knebel-Lieblinge: Die Beatles im Jahr 1963.
Knebel-Lieblinge: Die Beatles im Jahr 1963. © KPA/Zuma /Keystone | epd

Lyko: Man mag es kaum glauben, das zündende Erlebnis war das Peter Brötzmann Trio, die ja total free gespielt haben. Und die habe ich gesehen in einem Jugendzentrum. Aber das hatte so eine Energie, das hat mich weggeblasen. Das habe ich ähnlich erst Jahrzehnte später wieder erlebt bei einem Konzert von Jack White und seinen Raconteurs im Kölner E-Werk. Der kam auf die Bühne, und du hast geglaubt, dich überrollt eine Stunde lang ein ICE, dann ist der ohne Zugabe von der Bühne gegangen und du hast gedacht: geil!

Und wie steht’s bei den anderen?

Göbel-Jakobi: Bei mir sind es Beatles, Bach und Bluesmusik. Ich war als Jugendlicher klar im Beatles-Lager. Aber wenn ich im meine Lieblingsstücke nennen sollte, würde ich als erstes sagen „Jesu, meine Freude“. Bei den Beatles ist es unheimlich schwer, da würde ich vielleicht sagen „Come Together“ – aber vielleicht auch nicht. Und im Blues ist es „Hard Time Killing Floor“ von Chris Thomas King, eine super Nummer, ergreifend. Und auch gar nicht im normalen Blues-Schema. Sehr viele Blues-Sachen sind ja gar nicht im 12-Takte-Blues-Schema...

Lyko: Vor allen Dingen, wenn ich die spiele... (lacht). Und wenn ich drei Lieblinge herauspicken müssten, wäre Neil Youngs „Out Of The Blue“ eins davon, weil das einfach eine ewige Rock’n’Roll-Hymne ist. Von den Beatles wäre es „Dear Prudence“. Und dann vielleicht etwas von Wilco oder Paul Weller.

Breuer: Ich hatte letztens auch wieder ich wieder eine Phase, da habe ich unheimlich viel Paul Weller gehört. Aber ich höre extrem querbeet. Sozialisiert bin ich eigentlich eher im Klassikbereich. Und meine Einstiegsdroge in den Pop: Beatles.

Welcher Song bei Ihnen?

Breuer: Ich hab tatsächlich keinen Lieblingssong, auch von keiner anderen Band. Aber man kann im Prinzip den gesamten Beatles-Backkatalog nehmen.

Ist denn irgendeiner hier kein Beatles-Fan?

Hinze: Ich war damals Bee Gees...

Göbel-Jakobi: Na, dann wird mir ja jetzt einiges klar!

Breuer: Für mich ist wichtig, dass Musik ein Lebensgefühl ausdrückt. Punk hat für mich ursprünglich mal eine Haltung bedeutet, auch die Summer-Of-Love-Geschichte. Und selbst bei Hip­Hop kann ich zumindest nachvollziehen, dass das eine bestimmte Haltung ausdrückt.