Moers. Für den Klimaschutz und die Zukunft ihrer Enkel haben in Moers die „Omas for Future“ demonstriert. Was die Aktivisten dabei besonders gefreut hat.

Als sich am Nachmittag eine Gruppe Seniorinnen und Senioren an der Uerdinger Straße in Moers-Stadtmitte sammelt, hat der Feierabendverkehr begonnen. Die Luft ist kalt und die Tagessonne schon fast weg. Als die Fußgängerampel auf Grün springt, stellt die Gruppe sich flink auf der Straße auf: Die Fünf entrollen ein Banner, frontal vor den wartenden Autofahrern: „Für‘s Klima klug wählen“ steht darauf. Und der Name der Gruppe: „Omas for Future“.

Aktion in Moers: Omas und Opas wollen gute Zukunft für Enkel

„Uns ist das grundsätzlich wichtig, weil wir an unsere Nachkommen denken“, sagt Maria Langenberg. Die 65-Jährige ist Leiterin der Regionalgruppe aus Moers und Umland. Wie fast alle, die bei der Aktion mitmachen, hat sie Enkel – vier und sechs Jahre alt. „Ich weiß nicht, ob die das schon begreifen, was ihre Oma macht“, sagt Langenberg. Und doch werden sie die Folgen des Klimawandels, wenn er nicht aufgehalten werden kann, stark betreffen. „Da denken wir dran“, fügt ihre Mitstreiterin Monika Dax hinzu. „Wir wollen, dass die auch eine lebenswerte Zukunft haben!“

Maria Langenberg gründete die Moerser Regionalgruppe der Omas for Future im Sommer 2020. Seitdem macht sie regelmäßig mit Aktionen auf den Klimaschutz aufmerksam. Sie motiviert dabei auch, für ihre Enkel eine lebenswerte Zukunft zu sichern.
Maria Langenberg gründete die Moerser Regionalgruppe der Omas for Future im Sommer 2020. Seitdem macht sie regelmäßig mit Aktionen auf den Klimaschutz aufmerksam. Sie motiviert dabei auch, für ihre Enkel eine lebenswerte Zukunft zu sichern. © NRZ | Sebastian Besau

Keine zwei Wochen vor der Wahl haben sich die fünf „Omas und Opas“ in die Moerser Innenstadt aufgemacht, um sich an einer bundesweiten Aktion der Klimabewegung zu beteiligen. „Wir wollen die Leute motivieren, eine Partei zu wählen, die sich für‘s Klima einsetzt“, erklärt Langenberg. „Wir machen nicht Wahlkampf für eine bestimmte Partei“, betont sie dabei. Nur: „Bloß nicht die Klimaleugner“, macht Margarete Schuleri klar, die auch bei der Aktion dabei ist.

„Omas for Future“ in Moers: Große Sorge vor der Bundestagswahl

Auf die Wahl blicken sie, so sagen sie es alle, mit „großer Sorge“. Auch, weil die AfD voraussichtlich zweitstärkste Kraft wird. Eine Partei, die leugnet, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Überhaupt: Das Thema Klimawandel sei in der Zeit vor der Wahl immer mehr in den Hintergrund getreten. Gerade deswegen ist den „Omas for Future“ die Aktion so wichtig, sagen sie.

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Immer wieder stellen die Klimaaktivistinnen und -aktivisten sich mit ihrem Banner auf die Straße, jedes Mal, wenn es für die Autos Rot wird. Sie bleiben gerade einmal eine Ampelphase stehen, bevor es wieder auf den Bürgersteig zurückgeht. Alles im Einklang mit den Verkehrsregeln also – blockiert werden die Autofahrer dadurch nicht.

Klimaschutz in Moers: Autofahrer drohte bei Banner-Aktion

„Gerade kam eine Dame vom Ordnungsamt und hat gesagt: ‚Wir sind stolz auf sie, machen sie weiter so“, erzählt Dax. Darüber freut sich die Gruppe merklich. Wie über viele Reaktionen von Passanten und Autofahrern.

Denn die fallen mehrheitlich positiv aus: „Eine Dame hat mich gleich nach sechs Heften gefragt, das hat mich gefreut“, berichtet Schuleri und hält ein Papier-Büchlein hoch. „Komm mit nach Morgen“ steht darauf: Neben Infos über den Klimawandel gibt es darin auch Handlungsmöglichkeiten, um weniger CO2-Ausstoß zu verursachen.

„Wir haben heute viele Daumen hoch und vereinzelte Daumen runter bekommen“, berichtet Eckard Selbach-Fabri, als die Gruppe ihr Banner zum letzten Mal an diesem Nachmittag einrollt. „Einige haben auch gehupt.“ Verärgerte Reaktionen gab es auch schon bei einer Straßenaktion vor der Europawahl vereinzelt: Damals gab sogar ein Autofahrer drohend Gas, erzählt die Gruppe. Doch aus den vielen positiven Reaktionen – auch aus der Generation ihrer Kinder – ziehen sie Kraft, weiter zu machen.

Übrigens: Dass mittlerweile auch viele Männer mit dabei sind, ist im Logo durch ein „Opas“ angedeutet, das versetzt hinter dem Schriftzug steht. Man muss außerdem auch keine – oder noch keine – Enkel haben, um mitzumachen: So ist es etwa bei Selbach-Fabri. „Omas und Opas“ steht hier eher für eine Generation, erklärt er.

„Wir bleiben beweglich – auch im Kopf!“

„Umweltzerstörung war auch schon Thema in meiner Studienzeit“, erinnert sich der 70-Jährige. Auch ganz persönlich hat er etwas davon, mitzumachen, sagt er: „Ich treffe Gleichgesinnte, mit denen ich etwas für unsere Gesellschaft machen kann. Ich gehe raus und tue etwas.“ Das wirke auch gegen Einsamkeit, die für viele Menschen in seinem Alter ein Problem werde. Gemeinsam erfahren die Seniorinnen und Senioren „Selbstwirksamkeit“, das betonen sie immer wieder. „Wir bleiben beweglich – auch im Kopf!“ formuliert es Dax.

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Die bundesweite Bewegung „Omas for Future“ hat laut eigenen Angaben fast 100 Regionalgruppen. Vor fast fünf Jahren – im Sommer 2020 – gründete Maria Langenberg die Gruppe in Moers. Anfangs fand sie unter ihren Freundinnen und Bekannten nur eine Gleichgesinnte, erinnert sie sich. Nach Presseberichten im Jahr darauf kamen dann viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter dazu. Heute ist die Gruppe in der Stadtgesellschaft von Moers etabliert, sagt die Gründerin – die „Omas for Future“ werden wahrgenommen und eingebunden. Das gebe ihnen Mut, sagt die Gruppe einhellig. Und Hoffnung.