Neukirchen-Vluyn/Moers. An den Jahrestag des Kriegsausbruchs in der Ukraine erinnert eine Foto-Ausstellung in Neukirchen-Vluyn und Moers. Was dort genau gezeigt wird.

Das Foto zeigt einen ukrainischen Soldaten. Bei der Rückkehr vom Einsatz an der Front. Und gezeichnet vom Schicksal. Dieses eindrucksvolle Zeitdokument hat die Fotografin Johanna Maria Fritz festgehalten. „Das Foto hat mich sofort gepackt“, sagt Konrad Göke, Ratsmitglied, Kulturschaffender und Mitglied der Stadtkirche Moers. Gleichzeitig kam der Gedanke auf, wieder an den Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar 2022 zu erinnern. Denn im vergangenen Jahr gab es dazu keine besondere Aktion in Moers und Umgebung.

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Was übrigens auch Frank Rusch, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Neukirchen, gestört hat. „Ich habe mich geärgert, dass wir da nichts gemacht haben. Denn es gibt immer noch den Krieg im Herzen von Europa.“ Die Menschen seien „wunderbar im Verdrängen“, doch es sei wichtig, den Krieg weiterhin ins Bewusstsein der Menschen zu holen.

Genau das soll die Foto-Ausstellung tun, die am Montag, 24. Februar, um 17 Uhr in der Dorfkirche Neukirchen eröffnet wird – mit einer ökumenischen Andacht und einem Jugendchor. Etwa 20 Fotos von Johanna Maria Fritz werden dann im Kirchenraum präsentiert. Um 19 Uhr wird dann im Foyer und Treppenhaus der Barbaraschule beim SCI Moers ein zweiter Teil der Ausstellung zu sehen sein – bis zum 5. Mai. Zum 80. Jahrestag der Kapitulation, am 8. Mai, zieht die Ausstellung dann mit beiden Teilen in die Stadtkirche Moers um. Dort gibt es dann um 20.45 Uhr ein Friedensgebet, das um 21.01 Uhr, als am 8. Mai 1945 im Westen die Waffen schwiegen, mit einem Glockengeläut aller Kirchen im Kirchenkreis Moers endet. Zwei Wochen lang werden die Fotos dann noch einmal zu sehen sein.

An der Front in der Ukraine

Johanna Maria Fritz sieht ihre Arbeit in der Tradition der Kriegsfotografin Lee Miller, die unmittelbar nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 auch die Konzentrationslager fotografiert hat, und in der Tradition der Kriegsfotografin Anja Niedringhaus, die 2014 bei einem Attentat in Afghanistan getötet wurde. Fritz hat das Ausmaß der russischen Kriegsverbrechen in Butscha fotografiert und ist bis heute an der Front in der Ukraine unterwegs. Studiert hat sie Fotografie an der Ostkreuzschule in Berlin – und ist seit Anfang 2019 Mitglied der gleichnamigen Agentur.

Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Spiegel, Zeit, National Geographic und Newsweek China veröffentlicht. Dafür wurde sie mit dem Inge-Morath-Preis, dem Lotto Brandenburg Preis und dem VG-Bild Stipendium ausgezeichnet. Ausgestellt hat Johanna Maria Fritz schon in Australien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz sowie auch in China und in den USA. 

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„Die Ausstellung war nur dank der Unterstützung der Trox-Stiftung möglich“, betont Konrad Göke. Auch der Evangelische Kirchenkreis hat einen Teil beigesteuert. Das Interesse an der Ausstellung dürfte groß sein, da sind sich Konrad Göke und Frank Rusch sicher. „Die Menschen sollen sich dem Thema stellen und es ins Bewusstsein holen“, findet Frank Rusch. „ Auch wenn es Bilder sind, die man sich nicht gerne anguckt.“ Die aber um so wichtiger seien, weil sie auch zeigen: Frieden ist mühsam, aber wichtig. „Dafür sollten wir beten.“ Und auch Konrad Göke glaubt, „dass man den Krieg bisweilen vergisst, ihn vorbeirauschen lässt.“

Ausstellungen ab 24. Februar zu sehen

Die Ausstellung wird im Rahmen einer ökumenischen Gedenkandacht zum 4. Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine in der Dorfkirche Neukirchen am 24. Februar um 17 Uhr eröffnet. Am Vormittag ab 11 Uhr sind einige Fotografien schon in der Barbaraschule in Meerbeck zu sehen. Die Bilder in der Eingangshalle und im Treppenhaus können auch an Werktagen, auch von Schulklassen, zu den normalen Öffnungszeiten, besichtigt werden und in der Dorfkirche zu Gottesdiensten und ausgewählten, beschränkten Besuchszeiten. Bis zum 5. Mai sind die Werke zu sehen, zum 8. Mai werden dann ausgewählte Fotografien zu einer gemeinsamen Präsentation in der Stadtkirche Moers zusammengeführt.