Kamp-Lintfort/Kleve. Sechsmal schießt ein Polizist auf einen Randalierer, drei Kugeln treffen den Mann. Er stirbt. Gegen den Beamten ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Nach den tödlichen Schüssen auf einen Randalierer in Kamp-Lintfort gibt es neue Details. Wie aus einer Vorlage für die nächste Sitzungen des Innenausschusses im NRW-Landtag hervorgeht, lässt die Staatsanwaltschaft gegen einen 24-jährigen Polizeikommissar wegen des Verdachts des Totschlags ermitteln. Der Mann soll am 23. November dieses Jahres auf einen 34-Jährigen geschossen und diesen tödlich verletzt haben.

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Aus der Vorlage geht auch hervor, was sich an diesem Abend abgespielt haben soll: Um 21.51 Uhr gehen demnach mehrere Notrufe bei der Polizei ein, weil Anwohner aus der Wohnung des späteren Opfers über einen längeren Zeitraum Geschrei eines Erwachsenen und zwei kleiner Kinder wahr genommen haben. Als eine Streifenwagenbesatzung am Tatort eintrifft, soll der 34-Jährige auf einem Balkon gestanden, gepöbelt und gegen die Wand des Hauses getreten haben. Die Beamten rufen Verstärkung.

Polizisten mit Schlüsselbund bedroht

Der 24-Jährige und eine 25-jährige Kollegin gehen mit einem 22-jährigen Polizeianwärter ins Haus und treffen im ersten Stock auf den Randalierer. Es entwickelt sich ein Gerangel, dessen Ablauf noch nicht abschließend geklärt ist. Sechs Schüsse fallen, drei treffen den 34-Jährigen, einen polnischen Staatsbürger, der bislang polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten ist. Etwas mehr als zwei Stunden danach stirbt der Mann im Krankenhaus. Die Kommissarin hatte noch versucht, ihn wiederzubeleben.

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Laut der Vorlage soll das Opfer die Polizisten zuvor mit einem Schlüsselbund bedroht haben, bei dem ein Autoschlüssel nach vorne ausgeklappt und festgestellt war. In dem anschließenden Gerangel stürzten die beiden Beamten eine Treppe herunter. Der 24-Jährige blieb mit einer Gehirnerschütterung eine Nacht im Krankenhaus, seine Kollegin wurde leicht am Arm verletzt.

Viele Fragen zu dem Fall sind noch offen

Noch sind zu dem Fall viele Fragen offen: Der Polizist, der die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll, macht laut der Vorlage bislang keine Angaben. Die Mutter der beiden Kinder, die von der Auseinandersetzung nichts mitbekommen haben sollen und vom Jugendamt aus der von dem 34-Jährigen verwüsteten Wohnung geholt worden waren, konnte am Tatabend nicht erreicht werden. Erst einen Tag danach kamen sie in deren Obhut. Bei der Obduktion wurden im Blut des Opfers Spuren von THC nachgewiesen. Am Donnerstag befasst sich der Innenausschuss mit dem Fall. Die Ermittlungen einer Mordkommission bei Polizeipräsidium Duisburg und der Staatsanwaltschaft Kleve dauern an.