Kamp-Lintfort. Sollen Kinder nur St. Martin feiern oder lieber Halloween? Oder gar beides? Kita-Träger erzählen, wie sie mit dem kontroversen Thema umgehen.
Alle Jahre wieder bietet die Frage Diskussionsstoff: Sollen Kinder statt Halloween lieber das St. Martins-Fest feiern? Oder einfach beides? Die Redaktion hat sich in Kamp-Lintforter Kitas umgehört, wie der Umgang mit Halloween und St. Martin dort gehandhabt wird.
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In den städtischen Kitas wird kein Halloween gefeiert, allerdings, so Jugendamtsleiterin Lydia Kiriakidou, sei es den Kindern gestattet, nicht allzu gruselig verkleidet zu kommen. Warum Halloween nicht gefeiert wird, erklärt Kiriakidou so: „Es gehört nicht zu unserem Brauchtum. Wenn das Thema von Seiten der Kinder thematisiert wird, wird in den Morgenkreisen in der Regel darüber gesprochen, dass diese Tradition aus den USA kommt und die Kinder haben die Gelegenheit zu erzählen, ob sie an dem Abend auch Süßes sammeln gehen.“
St. Martin als festes Event im Jahreskalender der Kita in Kamp-Lintfort
St. Martin hingegen gehöre als festes Event in den Jahreskalender. Kiriakidou: „In den meisten Kitas wird es als richtiges St. Martinsfest gefeiert, ausnahmsweise aber auch als Lichterfest. Überall wird die St. Martinslegende thematisiert, es werden Laternen gebastelt und gemeinsam mit den Eltern gibt es einen Martinsumzug mit Feuerstelle und – sofern möglich – mit einem St. Martin und einer Kapelle, so dass auch die Lieder mitgesungen werden können. Teilweise spielen auch die Maxikinder die Martinslegende nach. Weckmänner dürfen an dem Tag auch nicht fehlen.“
„Wir thematisieren Halloween nur nebenbei und beantworten die aufkommenden Fragen der Kinder.“
In der Kita Spatzennest, die von Eltern in Privatinitiative geführt wird, werde kein Halloween gefeiert, sagt Leiterin Sabrina Binias auf Anfrage. Allerdings hätten die Kinder auch hier die Möglichkeit, verkleidet in den Kindergarten zu kommen. Binias: „Wir thematisieren Halloween nur nebenbei und beantworten aufkommende Fragen der Kinder. Wir feiern Halloween auch nicht, da wir in der Zeit schon vollkommen in der St. Martins-Vorbereitung stecken. Meist findet in dieser Woche unser Laternenbasteln mit den Eltern statt, da bleibt wenig Zeit, noch ein weiteres Fest zu feiern. Es gab auch einige Jahre, in denen das Thema Halloween von den Eltern unerwünscht war.“
Kinder in Kamp-Lintfort spielen Eltern die Martinsgeschichte vor
Dafür werde St. Martin umso größer gefeiert – mit gemeinsamem Laternenbasteln, dem Singen von Martinsliedern und dem Spiel der Martinsgeschichte im Kreis. Am Tag vor dem Martinsumzug gibt es in der Kita traditionell das Martinssingen mit den Eltern. Dort ziehen die Kinder mit ihren Laternen ein, spielen die Martinsgeschichte ihren Eltern vor und alle singen gemeinsam verschiedene Martinslieder. Zum Martinsumzug trifft man sich und schließt sich gemeinsam dem Martinsumzug auf Kamp an. Der Abend klingt in der Kita mit Kakao für die Kinder und Glühwein für die Eltern aus.
In den Kitas der Kirchengemeinde St. Josef habe Halloween bei den Festen im Jahreskreis keine Priorität, sagt Verbundleiterin Susanne Hausmann. Allerdings nehme man Wünsche und Erzählungen der Kinder in den Morgenkreisen auf und überlege dann mit ihnen, ob der Tag besonders gestaltet werden soll.
Hausmann: „Wenn das so ist, dann planen wir gemeinsam mit den Kindern ein fröhliches Herbsttreiben mit Kürbissen, Lichtern, bunten Verkleidungen, vielen Spielen und einem leckeren Buffet aus lustigen Leckereien. Angstmacherei und blutgetränkte Gruselmasken gehören allerdings nicht dazu.“
Thema Teilen begegnet den Kindern im Kita-Alltag immer wieder
Der heilige St. Martin stehe für Nächstenliebe, Toleranz und Hilfsbereitschaft. Werte, deren Vermittlung wichtige pädagogische und erst recht religionspädagogische Ziele seien, so Hausmann: „Das Thema „Teilen“ begegnet den Kindern im Kita-Alltag immer wieder. Spielzeug teilen, Süßigkeiten und Obst teilen, Zeit teilen. Beim heiligen St. Martin erleben die Kinder Teilen ohne Gegenleistung nur in der christlichen Nächstenliebe begründet. Das wollen wir jedes Jahr mit den Kita-Kindern und Familien feiern.“
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So entstehen Liedergruppen, Bastelgruppen und eine Schauspieltruppe. Hausmann: „Meist reitet der 5-jährige St. Martin auf seinem Steckenpferd sicher über den Kindergartenplatz und führt den Laternenzug an. Der Bettler wartet schon im hell erleuchteten Kreis und beim traditionellen „St. Martinslied“ teilt Martin mit seinem glänzenden Schwert den Mantel und gibt dem Bettler eine Hälfte. Nach vielen weiteren Lied- und Lichtertanzeinlagen gibt es meist Brezel und warme Getränke und das Fest endet in einer gemütlichen Runde für Groß und Klein.“
Auch in den Kamp-Lintforter Awo-Kitas wird traditionell St. Martin gefeiert, sagt Awo-Pressesprecherin Nadine Scholtheis. Aber: „Auch Halloween wurde in den vergangenen Jahren gefeiert, ist in diesem Jahr aber nicht geplant. Dafür gibt es aber keinen besonderen Grund. Generell sind wir Halloween nicht abgeneigt.“