Kamp-Lintfort. Die Kamp-Lintforter Freiwilligenagentur KaliAktiv zeigt Gesichter des Ehrenamtes. Warum sich Menschen engagieren und was sie antreibt.

Amira Naquila hat mehr als nur ein Ehrenamt. Sie engagiert sich bei der Flüchtlingshilfe, hilft in der Seniorenbetreuung und geht für andere Menschen einkaufen. Vor 25 Jahren kam sie aus dem Irak nach Kamp-Lintfort. Warum sie in ihrer freien Zeit für andere da ist? „Ich möchte etwas von der Unterstützung zurückgeben, die ich selbst erfahren habe. Die Dankbarkeit und Freude der Menschen, die ich unterstütze, sind für mich unbezahlbar “, hat Naquila in einem Interview mit Anke Stark, Leiterin der Kamp-Lintforter Freiwilligenagentur KaliAktiv, verraten. Ihr Porträt mit ihrem Statement zum Ehrenamt ist jetzt Teil der Ausstellung „Gesichter des Ehrenamtes“, die aktuell in den Räumen der Freiwilligenagentur an der Freiherr-vom-Stein-Straße zu sehen ist.

Was Ehrenamtler motiviert, sich in ihrer Freizeit für andere zu engagieren

Vor den Räumen der Freiwilligenagentur parkt ein Rikschafahrrad. Das gehört Gerda Theisen. Am Wochenende ist die 75-Jährige damit mit ihrem Mann unterwegs, jeden Montag aber fährt sie aus Hoerstgen in die Kamp-Lintforter Stadtmitte, um mit ihrer Rikscha Bewohner des Friederike-Fliedner-Hauses spazieren zu fahren. Oft führt die Tour an diesen Tagen durch den Zechenpark und weiter in die Altsiedlung. „Viele freuen sich dann sehr und sagen, sie seien schon seit Jahren nicht mehr dort gewesen“, erzählt Theisen. Die Geschichten, die ihr ihre Fahrgäste unterwegs anvertrauen, wenn sie sich auf einmal öffnen, berühren sie ganz besonders, sagt die Ehrenamtlerin.

Zur Ausstellungseröffnung waren auch einige der Ehrenamtler in die Freiwilligenagentur gekommen.
Zur Ausstellungseröffnung waren auch einige der Ehrenamtler in die Freiwilligenagentur gekommen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Die Idee zu der wunderbaren Ausstellung hatte Kali-Aktiv-Leiterin Anke Stark. Sie lud Menschen, die sich in Kamp-Lintfort ehrenamtlich engagieren, zum Interview und fotografierte sie. Ehrenamtler Luca Rusch gestaltete aus ihrem Material Plakatformate, die zunächst in regelmäßigen Abständen in der „Familienpost“, der Zeitung des Stadtmarketingvereins „Von Herzen Kamp-Lintfort“, erschienen und auf der Homepage der Freiwilligenagentur gezeigt werden. Jetzt, zur bundesweiten Woche des bürgerschaftlichen Engagements, sollen die Gesichter des Ehrenamtes noch einmal einem breiteren Publikum vorgestellt werden.

„Sie sind mehr als die stillen Helfer des Alltags, Sie sind echte Vorbilder. “

Bürgermeister Christoph Landscheidt

Da ist zum Beispiel Ishak Sari, der beim Verein fair/rhein mithilft. Ihn motiviere, über seine ehrenamtliche Tätigkeit Menschen eine faire Bezahlung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, heißt es in seinem Statement. Dass Ehrenamt manchmal auch anrührende Erlebnisse vermitteln kann, erzählen die Helferinnen und Helfer des Reparatur-Cafés. Sie schafften es einmal kurz vor Weihnachten so gerade noch, den Raclettegrill einer Familie zu reparieren – das Festessen war gerettet.

Ehrenamt - vom Männerabend bis zum Kuchenbacken

„Diese Geschichten inspirieren auch andere“, hat Anke Stark erfahren. Ob jemand wie die 88-jährige Margot Haake ihr Talent zum Kuchenbacken für andere einsetzt, oder wie Hermann an Voort mit seinen Computerkenntnissen älteren Menschen hilft oder wie Wolfgang Leisen und seine Mitstreiter endlich mal etwas „nur für Männer“ auf die Beine stellt und der „Männerabend“ zwei Mal im Monat im Don-Bosco-Heim den Teilnehmern dabei hilft, sich im Alltag gegenseitig zu unterstützen – „es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, tätig zu werden“, sagt die KaliAktiv-Leiterin.

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110 Einrichtungen, die Unterstützung von Ehrenamtlern brauchen, hat Stark in ihrer Kartei. Und 250 Menschen, die sich gerne engagieren wollen. Natürlich würden aber weitaus mehr Menschen in Kamp-Lintfort ehrenamtlich arbeiten, als die, die in der Freiwilligenagentur gelistet sind, weiß Stark. Dass in einer Stadt wie Kamp-Lintfort ohne ehrenamtliches Engagement vieles nicht mehr wie gewohnt stattfinden könnte, machte auch Bürgermeister Christoph Landscheidt zur Eröffnung der Ausstellung deutlich: „Sie sind mehr als die stillen Helfer des Alltags, Sie sind echte Vorbilder“, bedankte sich der Bürgermeister bei den Ehrenamtlern.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Freiwilligenagentur, Freiherr-vom-Stein-Straße 32 a, zu besichtigen: mo 8 bis 12 Uhr, di 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, mi geschlossen, do 8 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, fr 8 bis 12 Uhr.