Neukirchen-Vluyn. Kinder der Gemeinde St. Antonius Vluyn fahren seit Jahren ins Ferienlager in die Eifel. In 60 Jahren ist viel passiert. Auch Heiratsanträge gab es.
Vor 60 Jahren fuhren erstmals Kinder der Gemeinde St. Antonius Vluyn mit ihren Betreuern zum Zeltlager in die Eifel nach Blankenheim. Seither haben viele Hundert Neukirchen-Vluyner Kids ihre Ferien so verbracht. Und sogar aus den USA flogen Sprösslinge dafür ein. In 60 Jahren ist viel passiert. Auch Heiratsanträge wurden im Lager am Busen der Natur gemacht. Der heutige Lagerleiter Gregor Baar berichtet.
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Das Ferienlager hat Familientradition in Vluyn. „Viele Clans wie Winter, Kricke, Böse oder Thelen haben die Ferienfreizeit getragen und tragen sie teils heute noch. Die Enkel der Gründer sind heute als Gruppenleiter aktiv; dies auch, weil sie als Kinder immer mitgefahren sind.“ Sehr viele Ferienkids reisten jedes Jahr wieder mit. Das mit dem Heiratsantrag sei übrigens er selbst gewesen, muss Baar (51) gestehen. „Viele Paare haben sich in der Eifel im Zeltlager kennengelernt und später geheiratet.“
Ferienlager Neukirchen-Vluyn: Knapp 60 Kids fahren mit
Baar weiter: Er und seine Frau Tanja (48) seien wie so viele andere schon als Kinder mitgefahren. Man habe sich dann aus den Augen verloren, aber 1995 als Begleiter im Lager wiedergesehen. Im Jahr 2000 dann der Heiratsantrag, Gregor Baar: „Im Lager waren alle dabei. Und alle haben vorher dicht gehalten.“ Seine Frau lacht: „Ich war so perplex, dass ich gar nicht Ja sagen konnte. Ich habe geweint. Das nahm er wohl als Zustimmung. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir auch im Zeltlager geheiratet. Aber da hab ich gestreikt.“
„Im Lager waren alle dabei. Und alle haben vorher dicht gehalten.“
Schon Tage vor dem Start für die Kinder machen die Helfer sich mit einem gespendeten 40-Tonner auf den Weg in die Eifel. Viele Spenden wie Brot (Firma Hoenen) und Lebensmittel kommen mit. Auch 22 Zelte, Holz für die Zeltböden, Material u.a. für eine Küchenbaracke, fünf Kühltruhen, die Waschbecken für Wasseranschlüsse und vieles, vieles andere. Knapp 60 Kids zwischen 8 und 16 Jahren rücken nach dem Aufbau für 17 Tage Abenteuer-Urlaub an. Mit den Erwachsenen kommt die Ferien-Truppe auf über 80 Leute. Was die Küchenmannschaft immer wieder zu Höchstleistungen anspornt. „Alleine zig, zig Kilo Kartoffeln…“ weiß Baar.
Zeltlager Neukirchen-Vluyn: Nachtwanderung und besonderes Spiel
Anfangs sei es ein Zeltlager der „katholischen Jungmänner-Gemeinschaft“ gewesen, berichtet Baar. Später seien auch Mädchen mitgefahren. Heute nenne man sich katholische junge Gemeinde, die vom Bistum Münster fürs Zeltlager pro Mitglied gefördert werde. „Daher zahlen die Mitglieder-Kinder auch nur 300 Euro, Nichtmitglieder zahlen 350 Euro.“
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Die junge Schar zu unterhalten, ist für die versierten Gruppenleiter keine Kunst. Erwähnt sei nur die beliebte Nachtwanderung mit „Überfall“; auch das abendliche Lagerfeuer lodert; nasse Streiche mit dem Eimer Wasser sind ein unbedingtes Muss. Unter den Spielen ist „En-Appel-und-en-Ei“ der größte Hit. „Da schellen die Kids mit Apfel und Ei bei den Dorfbewohnern. Sie müssen von Tür zu Tür etwas Teureres eintauschen. Gewonnen hat die Gruppe mit dem teuersten Tauschobjekt.“ So kam es, dass schon mal ganze Sofas ins Lager geschleppt wurden. Eine Leiter-Gruppe brachte es tatsächlich auf ein paar Kisten Bier und drei leibhaftige Hühner. Die Vögel habe man dann aber leben lassen, erklärt Baar und muss lachen.
60 Jahre Ferienlager: Zahlreiche Aktionen zum Jubiläum
Kein Wunder, dass über Kontakte zu Vluyner Familien bereits Kinder aus den USA eingeflogen sind, um am Eifel-Lager der St. Antonius-Gemeinde teilzunehmen. „Auch aus Frankreich und Spanien kamen schon Kinder zu uns“, ist Baar ein bisschen stolz. Ohne die treuen Spender wäre das alles nicht möglich, bedankt er sich. Die Feier zum 60-jährigen Bestehen wurde im jüngsten Lager im August im Beisein vieler Ehemaliger mit zahlreichen Aktionen gebührend gefeiert. „516 Klöße hat das Küchenteam fürs Festmahl gedreht“, lächelt Baar.