Moers. Beim ersten inklusiven Sportfest des Stadtsportverbandes war viel los. Mit dabei: der Moerser Paralympics-Sieger David Behre. Er verkündet Neues.
In anderthalb Wochen starten nach Abschluss der Olympischen- die Paralympischen Spiele in Paris. Im vergangenen Jahr hatten die Special Olympic World Games in Berlin für bewegende Momente gesorgt. Das Thema der Inklusion von Personen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen scheint im Sport präsenter denn je zu sein. Der Stadtsportverband Moers veranstaltete daher am vergangenen Samstag auf der Großsportanlage Filder Benden am Rande des Schlossparks das erste inklusive Sportfest der Stadt Moers. Auf die „Kick-Off-Veranstaltung“, wie Andreas Bögner, Vorsitzender des Stadtsportverbands sie nennt, sollen viele weitere folgen.
Auf dem Hockeyfeld herrscht reges Treiben, während sich parallel auf der Laufbahn die ersten Leichtathletinnen und -athleten für ihren Wettkampf im Hürden-Sprint aufwärmen und letzte technische Veränderungen am Startblock vornehmen. In der Sandgrube duelliert man sich zeitgleich auf dem Beachvolleyballfeld. „Wir sind bestens aufgestellt“, versichert Bögner zu Beginn des ersten inklusiven Sportfests in Moers.
Auch interessant
Neben Leichtathletik-, Specialhockey- und Beachvolleyballangeboten des Moerser Turnvereins bieten Mitglieder des GSV offene Trainingseinheiten und kleine Spiele für Interessierte. Hinzu kommt das Tanzangebot am Nachmittag. „Wir müssen das Thema Inklusion stärker forcieren, gerade im Breitensport“, findet der Vorsitzende des Stadtsportverbands. Etwa 20.000 Menschen mit Handicap habe es in Moers gegeben. „Wo sind die alle?“, fragt sich Bögner. Durch das Sportfest wolle man für mehr Sichtbarkeit sorgen, erklärt er.
Moerser Special-Hockeyabteilung hat zwei Nationalspieler im Team
Im Hockey ist der Moerser TV bereits gut aufgestellt. Seit 2021 verfügt der Verein über eine Specialhockey-Abteilung. Zwei der Teammitglieder aus Moers durften im vergangenen Jahr für die deutsche Nationalmannschaft bei den Special Olympics auf dem Feld stehen. „Special“ bezeichnet den Sport für Personen mit einem geistigen Handicap oder einer Mehrfachbehinderung. Spricht man von paralympischem Sport, so bezieht man sich auf Sporttreibende mit körperlichen Behinderungen. Ulla Wagner ist eine von drei Trainierenden der Specialhockeymannschaft. Die Diplompädagogin war zunächst im regulären Hockey als Schiedsrichterin aktiv. „Ich wurde dann angefragt, weil ich auch den pädagogischen Hintergrund habe“, berichtet sie. Grundsätzlich könne jeder als Trainer im Specialbereich einsteigen. „Man muss nur offen und wertschätzend sein“, so Wagner.
Weitere aktuelle Nachrichten aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn:
- Fall der Brandmauer? Moerser: „Dreckig ins Gesicht gelogen“
- Kita St. Josef schließt - große Pläne für Filet-Grundstück
- „Müssen aufwachen“: Taibe (40) lädt zum Talk in Friseursalon
- Karneval feiern in Moers: In diesen Kneipen gibt es Partys
- Und hier bekommen Sie alle News im Überblick.
Auf dem halben Hockeyfeld sind verschiedene Trainingsstationen aufgebaut. Um die Sprintfähigkeit zu verbessern, liegt beispielsweise ein großer Farbwürfel aus. Je nach gewürfelter Farbe müssen die Trainierenden zu einem Hütchen in der entsprechenden Farbe laufen. Auf der anderen Hälfte wird sechs gegen sechs gespielt. „Der Unterschied zum Mainstream-Hockey: Es gibt zum Beispiel keine kurze Ecke“, erklärt Wagner. Die Verletzungsgefahr sei zu hoch. Das Training mit den Specials unterscheide sich lediglich dahingehend, dass taktische und technische Übungen langsamer aufgebaut werden: „Wir nehmen immer nur einen Aspekt hinzu und hoffen, dass der dann verinnerlicht wird“, erzählt die Trainerin. Ein weiterer Unterschied: „In der WhatsApp-Gruppe gibt es Nachrichten in leichter Sprache, manche kriegen Sprachnachrichten“, führt Wagner aus. Nach Geschlechtern wird hier nicht unterschieden. Die Spieler sind zwischen 18 und über 50 Jahre alt. Der Kinder- und Jugendbereich stecke gerade im Aufbau.
Paralympischer Star-Athlet David Behre zu Besuch bei Moerser inklusivem Sportfest
Hoher Besuch war ebenfalls vor Ort: Der Sprinter David Behre gewann bei den Paralympics in London und Rio de Janeiro insgesamt vier Medaillen. Mit der 4x100-Meter-Staffel holte er 2016 Gold. Infolge eines Unfalls wurden Behre im Alter von 20 Jahren beide Unterschenkel amputiert. Die Inklusion im Sport ist eine Herzensangelegenheit des Ur-Moersers, der im nächsten Jahr aus Leverkusen in seine Heimatstadt zurückziehen wird. „Im paralympischen Bereich ist es andersherum: Da gibt es kaum Kinder- und Breitensport, sondern überwiegend Leistungssport“, erklärt er. Das Training, ob olympisch oder paralympisch, unterscheide sich eigentlich, meint Behre. „Man muss da natürlich Aufklärungsarbeit leisten.“ Zudem gebe es entsprechende Fortbildungen für trainingsleitende Personen. „Tatsächlich kann ich mir vorstellen, nach dem Umzug selbst so eine inklusive Gruppe in Moers zu trainieren“, sagt er.
Folgt der Redaktion Moers auch auf Social Media:
- Ihr wollt keine Nachrichten mehr verpassen? Folgt der Redaktion Moers bei WhatsApp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren.
- Uns gibt es auch bei Instagram. Mit einem Follow bleibt Ihr immer auf dem neuesten Stand.
Vor allem im Kinderbereich sieht er positive Effekte durch inklusives Training: „Je eher zusammen trainiert wird, desto weniger Hemmungen entstehen im Umgang miteinander.“ Das sieht die stellvertretende Bürgermeisterin Claudia van Dyck ähnlich: „Zusammen aktiv sein und Spaß haben verbindet am besten und leistet einen wertvollen Beitrag zu einer offenen Stadtgesellschaft.“