Herne. Der Hauptbahnhof Wanne-Eickel bekommt einen neuen Namen. Dieser entspricht aber nicht den strengen Kriterien. Warum dann die Umbenennung?

Korrektheit statt Nostalgie: Das ist die Leitlinie der Deutschen Bahn bei der Umbenennung zahlreicher Bahnhöfe in Deutschland. Deshalb soll auch der Hauptbahnhof Wanne-Eickel ab diesem Sommer den Stadtnamen Herne vorangestellt tragen. Die Benennung soll bundesweit dem Schema „Stadtname + Stadtteil“ folgen. Dann sei aber doch der neue Name auch nicht richtig, bemängeln nun aufmerksame Leser. Denn Wanne-Eickel gibt es ja seit 50 Jahren gar nicht mehr offiziell. Der Bahnhof müsste dann „Herne-Wanne“ heißen. Ja, was denn nun?

Hauptbahnhof-Umbenennung: Wanne-Eickel oder Wanne?

+++ Ein sehr teurer fauler Kompromiss? Zum Kommentar geht es hier! +++

„Herne-Wanne-Eickel Hauptbahnhof“ steht auf den ersten mittlerweile installierten Schildern. (Die Schriftzüge werden vor der offiziellen Umbenennung noch abgeklebt.) Tatsächlich aber müsste dort „Herne-Wanne Hauptbahnhof“ (ohne Eickel) stehen, wenn man die Richtlinien der Bahn gänzlich anwendet. Korrekt wäre nach der Erklärung der Bahn, nur den Stadtteil zu nennen. Dieser heißt „Wanne“ und hat außer der Nachbarschaft keine offizielle Verknüpfung mehr mit „Eickel“. Beides sind Stadtteile von „Herne“. So ist es seit der Eheschließung von Herne und Wanne-Eickel vor 50 Jahren.

Die Bahn reagiert nur noch knapp auf Nachfragen zur Umbenennung, die sie ja selbst angestoßen hatte. „Die Benennung des Bahnhofs erfolgte in enger Abstimmung mit dem VRR und der Stadt Herne“, sagt ein Bahnsprecher. Das Konzept der Umbenennung habe man bereits erläutert. Zu Nachfragen, ob man gedenke, den Schema-Fehler noch zu korrigieren, äußert sich die Bahn nicht.

Der Hauptbahnhof Wanne-Eickel in den Abendstunden in Herne
Der Hauptbahnhof Wanne-Eickel wird aktuell umgebaut. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Was sagt die Stadtverwaltung Herne zur Ortsbezeichnung?

Die Stadtverwaltung (Herne), aktuell mit den Vorbereitungen zum Festakt zum 50. Geburtstag der neuen Stadt Herne beschäftigt, rechtfertigt den neuen Namen: „Die Umbenennung wurde zwischen der Stadt Herne, der Bahn und dem VRR abgestimmt“, erklärt Stadtsprecher Tobias Kindel.

Er führt aus, warum der Name „Herne-Wanne Eickel Hauptbahnhof“ aus Sicht der Stadt doch berechtigt ist: „Der Hauptbahnhof Wanne-Eickel bildet die Schnittstelle zwischen den Stadtbezirken Wanne und Eickel.“ Tobias Kindel erklärt weiter: „Auf Grund der breiten Ausdehnung des Gleiskörpers in südöstliche Richtung bilden Teile der Gleisanlagen sogar die Grenze zwischen den bereits genannten Stadtbezirken.“ Aus Sicht der Stadt sei der Name gelungen: „Die gewählte Bezeichnung ist daher passend und darüber hinaus identitätsstiftend.“

Viele Bürger finden: Umbenennung ist eine Geldverschwendung

Das hatten schon viele Menschen aus dem früheren Wanne-Eickel gesagt, bevor die Pläne für die Umbenennung bekannt wurden. Der alte Name spiegele das Heimatgefühl der Ex-Wanne-Eickeler. Die Bahn allerdings berief sich auf sehr formale Kriterien, die eine Umbenennung des Bahnhofs unumstößlich machten. Ziel: Menschen von außerhalb sollten sich auch in fremden Städten gut zurechtfinden.

Hätte man sich da nicht die Umbenennung ganz sparen können, wenn am Ende doch wieder ein Name herauskommt, der nicht dem Schema entspricht? Die genauen Kosten werden nicht beziffert. Der Aufwand jedenfalls ist groß. Die Bahn hatte zuletzt betont, dass der neue Name Eingang finde in betriebliche Unterlagen der Bahn, wie zum Beispiel in europäische Fahrpläne und Vorschriften der Leit- und Sicherungstechnik oder in die verschiedenen zugehörigen Systeme zur elektronischen Datenverarbeitung und -information. „Auch Stadtpläne, Navigationssysteme, Pläne für Polizei und Feuerwehr, Reiseführer und ähnliches gedrucktes und elektronisches Material müssen angepasst werden“, erklärte ein Sprecher. Fahrgäste hatten die Umbenennung gegenüber der WAZ als Geldverschwendung bezeichnet.