Herne. Ein beliebtes Herner Stadtteilcafé schließt schon zum Jahresende. Wie der Betreiber das Aus begründet, welche politische Forderung laut wird.
Das Herner Deutsche Rote Kreuz (DRK) schließt aus wirtschaftlichen Gründen zum Jahresende sein in Eigenregie betriebenes öffentliches Café im Seniorenzentrum Bergmannstraße in Röhlinghausen. DRK-Präsident Martin Krause bestätigt auf Anfrage der WAZ eine entsprechende Pressemitteilung der Grünen, in der die Partei das Aus beklagt und die Forderung nach Ersatz an diesem Standort erhoben hat.
„Wir müssen uns neu sortieren. Die Struktur der Cafés ist in die Jahre gekommen“, sagt Krause. Das vom DRK ebenfalls in Eigenregie betriebene Café im DRK-Haus am Flottmannpark in Herne-Süd sei bereits geschlossen worden. Wenn man in die Herner Pflegelandschaft schaue, stelle man fest, dass es kaum vergleichbare Angebote gebe. „Gut besucht heißt leider nicht: guter Umsatz“, sagt Krause, der als (ehrenamtlicher) Präsident vor wenigen Wochen Magdalene Sonnenschein abgelöst hat.
Der Schritt falle ihnen sehr schwer. „Unsere Überlegung, die Cafés zu schließen, ist aber schon etwas älter“, erklärt Krause. In seiner Zeit als DRK-Geschäftsführer - er wechselte 2022 nach knapp zehn Jahren ins Herner Rathaus - habe er bereits Gespräche über die Verpachtung der Fläche an Dritte geführt. Diese seien damals aber nicht zielführend gewesen. Er könne sich nach wie vor vorstellen, dass es Interessenten für eine Verpachtung gebe, doch auch andere Konstrukte seien denkbar. Das werde dann ein Auftrag an die neue Geschäftsführung sein, so Krause.
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Hintergrund: Nach nur eineinhalb Jahren haben sich das DRK und Geschäftsführer Mathias Henrichsen-Schrembs jüngst auf dessen Wunsch getrennt, so die offizielle Formulierung. Hinter den Kulissen drohte jedoch nach WAZ-Informationen ein Rechtsstreit mit dem intern in die Kritik geratenen Geschäftsführer, der offenbar abgewendet werden konnte. Die Geschäfte des Kreisverbandes werden bis Sommer interimsweise von Karina Müller geführt, der bisherigen Chefin des DRK-Rechnungswesens.
Zurück zum Café: Die „sehr engagierte Leiterin“ (und einzige Festangestellte) der Einrichtung in Röhlinghausen - „ihre Kuchen werden weit über den Stadtteil hinaus gelobt“ - werde man nicht „ins Bodenlose“ fallen lassen, sagt Krause zur WAZ. Das DRK habe der Angestellten, die einst zusätzlich auch für das Café in der DRK-Einrichtung am Flottmannpark zuständig gewesen sei, eine Stelle in einer DRK-Einrichtung angeboten. Zum 1. Januar müsse man nun aber zunächst „einen Cut“ machen, um die Verlustsituation neu zu bewerten. Das Café im Pflegeheim bleibe vorerst geschlossen, die Räumlichkeiten im Erdgeschoss könnten aber nach wie vor genutzt werden: „Es bleibt ein Haus der offenen Tür für Menschen, die in die Einrichtung kommen wollen.“
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Die Grünen zweifeln offenbar daran. Der Stadtteil verliere mit dem DRK-Café einen wichtigen Treffpunkt für ältere und einsame Menschen, heißt es in der Pressemitteilung. Die Grünen in Eickel bedauerten diese Entscheidung außerordentlich, erklärt der Bezirksverordnete Gerhard Kalus. Er appelliert an die Stadtverwaltung und ihre Tochtergesellschaften, zügig Lösungen zu entwickeln, um ein vergleichbares Angebot im Herzen von Röhlinghausen, beispielsweise am Röhlinghauser Marktplatz, zu etablieren.
>>> DRK-Präsident spricht von „herausfordernden Zeiten“
- Die Schließung der DRK-Cafés und die Trennung vom Geschäftsführer werfen vor dem Hintergrund der Sieben-Millionen-Euro-Investition in eine neue DRK-Geschäftsstelle die Frage auf: Ist das DRK in Herne n Schieflage geraten? DRK-Präsident Martin Krause verneint dies, räumt jedoch ein: „Es sind herausfordernde Zeiten, die aber alle Sozialträger spüren.“ Das gelte insbesondere in der Pflege - ein Schwerpunkt des DRK in Herne.
- Ende 2023 erfolgte in Eickel im Bereich Harkortstraße/Gabelsberger Straße der erste Spatenstich für eine neue DRK-Geschäftsstelle und eine Wohngemeinschaft. Das Projekt liege im Zeitplan, der Bezug des Neubaus solle im Herbst 2025 erfolgen, sagt Krause. Die Entscheidung für dieses Projekt sei zielführend, weil der Herner Immobilienbestand des DRK in die Jahre gekommen ist.
- Das DRK beschäftigt in Herne derzeit rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.