Herne. Er ist extra aus Indien nach Deutschland gereist, um hier in einem Pflegeheim zu arbeiten. Was Anand Saravabe in Deutschland überrascht hat.

Viele Tausend Kilometer liegen zwischen Anand Saravabe und seiner Heimat Indien. Er ist nach Herne gekommen, um anderen Menschen zu helfen. Seit September ist der 23-Jährige in Deutschland und arbeitet seitdem im ASB Pflegeheim in Holsterhausen. Gemeinsam mit zwei weiteren Inderinnen und Indern kümmert er sich nun dort um die Bewohnerinnen und Bewohner, misst Blutdruck und pflegt sie. Insgesamt sechs Inderinnen und Inder sind über eine Agentur nach Herne gekommen – drei nach Holsterhausen und drei in das ASB Heim in Herne-Mitte.

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Die Arbeit im Heim mache ihm Spaß, sagt er. Auch wenn sie sich deutlich von der in Indien unterscheide. Dort hat er ebenfalls als Pflegekraft gearbeitet, allerdings in einem Krankenhaus und nicht in einem Altenheim. „Da habe ich auch Spritzen gesetzt und Katheter gelegt.“ Das mache er in Deutschland nicht. „Hier werden die Bewohner für alles Medizinische ins Krankenhaus gefahren. Wir kümmern uns hier nur um die Pflege.“

Kommunikation mit Bewohnern teilweise noch schwierig

In Indien habe er eine mehrjährige Ausbildung absolviert und viele Monate Deutsch gelernt. Das sei auch eine Grundvoraussetzung für das Visum gewesen, erklärt Einrichtungsleiterin Melanie Greshake. Trotzdem falle ihm die Kommunikation mit den Bewohnerinnen und Bewohnern teilweise noch schwer. „Sie reden oft zu schnell und zu undeutlich“, sagt er und lacht.

Melanie Greshake, Leiterin des ASB Begegnungs- und Pflegezentrums Holsterhausen, freut sich über ihren neuen Mitarbeiter Anand Saravabe aus Indien.
Melanie Greshake, Leiterin des ASB Begegnungs- und Pflegezentrums Holsterhausen, freut sich über ihren neuen Mitarbeiter Anand Saravabe aus Indien. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Er habe schon länger im Ausland arbeiten wollen, dass es nun Deutschland geworden sei, sei eher ein Zufall gewesen. Das Leben in Deutschland gefalle ihm gut, aber es sei natürlich ganz anders als sein altes Leben, berichtet der junge Inder. Vor allem der Temperatur-Unterschied habe ihn überrascht. Im Sommer seien es in Indien teilweise 40 bis 50 Grad, im Winter 30. „Meine Kleidung aus Indien kann ich hier nicht tragen.“ Er habe sich extra neue gekauft, um für den kalten Deutschland-Winter gewappnet zu sein. Die niedrigen Temperaturen seien auch ein Grund dafür, dass seine Eltern nicht aus Indien nach Deutschland nachkommen, erzählt er. „Sie werden vielleicht mal eine Reise nach Deutschland machen, aber nicht dauerhaft hier leben wollen.“

Auch dass in der Öffentlichkeit geraucht und getrunken wird, sei für ihn zunächst sehr überraschend gewesen, sagt er. Sowas gebe es in Indien nicht. Vor allem nicht unter Jugendlichen. Und noch eine Sache sei ein „Schock“ für ihn gewesen: „Ich war in der Umkleide im Fitnessstudio und plötzlich stand dort ein Mann - ganz nackt.“ Auch dass viele Deutsche beispielsweise gerne nackt in die Sauna gehen, habe ihn überrascht und schockiert, erzählt er mit einem Lachen.

Anand Saravabe aus Indien.

„Ich fühle mich hier sehr wohl.“

Anand Saravabe
Indischer Pfleger

Ansonsten habe er sich aber an das Leben in Deutschland gewöhnt und fühle sich sehr wohl. Mit seinen indischen Kolleginnen und Kollegen unternehme er Ausflüge, beispielsweise nach Dortmund, oder gehe ins Fitnessstudio. Gemeinsam mit einer indischen Kollegin wohnt er in Herne-Mitte in einer Wohngemeinschaft. Und hat er schon einen Plan, wie lange er in Deutschland bleiben will? Nein, noch keinen konkreten, aber fünf bis zehn Jahre könne er sich schon vorstellen. Sein Vertrag sei auf jeden Fall unbefristet, so Greshake. Sie ist sehr zufrieden mit den neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Indien. „Sie machen das richtig gut.“ Natürlich merke man die Unterschiede, „aber sie integrieren sich sehr gut“.