Herne. Ein-Eltern-Familien sind in Herne häufig von Armut betroffen. Wie ein Projekt Alleinerziehende stärken will, wie Menschen sich einbringen können.
Die hohe Zahl von Alleinerziehenden in Herne sowie ihre häufig schlechten Lebensumstände sprechen nicht nur für dieses neue Projekt, sie schreien geradezu danach: Die Diakonie und der evangelische Kirchenkreis wollen Ein-Eltern-Familien, die vor besonderen Herausforderungen stehen, im Alltag unterstützen und sie stärken. Zur Umsetzung dieses Ziels werden ehrenamtliche Kräfte gesucht.
Und das sind laut der ev. Kirche die bedenklichen Zahlen: In Herne und Wanne-Eickel war Mitte 2024 jeder 20. Haushalt eine Ein-Eltern-Familie, heißt: in 3755 von insgesamt etwa 79.000 Haushalten leben aktuell ein oder mehrere Kinder mit einem Elternteil. Neun von zehn Alleinerziehenden sind weiblich, jede zehnte Alleinerziehende ist zwischen 19 und 25 Jahren jung. Und die vielleicht wichtigsten, weil besonders alarmierenden Statistiken: Jede fünfte Alleinerziehende hat keinen Berufsabschluss, und jede zweite Ein-Eltern-Familie muss mit einem Haushaltseinkommen von unter 1700 Euro auskommen.
Einführungskurs soll Herner Ehrenamtler vorbereiten
Zahlen, die aus Sicht von Zuzanna Hanussek die Notwendigkeit von Projekten zur Änderung dieser Situation unterstrichen. Als Initiatorin und Leiterin von „HAGAR“ will die Pfarrerin Ein-Eltern-Familien mit Ehrenamtlichen zusammenführen, damit diese den Betroffenen als Mentorinnen und Mentoren zur Seite stehen. Beteiligt sind neben dem Evangelischen Kirchenkreis Herne und dem Betreuungsverein des Diakonischen Werks auch die Petrus-Kirchengemeinde in Herne-Süd, in deren Lutherhaus im Sommer die Auftaktveranstaltung stattgefunden hat. Die Koordination hat die Sozialpädagogin Annika Tegeler übernommen, die viele Jahre in Kitas und im Offenen Ganztag tätig war.
Und welche Voraussetzungen müssen Menschen mitbringen, wenn sie Alleinerziehende und deren Kinder zum Beispiel beim Umgang mit Ämtern, bei Schularbeiten oder bei der Haushaltsführung unterstützen wollen? Das Alter sei nachrangig, betont Tegeler. „Sie sollten aber mit beiden Beinen im Leben stehen“, ergänzt Hanussek. Und: Sie müssten verlässlich sein und eine „gewisse Festigkeit“ mitbringen. Ins kalte Wasser würden die Ehrenamtler nicht geschmissen, sondern sie würden in einem umfassenden Einführungskurs auf ihre verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet.
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Seit dem Auftakt dieses einmaligen Projekts - etwas Vergleichbares sei ihr nicht bekannt, so Hanussek - tritt Koordinatorin Tegeler unter anderem mit Firmen, Institutionen und Trägern in Kontakt, um Netzwerke zu knüpfen. Finanziell unterstützt wird das zunächst auf drei Jahre befristete Projekt „HAGAR“ von der Deutschen Fernsehlotterie. Die Schirmherrschaft hat Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda übernommen.
Interessierte können am Samstag, 9. November, bei Bedarf auch persönlich Kontakt aufnehmen zu den Projektverantwortlichen: Diese nehmen von 10 bis 14 Uhr teil am „Markt der Möglichkeiten“ der Stadt im 1. Stock des City-Centers, Bahnhofstraße 7b, in Herne-Mitte. Ansonsten ist eine Kontaktaufnahme möglich per Telefon (0152-56790009) und per Mail an a.tegeler@diakonie-herne.de oder zuzanna.hanussek@evkw.de. Weitere Informationen auf diakonieherne.de.