Herne/Bochum. Eine Prostituierte soll von einem Stammkunden aus Herne Schweigegeld verlangt haben. Dabei soll ihr Freund kräftig geholfen haben.

Über vier Jahre hinweg soll ein Mann aus Herne regelmäßig bezahlten Sex mit ein und derselben Prostituierten gehabt haben. Vor knapp einem Jahr soll die Frau den Stammfreier dann plötzlich gemeinsam mit ihrem Freund zur Zahlung von „Schweigegeld“ gezwungen haben. Jetzt steht das mutmaßliche Erpresser-Paar (beide 29 Jahre) in Bochum vor Gericht.

Laut Anklage rief der Freund der Prostituierten am 24. November 2023 bei dem Herner Stammkunden seiner Partnerin an, beschimpfte ihn als „Hurensohn“ und als „Bastard“, forderte die Zahlung von 500 Euro. Sinngemäß soll der 29-Jährige bei dem Telefonat so oder so ähnlich Druck aufgebaut haben: „Sonst sage ich es deiner Freundin.“

Angeklagter soll gefragt haben: „Was ist dir dein Leben wert?“

Der Herner Freier, offenbar tatsächlich in einer festen Beziehung lebend, soll sich daraufhin erst Bedenkzeit erbeten, dann bei der ihm unbekannten Mobilfunknummer zurückgerufen und zugestimmt haben, dass er das geforderte Geld zahlen werde. Daraufhin soll die Prostituierte damals gegen 17.30 Uhr an der Wohnanschrift des Herners aufgetaucht und vor der Haustür 500 Euro in bar entgegengenommen haben.

Das soll aber noch nicht alles gewesen sein: Denn am Rande der Geldübergabe soll die Situation plötzlich eskaliert sein. Die Bochumer Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Paar, das inzwischen getrennt lebt und ein gemeinsames Kind haben soll, damals von Anfang an geplant hatte, den Herner zu zwingen, letztendlich noch viel mehr Schweigegeld zu zahlen.

Ort des Prozesses: das Justizzentrum in Bochum.
Ort des Prozesses: das Justizzentrum in Bochum. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Denn auf einmal soll es damals um das 50-fache gegangen sein. Laut Anklage drohte der Freund der Prostituierten dem Herner erst, ihm eine Pistole an den Kopf zu halten, kurz danach kehrte der 29-Jährige mit einem Dachdecker-Hammer in der Hand zurück. „Dabei fragte er den Zeugen, was ihm sein Leben und das seiner Freundin wert sei“, heißt es in der Anklageschrift.

Mit dem Hammer drohend in der Hand soll der Freund der Prostituierten den Herner im weiteren Verlauf dann aufgefordert haben, „weiteres Geld von der Bank zu holen oder einen Kredit in Höhe von 25.000 Euro aufzunehmen und das Geld auszuzahlen“. Anschließend soll der 29-Jährige den Mann auch noch gepackt und gewürgt haben, ehe es diesem irgendwann gelang, wegzulaufen. „Zu einer weiteren Geldzahlung kam es dementsprechend nicht“, so die Anklage.

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Nach einer Strafanzeige wurde im Januar 2024 ein Haftbefehl gegen die Prostituierte erlassen, am 1. Februar wurde sie auch kurzzeitig festgenommen. Zum Prozessauftakt am Donnerstag, 24. Oktober, erschienen beide Angeklagte auf freien Füßen. Während der angeklagte Freund über seinen Verteidiger Martin Gentz (Bochum) erklären ließ, dass er „sich zunächst schweigend verteidigen“ werde, kündigte die Prostituierte an, dass sie sich im weiteren Prozessverlauf zu der Angelegenheit äußern will. 

Die Anklage lautet unter anderem auf besonders schwere räuberische Erpressung. Mit Blick auf eine mögliche Verurteilung steht für beide Angeklagte viel auf dem Spiel. Stellt das Gericht am Ende die Geschehnisse vor der Haustür so fest, wie sie in der Anklage beschrieben sind, steht eine Mindeststrafe von fünf Jahren Haft im Raum. Bis zu einem Urteil haben die Richter der 12. Strafkammer aktuell noch drei weitere Verhandlungstage bis zum 8. November anberaumt.