Herne. Deutschlandweit steigen die Infektionen mit Mykoplasmen, die Lungenentzündungen verursachen können. So ist die Lage in den Herner Krankenhäusern.
In vielen Teilen Deutschlands ist die Zahl der Lungenentzündungen, die durch Mykoplasmen verursacht werden, zuletzt stark angestiegen. Dabei handelt es sich um Bakterien, die aufgrund einer fehlenden Zellwand gegen viele Antibiotika resistent sind. Vor allem Kinder sind davon betroffen. Wie ist die aktuelle Lage in Herne? Die WAZ hat bei den Herner Krankenhäusern nachgefragt.
Im EvK in Herne würden seit über einem Jahr immer wieder einzelne Patientinnen und Patienten mit Mykoplasmen-Pneumonie behandelt. Einen Anstieg der Zahlen in den vergangenen Woche gebe es nicht. Aber: „Ganz speziell in den letzten Wochen haben wir keine Häufung beobachtet. Vielmehr bereits seit dem letzten Winter“, erklärt Christian Giesa, Oberarzt/Leitung Infektiologie und Antibiotic Stewardship.
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Doch welche Gründe könnte es für den Anstieg geben? Mykoplasmen-Erkrankungen seien seit langer Zeit bekannt. Sie häuften sich gewöhnlich alle paar Jahre und vor allem in den Wintermonaten. Der aktuell übermäßige Anstieg von Mykoplasmen-Fällen könne am ehesten durch die schlechtere Immunität aufgrund der Kontaktbeschränkungen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie erklärt werden, so Giesa. In den meisten Fällen verlaufe eine Mykoplasmen-Infektion mild, mit Reizhusten, Abgeschlagenheit und gegebenenfalls Kopfschmerzen und leichtem Fieber.
Nicht jede Infektion führe auch zwangsläufig zu einer Lungenentzündung. Wenn eine solche aber auftrete, verlaufe diese meist milder als bei anderen Erregern der Lungenentzündung. „Am ehesten aufgrund der insgesamt erhöhten Zahl an Mykoplasmen-Infektionen sehen wir aber seit dem letzten Winter vermehrt Patienten mit schweren und hartnäckigen Symptomen wie starkem Husten, Luftnot und ausgeprägter Abgeschlagenheit.“ Lebensbedrohliche Verläufe seien möglich, aber sehr selten.
„Ganz speziell in den letzten Wochen haben wir keine Häufung beobachtet. Vielmehr bereits seit dem letzten Winter.“
Vor allem bei Kindern und jungen Menschen komme es gehäuft zu Mykoplasmen-Infektionen. In Jahren mit Mykoplasmen-Häufung seien sie bei Menschen unter 40 Jahren die häufigsten Erreger der Lungenentzündung. Allerdings seien schwere Verläufe im hohen Lebensalter und bei Immungeschwächten wahrscheinlicher. Eine Impfung zum Schutz gebe es nicht – anders als gegen in der Regel schwerer krank machende Erreger wie Influenza oder Pneumokokken, so Giesa.
Keine Mykoplasmen-Infektionen bei der St.-Elisabeth-Gruppe in Herne
In den Häusern der St.-Elisabeth-Gruppe würden aktuell keine Patientinnen und Patienten behandelt, bei denen Mykoplasmen-Pneumonie nachgewiesen wurde, so Jutta Sprenger, Oberärztin, Klinik für Innere Medizin im St. Anna Hospital. Die Zahl der Patienten, bei denen Mykoplasmen-Pneumonie nachgewiesen wurde, sei in den letzten Wochen auch nicht gestiegen.
Die folgenden Symptome können laut Sprenger durch Mykoplasmen-Pneumonie ausgelöst werden: trockener (Reiz-)Husten, Fieber, Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Müdigkeit. Mykoplasmen-Pneumonie könne Rachenentzündung, Bronchitis oder Lungenentzündung auslösen, müsse dies jedoch nicht. Wie bei fast allen ansteckenden Erkrankungen könnten immungeschwächte Menschen auch häufiger an der Mykoplasmen-Pneumonie erkranken. Behandelt werde sie mit Antibiotika-Tabletten, so die Oberärztin.