Herne. Auf dem Rückweg ins Jugendgefängnis klaut ein verurteilter Räuber (20) aus Herne ein Fahrrad. Vor Gericht verrät er, was ihn geritten hat.
Weil er drauf und dran war, zu spät aus dem Hafturlaub zurückzukehren, hat ein Häftling aus Herne am Bahnhof in Hövelhof ein Fahrrad geklaut – und ist zum dortigen Jugendgefängnis geradelt. Da er gefilmt wurde, am Ende trotzdem zu spät kam und sich jetzt auch noch vor Gericht wiederfand, entpuppte sich der Diebstahl als absoluter Flop.
Es war der 29. Mai 2023, als der heute 20-Jährige und ein Mithäftling unbedingt pünktlich wieder in die Jugendstrafanstalt Hövelhof zurückkehren wollten. Beide hatten zuvor Langzeiturlaub gehabt, beide waren mit dem Zug unterwegs gewesen, beide fürchteten Konsequenzen, wenn sie die spätmöglichste Rückkehrzeit verpassen.
Am Bahnhof in Hövelhof beschloss das Duo damals, ein am Fahrradständer gesichertes Fahrrad loszureißen und mit diesem loszuradeln – einer auf dem Sattel, der andere hinten drauf. Über die „dumme Idee“, ausgerechnet am Ort der eigenen Haftanstalt vor laufender Überwachungskamera einen Rad-Diebstahl zu verüben, sagte der Herner: „An solchen Sachen merkt man, dass wir noch Kinder im Kopf sind. Ich möchte mich entschuldigen.“
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Fakt ist: Trotz des Fahrrad-Klaus war der 20-Jährige mit seinem Begleiter damals zu spät am Gefängnis eingetroffen. Fakt ist auch: Weil der Diebstahl im Gefängnis schnell bekannt geworden war, traf ihn dort auch schnell eine erste Sanktion. „Er hat das teuer bezahlt“, sagte Verteidiger Ingo Benninghoven.
Denn der 20-Jährige wurde unverzüglich in eine andere Jugendhaftanstalt nach Heinsberg verlegt. Sämtliche Vorzüge, die er sich im Strafvollzug bis dahin erarbeitet hatte, wurden ihm fortan rigoros gestrichen. Auch die angestrebte vorzeitige Haftentlassung nach zwei Dritteln der Strafzeit. „Das war für mich wirklich eine mentale Abhärtung. Es gab für mich keine Lockerungen mehr. Außer meiner Arbeit in der Haft war ich praktisch nur alleine auf der Zelle“, sagte der Angeklagte am Mittwoch, 25. September, vor dem Bochumer Jugendschöffengericht.
JVA Heinsberg? „Da will ich nie im Leben wieder rein“
Die Jugendhaftstrafe in Höhe von 18 Monaten wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung hat er buchstäblich bis zur letzten Minute des letzten Tages abgesessen. Die Justizvollzuganstalt Heinsberg ist für den Herner heute ein rotes Tuch. Sein Kommentar: „Da will ich nie im Leben wieder rein.“
Das Jugendschöffengericht Bochum sah am Ende davon ab, den vorbestraften Herner wegen des Rad-Diebstahls nachträglich noch zu verurteilen. Das Strafverfahren wurde gegen eine Betreuungsweisung vorläufig eingestellt. So soll der 20-Jährige bei alltäglichen Schwierigkeiten und der Jobsuche unterstützt werden.