Herne. Wiedersehen mit einer ehemaligen Herner Spitzenpolitikerin im Fernsehen, Abschied von einem CDU-Urgestein: der Wochenrückblick im Politgeflüster.
Von der Linkspartei zur Herner SPD und dann abgetaucht
Eine neue Ausgabe des ARD-Formats „Die 100 – was Deutschland bewegt“ hat nach der Ausstrahlung am Montag um 21.15 Uhr eine Art medialen Shitstorm ausgelöst. Am Titel der von Ingo Zamperoni (Tagesthemen) moderierten Sendung - „Ist die AfD eigentlich ein Problem?“ – stieß sich seltsamerweise kaum jemand. Als ob es kein Problem wäre, wenn eine in weiten Teilen rechtsextreme Partei Wahlsiege erringt und demokratische Parteien in der Migrationsdiskussion fast 1:1 AfD-Positionen übernehmen. Immerhin: Für Zuschauerinnen und Zuschauer aus Herne gab es ein Wiedersehen mit der früheren Linken- und SPD-Politikerin Bärbel Beuermann.
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Als eine von „Die 100“ wurden sie und 99 weitere Bürgerinnen und Bürgern wie in einer Kindersendung über ein Spielfeld gehetzt, wo sie immer wieder ihre Einstellung zur AfD verorten mussten. Und zur Mitte der in der ARD-Mediathek abrufbaren Sendung durfte die einstige Linken-Fraktions-Chefin im NRW-Landtag dann auch kurz eine Nachfrage Zamperonis beantworten und davor warnen, die AfD zu verharmlosen (Minute 30:31). Vorgestellt wurde die 69-Jährige in einer Einblendung so: „69 Jahre, Düsseldorf, ehemalige Abgeordnete Die Linke“. Ob Beuermann noch der SPD angehört, zu der sie 2014 in Herne öffentlichkeitswirksam übergetreten war, um dann kurz darauf politisch abzutauchen, ließ der TV-Sender offen.
Vize-Kanzler-Auftritt in Herne mit Öko-Sneakern
Über den Besuch von Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) im Herner Evonik-Werk ist eigentlich alles geschrieben und gesagt worden. Mit einer Ausnahme: Was trug der Bundeswirtschaftsminister eigentlich für auffällige Turnschuhe zu seinem Anzug? Eine Antwort ist in einem früheren Bericht des Modefachmagazins „Hamburger Morgenpost“ zu finden: Es handelte sich um Skater-Sneaker der in Rio gegründeten Öko-Marke Cariuma. Kostenpunkt: rund 100 Euro. Turnschuhe zum Anzug: An diesem Trend sind, wie an allen anderen Übeln dieser Welt, natürlich die Grünen schuld – machte doch einst Joschka Fischer bei seiner Vereidigung als Landesminister in Hessen Turnschuhe erstmals salonfähig.
Politisch wach, kritisch und ein Bankräuber-Schreck
Ernste Worte wählte Bezirksbürgermeister Mathias Grunert in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen, als er die Verdienste des kürzlich im Alter von 85 Jahren verstorbenen Christdemokraten Josef Kohlenbach würdigte. Der Sodinger – nach seiner Zeit in der Bezirksvertretung viele Jahre im Rat und bis 2004 Fraktionsvorsitzender – habe sich auf vielfache Weise verdient gemacht und sei in Herne eine der „prägenden Politikerpersönlichkeiten“ gewesen, so Sozialdemokrat Grunert. Und: Er sei politisch wach, aber nie unkritisch gewesen. Das bekam zuletzt in der CDU nach der OB-Wahl 2015 auch die damalige Parteispitze um Markus Schlüter zu spüren, die Kohlenbach aufgrund des „katastrophalen“ Ergbnisses für CDU-Kandidat Peter Neumann-van Doesburg zum Rücktritt aufforderte.
Auch die WAZ würdigte 2009 Kohlenbach zu dessen 70. Geburtstag, und zwar als „politischen Haudegen, wie sie heutzutage beinahe ausgestorben sind“. Und auch diese Episode wollten die Kollegen den Leserinnen und Lesern damals nicht vorenthalten: „In den Siebzigern ist er als Chef der Deutschen Bank in Castrop-Rauxel mal von einem bewaffneten Räuber heimgesucht worden. Der Kriminelle und seine Beute kamen nicht weit. Josef Kohlenbach stellte beides sicher, und glücklicherweise betrat zur rechten Zeit der Ruhr-Barde Ährwin Weiss die Szenerie, der dem Spitzbuben beinahe sämtliche Knochen gebrochen hätte.“ Zu seinem 70. wünschte sich Kohlenbach damals übrigens Gesundheit und „ein paar gute Leute für die Herner CDU“.