Herne. . Der ehemalige CDU-Fraktions-Chef Josef Kohlenbach fordert nach der schweren Niederlage der CDU bei der OB-Wahl den Rücktritt der Parteispitze.
Nach der schweren Niederlage der CDU bei der OB-Wahl meldet sich Ex-CDU-Fraktionschef Josef Kohlenbach zu Wort. Die 18,5 Prozent für den CDU-OB-Kandidaten Peter Neumann-van Doesburg seien „ein Debakel ersten Ranges“, sagt er zur WAZ. Er fordert die „Kandidatenmacher“, allen voran den CDU-Kreisvorstand, zum „sofortigen Rücktritt“ auf.
Kohlenbach, 76, hat sich in den vergangenen Jahren öffentlich nicht zum Zustand der Union geäußert. Nun ist dem Sodinger, bis 2004 Fraktionschef der Union, aber offensichtlich der Kragen geplatzt. Kandidat und Wahlkampf seien ein Desaster gewesen, sagt er zur WAZ. Neumann-van Doesburg aufzustellen, sei ein gravierender Fehler gewesen, den die Spitzen der Herner CDU nicht verhindert hätten, kritisiert er. Und: „Die Aufstellung dieses Mannes mit so wenig Unterstützung und so viel Ablehnung, selbst in der eigenen Partei, war einfach unzumutbar.“ Damit spielt er auf die 62,5 Prozent der Stimmen an, die Neumann-van Doesburg im Frühjahr auf dem Kreisparteitag bei der Wahl zum Parteivize erhalten hat. Markus Schlüter, sein Nachfolger als Fraktionschef und mittlerweile auch Parteichef, sei für Neumann-van Doesburg eingetreten: „Er hätte die Situation besser einschätzen können.“ Weil er das nicht getan habe, müsse er nun mit dem gesamten Kreisvorstand gehen.
Kein gutes Haar lässt „Jupp“ Kohlenbach auch am OB-Wahlkampf seiner Partei. Die Aussage von Ingrid Fischbach, der CDU-Bundestagsabgeordneten - sie hatte von einem „tollen Wahlkampf“ („Unser Peter hat gekämpft“) gesprochen – treffe nicht zu. Neumann-van Doesburg habe sich passiv verhalten, keine Akzente gesetzt. Als Krönung habe er ein „Zirkus-Pauken-Plakat“ präsentiert. Das, so Kohlenbach, „hat gewiss zu einer weiteren Nichtbeteiligung von Wahlberechtigten geführt“.
1500 Mitglieder verloren
Nach dem Ergebnis der OB-Wahl macht sich Kohlenbach Sorgen um die Zukunft der Union. In den 70er-Jahren habe sie über 2100 Mitglieder gehabt, heute seien es gerade mal über 600. Ein „Weiter so“ an der Spitze dürfte es nicht geben. „Alle Beteiligten in dieser Sache schaden der CDU, der Stadt Herne sowie unserer gesamten Demokratie“, meint der 76-Jährige.
Parteichef Markus Schlüter zeigt sich überrascht von der Kritik und nennt sie „die private Meinung“ eines einzelnen Bürgers. In der Union habe sich Kohlenbach nicht zu Wort gemeldet, weder im Vorfeld der Wahl noch danach. Hinterher Kritik zu üben, sei einfach. „Er hätte ja mitmachen können beim Wahlkampf“, so Schlüter.