Herne. Rund 4,2 Millionen Menschen sollen die Cranger Kirmes 2024 besucht haben. So viele wie seit zehn Jahren nicht. 2025 gibt es eine Änderung.

Schluss. Aus. Vorbei: Mit einem Endspurt bei bestem Wetter am Sonntag endete die Cranger Kirmes 2024. Und am Ende, so schätzen die Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz am Sonntagmittag, werden insgesamt rund 4,2 Millionen Besucher vor Ort gewesen sein, um das ganz besondere Kirmesflair zu genießen. Das seien so viele wie seit mindestens zehn Jahren nicht, heißt es. Entsprechend positiv fällt auch die Bilanz aus – auch wenn es dennoch ein paar negative Punkte gibt, die aufgestoßen sind.

„Über das Wetter kann sich in diesem Jahr keiner beschweren“, steigt Kirmesdezernent Frank Burbulla in sein Fazit ein, war dieses Thema in den vergangenen Jahren doch häufig Grund zum Klagen. Im vergangenen Jahr ist die Kirmes sprichwörtlich ins Wasser gefallen und es machte kaum einen Unterschied, ob man die Wildwasserbahn besuchte und dadurch nass wurde oder gleich vom Himmel. In den Vorjahren war es oft zu heiß, sodass sich die Besucher alle erst zum Abend hin auf die Kirmes drängten. Dieses Jahr sei dies anders gewesen. „Bei der hohen Besucherzahl, die wir dieses Jahr hatten, kamen die Menschen sehr gut über den Tag verteilt“, erläutert Werner Friedhoff, Fachbereichsleiter Öffentliche Ordnung bei der Stadt Herne. Für die Schausteller sei dies deutlich besser.

Besonders an den Wochenenden (aber auch darüber hinaus) war die Cranger Kirmes in diesem Jahr gut besucht - so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Besonders an den Wochenenden (aber auch darüber hinaus) war die Cranger Kirmes in diesem Jahr gut besucht - so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Kirmesdezernent Burbulla spricht von einer „friedlichen, ausgelassenen Stimmung“ auf dem Platz. Man merke, dass sich die Menschen bei all den negativen Themen nach solch einer Veranstaltung sehnten. Auch Polizei, Feuerwehr und DRK ziehen weitestgehend eine positive Bilanz. Die Einsatz-Zahlen lägen etwa auf dem Niveau von Vor-Corona-Zahlen, so Benedikt Harting, Gesamteinsatzleiter DRK. 654 Hilfeleistungen waren es beim DRK bis zum Sonntagmittag insgesamt.

Die Feuerwehr spricht von 61 Einsätzen des Rettungsdienstes sowie 160 gemeldeten Unfällen, die an das DRK weitergeleitet wurden. Einen kleinen Brandeinsatz habe es bei der Stromverteilung eines Getränkestandes gegeben. Zudem häufe sich die Zahl von sogenannten Taschenanrufen, bei denen sich das Handy selbstständig macht, sagt Dennis Metzner von der Berufsfeuerwehr Herne. Laut Feuerwehr habe es einen schwerwiegenden Fall von Notrufmissbrauch gegeben. Zudem sinke die Hemmschwelle gegenüber Einsatzkräften, beobachtet Metzner. „Das respektlose Verhalten reichte bis hin zu Beleidigungen und Provokationen gegenüber den Einsatzkräften“, so die Feuerwehr.

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Die Polizei meldet einen schweren Vorfall an diesem Wochenende: Im Nachgang des Kirmesbesuches sei es am frühen Samstagmorgen, 10. August, um 2.25 Uhr zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen auf der Dorstener Straße gekommen. Dabei wurde laut Polizei ein 47-jähriger Mann aus Bottrop durch einen Messerstich verletzt. Lebensgefahr besteht nach derzeitigem Kenntnisstand nicht, die Ermittlungen dauern an, so die Polizei weiter.

Insgesamt sei es zu 156 Polizeieinsätzen gekommen; 71 Strafanzeigen wurden geschrieben. Die Zahl der Verkehrsunfälle im Kirmesumfeld sei im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken; die Zahl der Vermisstenfälle (insgesamt 13) deutlich. Zwar seien die meisten Einsätze wegen Körperverletzungen gewesen, doch insgesamt hätten diese auf konstant niedrigem Niveau gelegen, so die Polizei weiter.

Frank Burbulla, Kirmesdezernent in Herne, fordert die zuständigen Behörden auf, die Hubschrauberrundflüge über die Cranger Kirmes nächstes Jahr nicht mehr zu genehmigen.

„Wir sollten uns in diesem Jahr ganz besonders für die Geduld der Anwohner bedanken“

Frank Burbulla

Besonders viele Platzverweise musste die Polizei am Freitagabend, 9. August, aussprechen: alleine an diesem Abend 67 Stück. An den Kirmestagen waren es insgesamt 92. Elf Personen wurden in den vergangenen Tagen in Gewahrsam genommen, dazu gab es vier Festnahmen, bilanziert die Polizei weiter.

„Wir sollten uns in diesem Jahr ganz besonders für die Geduld der Anwohner bedanken“, betont Burbulla. „Es gab in diesem Jahr Nebengeräusche, die wir in den nächsten Jahren nicht gerne hier hätten.“ Das seien vor allem die Hubschrauberrundflüge, die dieses Jahr an den Wochenenden zum ersten Mal angeboten wurden und wegen der starken Lärmbelästigung für großen Ärger gesorgt hatten. Die Stadt Herne konnte aber nichts dagegen tun, da die Flüge in Herten starteten und der Betreiber dort die Genehmigung erhalten hatte (die WAZ berichtete).

Cranger Kirmes beginnt 2025 bereits Ende Juli

Burbulla appelliert an die Genehmigungsbehörden, Hubschrauberrundflüge im Umfeld der Cranger Kirmes genehmigen, für die nächsten Jahre intensiv prüfen, ob solche Rundflüge das sind, was man bei einer solchen Großveranstaltung noch zusätzlich brauche. Die Geräuschbelastung werde so für die Anwohner verdoppelt. Zudem bittet er die Schausteller, sich im kommenden Jahr an die Schließzeiten zu halten. Es könne nicht sein, dass es darüber hinaus Partys gebe, die die Anwohner zusätzlich belasteten.

Punkte, die im kommenden Jahr noch besser umgesetzt werden sollen. Dann, wenn die Cranger Kirmes schon mit einer Neuheit starten wird. Denn erstmals wird die Cranger Kirmes 2025 bereits im Juli beginnen, kündigt Kirmesdezernent Burbulla an. Start wird Donnerstag, der 31. Juli sein, das Ende am Sonntag, 10. August.