Herne. Moderne Technik soll Bademeister warnen, wenn sich Gäste im Wasser ungewöhnlich verhalten. Wird es diese Kameras bald auch in Herne geben?

Das klingt ein bisschen nach Science Fiction: mit künstlicher Intelligenz Leben von Badegästen retten. Spätestens seit dem vergangenen Jahr wird künstliche Intelligenz in vielen Bereichen des Alltags immer präsenter – auch beim Schwimmen. Zuletzt wurde im April ein KI-basiertes Rettungssystem im Unibad in Bochum-Querenburg eingeführt, um zu testen, ob das Schwimmen dadurch sicherer wird. Auch in Herne wird das Thema diskutiert. Die WAZ-Redaktion hat bei dem Herner Bäderchef Lothar Przybyl nachgefragt.

KI-gestützte Alarmsysteme in Schwimmbädern

Mithilfe von Kameras, die an der Schwimmbad-Decke installiert sind, analysieren KI-gestützte Systeme die Bewegungsmuster der Badegäste im Wasser. Bei ungewöhnlichen Bewegungen bekommen die Fachangestellten für Bäderbetriebe nach wenigen Sekunden ein Alarmsignal auf eine Smartwatch gespielt, die alle Mitarbeitenden am Handgelenk tragen. Ihnen wird angezeigt, wo genau eine untypische Bewegung registriert wurde. Daraufhin handeln die Bademeister.

Die KI-gesteuerte Uhr sendet bei einem Badeunfall ein Alarmsignal an die Beschäftigten im Unibad in Bochum-Querenburg (Archivfoto).
Die KI-gesteuerte Uhr sendet bei einem Badeunfall ein Alarmsignal an die Beschäftigten im Unibad in Bochum-Querenburg (Archivfoto). © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das KI-gestützte Alarmsystem soll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten. Vorreiter des neuen Systems war ein Hallenbad in Wiesbaden, gefolgt von Bädern in Lippstadt, Bochum und Gummersbach. Auch Mülheim sei im Austausch über eine Einführung.

Bäderchef Lothar Przybyl hat sich das KI-gestützte Alarmsystem in Bochum angeschaut (Archivfoto).

„Es geht um die Sicherheit der Badegäste, die ist das höchste Gut.“

Bäderchef Lothar Przybyl

„Herne steht im intensiven Austausch mit Bochum“, sagt Bäderchef Lothar Przybyl und erklärt weiter: „Es geht um die Sicherheit der Badegäste, die ist das höchste Gut.“ Das Unibad in Bochum hat das System als erstes Bad im Ruhrgebiet angeschafft. Derzeit befindet es sich in der Testphase, in der es verschiedene Versuche mit Dummys und Personen gab, um zu schauen, wie das System anschlägt. Auch Przybyl habe sich das System vor Ort angeschaut.

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Sicherheit in Herner Bädern: So steht es um den Datenschutz

Ein Manko: Die technischen Hilfsmittel müssten zunächst angeschafft werden. Die anfänglichen Investitionen seien dementsprechend hoch. In Bochum wurden zehn Kameras an der Decke der Schwimmhalle angebracht. Kostenpunkt: 70.000 Euro für die Erstausstattung und eine monatliche Gebühr von 700 Euro. Sollte ein solches System im Sport- und Erlebnisbad Wananas in Herne eingeführt werden, sei von höheren Kosten auszugehen, sagt der Bäderchef. Da im Erlebnisbecken Bereiche wie die Grotte schwer einsehbar sind, seien mehr Kameras notwendig als in Bochum. „Jedes Bad hat seine spezifischen Herausforderungen“, hält er fest.

Mithilfe von Kameras an der Schwimmbad-Decke im Schwimmbad Bochum-Querenburg werden untypische Bewegungsmuster aufgezeichnet (Archivfoto).
Mithilfe von Kameras an der Schwimmbad-Decke im Schwimmbad Bochum-Querenburg werden untypische Bewegungsmuster aufgezeichnet (Archivfoto). © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Bislang schrecke ihn vor allem ab, dass die Software über einen ausländischen Anbieter gesteuert werde. Das Bochumer Schwimmbad versicherte der zuständigen WAZ-Redaktion, dass keine Bilder oder Filme gemacht werden, sondern die Daten von Personen in und am Wasser anonymisiert würden. Die Datensicherheit sei demnach gewährleistet. Gleichzeitig habe es einige Fehlalarme gegeben. Da es sich um ein lernendes System handele, wie die WAZ-Redaktion in Bochum berichtete, sollen diese langfristig reduziert werden. Daten aus Bochum und anderen Bädern, in denen das System installiert ist, werden eingespeist, wodurch die Fehleranfälligkeit in allen Bädern verbessert werden soll.

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Der Herner Bäderchef möchte die Erfahrungen und Ergebnisse aus der Nachbarstadt hinsichtlich Datenschutz, Sicherheit und Störanfälligkeit abwarten, um auf dieser Grundlage weiter zu verfahren. Danach soll entschieden werden, ob im Sport- und Erlebnisbad Wananas eine Testphase zum Einsatz Künstlicher Intelligenz gestartet werde. „Wir müssen sehen, wie es sich entwickelt“, sagt er der WAZ-Redaktion.

Arbeitsplätze sollen durch das System nicht abgebaut werden, betont Przybyl. Das System unterstütze die Beckenaufsicht, könne sie aber nicht ersetzen. „Wenn sich der Mitarbeiter an der anderen Seite des Beckens befindet oder durch ein Gespräch mit einem Badegast abgelenkt ist, bekommt er trotzdem eine Meldung auf die Uhr. So können wir wertvolle Zeit sparen, um Leben zu retten.“