Herne. Nach einer Automatensprengung in Herne landet ein 21-Jähriger im Jugendgefängnis. Er hatte wohl Kontakt zur niederländischen Sprenger-Szene.
Ein ohrenbetäubender Knall, eine gewaltige Explosion – kurz danach lag der Eingangsbereich der Commerzbank in Herne-Mitte in Trümmern: Fast genau ein Jahr nach der nächtlichen Sprengung eines Geldautomaten an der Heinrichstraße ist einer der beiden Täter (21) am Bochumer Jugendschöffengericht verurteilt worden. Die Strafe: 14 Monate Jugendhaft.
+++ Hintergrund: So verlief die Sprengung in Herne +++
Komplizen für Coup angeworben - Bombe aus Holland
Der Verurteilte, ein in den Niederlanden gemeldeter Vater aus Marokko, war am 21. März in der Wohnung seiner Partnerin in Dortmund festgenommen worden. Wie bekannt wurde, waren ihm die Ermittler über seine Personalien auf die Spur gekommen, die er offenbar im Zuge des Kaufs eines auf der Flucht verwendeten (roten) Motorrollers hinterlassen hatte. Gegen einen Mittäter wird noch separat ermittelt. Der jetzt Verurteilte räumte ein, den Komplizen für den Coup „angeworben“ zu haben.
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Es war der 27. Juli 2023, als Anwohnerinnen und Anwohnern an der Heinrichstraße gegen vier Uhr nachts durch Explosionen aus dem Schlaf gerissen wurden. Der Angeklagte gab zu, dass er und ein Komplize die Automatensprengung verübt haben. „Ich war in finanziellen Schwierigkeiten, wollte für meine schwangere Frau sorgen“, hieß es zum Motiv in einer von dem Anwalt des 21-Jährigen verlesenen Erklärung. Auf die Idee, so der vorbestrafte Angeklagte weiter, habe ihn ein Mithäftling im Jugendgefängnis Herford gebracht. „Der hatte Kontakte zur Automatensprenger-Szene in Utrecht“, berichtete der 21-Jährige. Diese Info habe ihn sofort fasziniert. „Das Umfeld der Geldautomatensprenger war aufregend für mich“, so der Angeklagte. Für 2000 Euro „auf Pump“ habe er danach in Utrecht eine Fertigbombe erhalten. Weitere Details wolle er über die Sprenger-Szene „aus Angst“ nicht preisgeben.
„Der Geldautomat war zwar total kaputt, der Tresor aber weiter geschlossen“
In der Tatnacht habe sein Komplize mit einem Nothammer erst die Glastür der Bankfiliale zerstört, er selbst danach die Fertigbombe an dem Automaten angebracht. „Genauso, wie es mir die Leute vorher in Utrecht erklärt hatten“, beteuerte er. Es kam dann aber laut Anklage zu einem technischen Defekt. Die Explosion fiel viel heftiger aus, als von den Tätern angenommen. „Der Geldautomat war zwar total kaputt, der Tresor aber weiter geschlossen“, bilanzierte der Angeklagte.
„Sie haben keine Beute gemacht, einen riesigen Schaden angerichtet, sitzen auf 2000 Euro Schulden und in Haft“, lautete das Fazit von Richterin Maren Butscher. Eine Bewährungschance kam für das Gericht nicht in Frage. Das Urteil lautet auf Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und versuchten besonders schweren Diebstahl.
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